05.11.2013 Aufrufe

Impuls 2007 - iti-germany.de

Impuls 2007 - iti-germany.de

Impuls 2007 - iti-germany.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

lang es, nicht nur die Belgra<strong>de</strong>r Lokalpol<strong>iti</strong>k, son<strong>de</strong>rn die<br />

offizielle serbische Pol<strong>iti</strong>k und pol<strong>iti</strong>sche Vertreter aller<br />

Balkanlän<strong>de</strong>r an einen Tisch zu bekommen. Das klingt<br />

sehr harmlos, war aber ein extrem schwieriger Prozess.<br />

In einer sehr offenen Diskussion über Chancen von Zivilgesellschaft,<br />

sprich Kunst und Kultur, – die durch die<br />

Anwesenheit von Europapol<strong>iti</strong>kern erst möglich wur<strong>de</strong><br />

– konnte bei <strong>de</strong>n Zuhörern in Serbien ein Denkprozess<br />

angeregt und eine Aktivität ermöglicht wer<strong>de</strong>n, die bereits<br />

jetzt Früchte trägt. Es ist sozusagen <strong>de</strong>r Dialog „Zivilgesellschaft<br />

und Pol<strong>iti</strong>k“, <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> an Stellen, wo<br />

es bisher un<strong>de</strong>nkbar war, sehr viel bewirkt, und ich bin<br />

überzeugt davon, dass auch bei uns diese Wirksamkeit<br />

noch viel zu wenig genutzt wird. Das ist die eigentliche<br />

Hauptzielrichtung: die Zivilgesellschaft in die<br />

Verantwortung zu bringen, um mit dieser Kraft die<br />

Pol<strong>iti</strong>k in Europa hin zu einer kulturellen Pol<strong>iti</strong>k, zu einer<br />

pol<strong>iti</strong>schen Kultur zu bringen. Das ist <strong>de</strong>r Hauptansatz,<br />

hier liegt <strong>de</strong>r Schwerpunkt <strong>de</strong>r Aktivitäten.<br />

Schnei<strong>de</strong>r:<br />

Wenn ich noch einmal nachfragen darf: Welche<br />

konkreten Ziele verfolgen Sie? Welche Strukturen sollen<br />

entstehen? Vielleicht können Sie das noch einmal<br />

pointieren.<br />

Kulturpol<strong>iti</strong>sche<br />

Netzwerke<br />

In<strong>iti</strong>ative „Europa eine<br />

Seele geben“<br />

Hertling:<br />

Im Prinzip kann ich nur wie<strong>de</strong>rholen:<br />

Unser Ziel ist es, <strong>de</strong>m<br />

Selbstbewusstsein <strong>de</strong>r Zivilgesellschaft<br />

eine Plattform zu ge-<br />

ben und es im pol<strong>iti</strong>schen Prozess zu stärken. In <strong>de</strong>r<br />

letzten Konferenz, die diese In<strong>iti</strong>ative im November<br />

2008 plant, sollen <strong>de</strong>r nationalen und europäischen<br />

Pol<strong>iti</strong>k zwei so genannte Weißbücher GL übergeben wer<strong>de</strong>n,<br />

um anhand zahlreicher Belege konkret zu zeigen,<br />

wie kulturelle und künstlerische Prozesse Strukturen in<br />

Europa beeinflussen und verän<strong>de</strong>rn können. Daran<br />

arbeitet kontinuierlich eine große Arbeitsgruppe. Die<br />

an<strong>de</strong>re I<strong>de</strong>e, mit <strong>de</strong>r diese zivilgesellschaftliche Kraft<br />

bewiesen wer<strong>de</strong>n kann und soll, beschäftigt sich mit<br />

<strong>de</strong>m Thema Städte und Regionen. Es geht darum,<br />

in Städten und Regionen das Bewusstsein dafür zu<br />

schärfen, dass dort die europäische Kultur entsteht<br />

und <strong>de</strong>mzufolge dort die Verantwortung für europäische<br />

Kultur wachsen muss. Auch hier gibt es sehr<br />

konkrete Arbeitsschritte mit vielen Partnern quer durch<br />

Europa bis nach Istanbul. Wir gehen hier sogar so weit<br />

zu sagen, dass Istanbul ein Mo<strong>de</strong>ll für ein zukünftiges<br />

Europa sein könnte. Bei <strong>de</strong>r Bewerbung Istanbuls um<br />

die Kulturhauptstadt Europas 2010 ist es <strong>de</strong>r Zivilgesellschaft<br />

gelungen, <strong>de</strong>n Zuschlag zu bekommen, gera<strong>de</strong><br />

weil keine kulturpol<strong>iti</strong>schen Strukturen in <strong>de</strong>r Stadt existierten<br />

und eine breite Kooperation daher nicht erst<br />

bereits bestehen<strong>de</strong> Strukturen zu überwin<strong>de</strong>n hatte.<br />

Das kann als Mo<strong>de</strong>ll dafür stehen, wie zivile Kraft außerhalb<br />

von festgelegten Strukturen etwas erreichen kann.<br />

Und eine Stadt wie Istanbul könnte hier in <strong>de</strong>r Tat zu<br />

einem Mo<strong>de</strong>ll für Europa wer<strong>de</strong>n.<br />

Mobilität<br />

Noch ein Wort zur Mobilität,<br />

einem Thema, mit <strong>de</strong>m wir uns<br />

sehr entschie<strong>de</strong>n auseinan<strong>de</strong>rsetzen,<br />

auch in Kontakten zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Kommissionen<br />

in Brüssel. Es geht dabei nicht nur um Reise-<br />

mittel, es geht auch um sehr praktische Fragen, wie<br />

z.B. die Visa-Beschaffung. Wir kämpfen mit <strong>de</strong>m Stability<br />

Pact GL , mit Kommissar Olli Rehn* für eine Verbesserung<br />

dieser Situation, die ich an einem Beispiel noch<br />

einmal illustrieren möchte. Auf unserem Forum in Belgrad<br />

konnten Referenten und Teilnehmer nicht erscheinen,<br />

weil sie in letzter Sekun<strong>de</strong> kein Visum bekommen<br />

hatten. Die Tatsache, dass Bulgarien und Rumänien<br />

jetzt EU-Mitglie<strong>de</strong>r sind, hat eine neue Grenze mit einer<br />

neuen Visa-Frage östlich von Bulgarien und Rumänien<br />

geschaffen und damit Kontakte abgeschnitten, die<br />

über Jahre gut funktioniert haben. Dazu kommt in dieser<br />

Region die Problematik <strong>de</strong>r europäischen Budgets,<br />

die entwe<strong>de</strong>r für EU-Mitglie<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Nicht-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

gedacht sind, und merging funds sind auf bei<strong>de</strong>n Seiten<br />

ganz schwierig zu organisieren. Es entsteht also eine<br />

neue Abschottung in eine Richtung, in <strong>de</strong>r wir sie absolut<br />

nicht erwartet haben. Auch so konkrete Fragen<br />

gehören zum Thema Mobilität, und hier nutzen wir<br />

ebenfalls unsere Kontakte über das Steering Committee<br />

GL , um diese Frage sehr direkt anzugehen und eine<br />

Lösung zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Schnei<strong>de</strong>r:<br />

Ich glaube, es ist wichtig, dass man immer wie<strong>de</strong>r<br />

darauf hinweist, dass Europa nicht die Europäische Union<br />

allein ist. Europa ist auch nicht ein Staatengebil<strong>de</strong>,<br />

son<strong>de</strong>rn Europa sind natürlich die Europäer. Vor zwei<br />

Wochen lud die Kulturpol<strong>iti</strong>sche Gesellschaft GL zum 4.<br />

Kulturpol<strong>iti</strong>schen Bun<strong>de</strong>skongress GL „kultur.macht.europa<br />

– europa.macht.kultur“ GL ein und entwickelte vor<br />

<strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Ergebnisse dieser Veranstaltung<br />

ein Papier mit <strong>de</strong>zidierten For<strong>de</strong>rungen in Bezug auf<br />

unser Feld, die darstellen<strong>de</strong>n Künste in Europa. Herr<br />

Sievers, wenn Sie <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>skongress GL in Bezug zu<br />

unser Problematik hier bringen – welche Punkte wür-<br />

<strong>de</strong>n Sie benennen?<br />

Sievers:<br />

Die Kulturpol<strong>iti</strong>sche Gesellschaft<br />

GL ist eine Vereinigung,<br />

Kulturpol<strong>iti</strong>sche<br />

Netzwerke<br />

Bsp. Kulturpol<strong>iti</strong>sche<br />

Gesellschaft<br />

die aus Einzelpersonen besteht, im Unterschied zu an<strong>de</strong>ren<br />

Verbän<strong>de</strong>n, die in unterschiedlichsten Pos<strong>iti</strong>onen<br />

an <strong>de</strong>n unterschiedlichsten Knotenpunkten dieses sehr<br />

komplizierten Netzwerkes ‚Kulturpol<strong>iti</strong>k’ in Deutschland<br />

aktiv sind. Ich weiß nicht, ob es in Europa eine vergleichbare<br />

Organisation gibt, bislang bin ich noch auf<br />

keine gestoßen, aber durch diese Beson<strong>de</strong>rheit haben<br />

wir auch die Möglichkeit, bestimmte Themen zu setzen<br />

und in <strong>de</strong>n Köpfen und im Bewusstsein von Menschen<br />

zu verankern. Das versuchen wir mit unterschiedlichen<br />

Mitteln zu erreichen, z.B. durch Tagungen, Konferenzen,<br />

aber auch durch unsere Zeitschrift „Kulturpol<strong>iti</strong>sche<br />

Mitteilungen“, durch Bücher, Publikationen usw.<br />

Denn Kulturpol<strong>iti</strong>k wird letztlich in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Organisationen von Menschen gemacht. Das vielleicht<br />

als Vorbemerkung. Die internationale Orientierung ist<br />

im Übrigen bei uns schon seit 30 Jahren präsent. Das<br />

steht schon in <strong>de</strong>r Grundsatzerklärung. Kulturpol<strong>iti</strong>k<br />

ist grundsätzlich immer international auszurichten.<br />

Als wir uns in <strong>de</strong>r Kulturpol<strong>iti</strong>schen Gesellschaft GL im<br />

* Olli Rehn, finnischer Pol<strong>iti</strong>ker und EU-Erweiterungskommissar in <strong>de</strong>r Kommission<br />

von José Manuel Durão Barroso<br />

Die Pol<strong>iti</strong>schen Debatten<br />

43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!