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Impuls 2007 - iti-germany.de

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Panel:<br />

„Hin<strong>de</strong>rnisse abbauen, För<strong>de</strong>rung ausbauen - Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />

die Kulturpol<strong>iti</strong>k“<br />

Hans Heinrich Bethge (Berichterstatter <strong>de</strong>s Kulturausschusses<br />

<strong>de</strong>r KMK), Rolf Bolwin (Direktor Deutscher<br />

Bühnenverein), Cord Meier-Klodt (Auswärtiges Amt,<br />

Referatsleiter „Grundsatzfragen Kultur“), Dr. Gerhard<br />

Sabathil (Leiter <strong>de</strong>r Vertretung EU-Kommission in<br />

Deutschland), Daphne Tepper (European Forum for<br />

the Arts and Heritage, Brüssel)<br />

Mo<strong>de</strong>ration: Walter Heun (Joint Adventures, München)<br />

Heun:<br />

Wir wer<strong>de</strong>n jetzt in kürzester Zeit versuchen, die<br />

vielen Gedanken, die heute zum Thema Hin<strong>de</strong>rnisse<br />

abbauen, För<strong>de</strong>rung ausbauen geäußert wur<strong>de</strong>n, in<br />

ein halbwegs stringentes Anfor<strong>de</strong>rungsprofil an die<br />

Kulturpol<strong>iti</strong>k zu bekommen. Ich möchte eingangs gern<br />

Rolf Bolwin bitten, hier kurz die Ergebnisse <strong>de</strong>r Pearle*-<br />

Studie „Impediments to Mobility“ GL über Mobilität in<br />

Europa zu referieren.<br />

Bolwin:<br />

Wenn man sich die Studie von Richard Polácek ansieht,<br />

dann stellt man fest, dass sich die Hin<strong>de</strong>rnisse<br />

für europäisches Koproduzieren und <strong>de</strong>n Austausch<br />

von Produktionen auf verschie<strong>de</strong>ne<br />

Mobilität Rechtsgebiete verteilen. Das betrifft<br />

die Bereiche Steuerrecht, Sozialversicherungsrecht,<br />

Aufenthaltsrecht, Arbeitsrecht und<br />

<strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Urheberrechte.<br />

Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter ins Detail<br />

gehen, aber ich glaube, es ist allen bewusst, dass es<br />

in diesen Bereichen erhebliche Schwierigkeiten gibt.<br />

Diese wur<strong>de</strong>n bereits in verschie<strong>de</strong>nen Papieren, in<br />

<strong>de</strong>nen von Richard Polácek, aber auch in Papieren <strong>de</strong>r<br />

europäischen Union, aufgezeigt. Für mich ist daher die<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frage: Warum tut sich eigentlich nichts?<br />

Wenn man mit Pol<strong>iti</strong>kern über diese Probleme spricht,<br />

dann ist die erste Antwort: Schreiben sie mir das doch<br />

mal bitte auf. Und dann sagt man: Das haben wir<br />

schon zehn Mal aufgeschrieben. Wir können es auch<br />

noch ein elftes Mal aufschreiben, aber dadurch wird es<br />

auch nicht besser.<br />

O<strong>de</strong>r man veranstaltet Konferenzen wie diese und<br />

wir diskutieren alle über die Probleme und vielleicht<br />

auch noch darüber, wie wir sie individuell in einem Theater,<br />

für eine Gruppe von Künstlern lösen können. Aber<br />

keiner <strong>de</strong>nkt darüber nach, wie wir das Gesamtproblem<br />

endlich aus <strong>de</strong>r Welt schaffen können, damit wir mit<br />

<strong>de</strong>m, was künstlerisch geschieht, beweglicher wer<strong>de</strong>n.<br />

Ich unterstütze ausdrücklich, was Nele Hertling vorhin<br />

sagte: Es sind die Künste und die Künstler, die sich ihr<br />

Feld in Europa erobern müssen. Und ich wer<strong>de</strong> z. B. in<br />

Diskussionen über För<strong>de</strong>rungen nicht mü<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Union zu sagen: Es ist schön, dass es Netzwerke<br />

gibt, aber das Geld, das in <strong>de</strong>r Europäischen Union<br />

für Kunst und Kultur zur Verfügung steht – es ist ja<br />

ohnehin nicht so viel - sollte vor allem <strong>de</strong>n Künsten zu<br />

Gute kommen. Es sind die Künste, die das Geld brauchen<br />

und nicht die Netzwerke, die immer wie<strong>de</strong>r neu<br />

entstehen. Und um die Diskussion hier ein wenig anzuheizen,<br />

will ich jetzt kurz skizzieren, was man machen<br />

könnte, um einige dieser Probleme zu lösen.<br />

Wir könnten erstens sagen: Je<strong>de</strong>r Künstler wählt<br />

selbst einen Standort in <strong>de</strong>r europäischen Union, wo er<br />

sich überwiegend aufhält. Dort zahlt er seine Steuern<br />

und seine Sozialversicherungen. In an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn<br />

Europas zahlt er diese nicht mehr.<br />

Zweitens: Je<strong>de</strong> Produktion hat einen Standort, wo<br />

sie entsteht. Dort bekommt <strong>de</strong>r Produzent seine Urheberrechte.<br />

Damit kann er dann durch die gesamte<br />

Europäische Union reisen und muss sich nicht in <strong>de</strong>n<br />

Län<strong>de</strong>rn, in <strong>de</strong>nen er die Produktion zeigen will, die Urheberrechte<br />

je<strong>de</strong>s Mal neu besorgen.<br />

Und drittens: Ein Künstler, <strong>de</strong>r nicht aus Europa<br />

kommt, jedoch in einem Land <strong>de</strong>r Europäischen Union<br />

das Aufenthaltsrecht und eine Arbeitserlaubnis hat,<br />

kann mit einer Produktion ohne irgendwelche Hin<strong>de</strong>rnisse<br />

durch ganz Europa reisen. Er braucht keine zusätzlichen<br />

Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse in an<strong>de</strong>ren<br />

Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Europäischen Union.<br />

Das ist ein relativ einfaches Programm. Ich weiß,<br />

dass die Umsetzung kompliziert ist, aber ich fin<strong>de</strong>, dass<br />

man anfangen muss, über solche Lösungen zu re<strong>de</strong>n<br />

und nachzu<strong>de</strong>nken, weil wir uns ansonsten immer wie<strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>n kleinen Verästelungen <strong>de</strong>s Alltags verirren<br />

und nichts zu Stan<strong>de</strong> bringen. Ich bin <strong>de</strong>r Überzeugung,<br />

dass die Lösungen bisher daran scheiterten, dass<br />

alle letzten En<strong>de</strong>s nach einer Lösung suchten, die genauso<br />

kompliziert ist, wie das, was ohnehin schon existiert.<br />

Und damit kommen wir keinen Schritt weiter. Ich<br />

möchte, dass wir zu einer Diskussion kommen, in <strong>de</strong>r<br />

die Pol<strong>iti</strong>k endlich sagt: Jawohl, wir sehen die Probleme<br />

und wir möchten sie lösen. Und ich glaube, das ist auch<br />

das Anliegen von Pearle*. GL<br />

Heun:<br />

Das scheint mir ein zün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Gedanke zu sein. Haben<br />

Sie Vorschläge, wie das konkret umzusetzen ist?<br />

Bolwin:<br />

Die habe ich natürlich erst mal nicht, weil es selbstverständlich<br />

kompliziert ist. Aber ich glaube, wir müssen<br />

in einen Dialog darüber treten. Was nützt mir eine<br />

Europäische Konferenz, bei <strong>de</strong>r teilweise Spitzenpol<strong>iti</strong>ker<br />

<strong>de</strong>r Europäischen Union auftauchen, bei <strong>de</strong>r aber<br />

über nichts an<strong>de</strong>res gere<strong>de</strong>t wird als darüber, wie<br />

schön Kunst und Kultur ist. Das fin<strong>de</strong> ich ganz toll, aber<br />

unter <strong>de</strong>n real existieren<strong>de</strong>n Arbeitsbedingungen von<br />

Künstlern in diesem Europa nützt das wenig, allenfalls,<br />

dass wir uns ernst genommen fühlen, weil die Europäische<br />

Union sagt: Ja, Kunst und Kultur ist Klasse. Aber<br />

wer sagt das nicht. Es geht jetzt aber um ein konkretes<br />

Die Pol<strong>iti</strong>schen Debatten<br />

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