05.11.2013 Aufrufe

Impuls 2007 - iti-germany.de

Impuls 2007 - iti-germany.de

Impuls 2007 - iti-germany.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Europäisch kooperieren und produzieren“<br />

Entschuldigung, aber das muss ich so <strong>de</strong>utlich sagen.<br />

Auslän<strong>de</strong>rsteuer ist immer wie<strong>de</strong>r ein Thema, das<br />

man gern anmerkt, aber keiner reagiert – ich sag’s aber<br />

trotz<strong>de</strong>m wie<strong>de</strong>r.<br />

Die Stärkung und <strong>de</strong>r Aufbau von Produktionshäusern<br />

ist eine Selbstverständlichkeit, weil das allen<br />

Künstlern hilft. Das hat Thomas Lehmen heute sehr<br />

<strong>de</strong>utlich gesagt und ich kann das aus unserer Sicht nur<br />

unterstützen. Es hat nicht je<strong>de</strong>r die Möglichkeit, die<br />

Kraft und die Energie, so etwas selber aufzubauen, so<br />

wie wir das gemacht haben, und ich bin froh, dass wir<br />

das überhaupt noch tun können.<br />

Projektför<strong>de</strong>rung vs.<br />

Institutionelle För<strong>de</strong>rung<br />

Häuser aus finanzieller Sicht<br />

nicht generell wichtig. Es ist ein Zusammentreffen von<br />

Partnern. So etwas begrün<strong>de</strong>t sich darauf, dass man<br />

gemeinsame Interessen verfolgt, die nicht nur in finanzieller<br />

Hinsicht bestehen. Man muss auch wirklich an<br />

<strong>de</strong>m Künstler, <strong>de</strong>m Ensemble und <strong>de</strong>r künstlerischen<br />

Arbeit interessiert sein. Aus Sicht <strong>de</strong>r Künstler muss<br />

man <strong>de</strong>m Koproduzenten vertrauen können, d.h. wenn<br />

Absprachen getroffen wer<strong>de</strong>n, muss man sich darauf<br />

verlassen können, dass diese auch wirklich eingehalten<br />

wer<strong>de</strong>n und dass <strong>de</strong>r Koproduzent einem <strong>de</strong>n Rücken<br />

stärkt. Das ist vielleicht die konservative Vorstellung von<br />

einem guten Intendanten: Auch wenn die Premiere<br />

kein Erfolg ist, steht er trotz<strong>de</strong>m hinter <strong>de</strong>m Ensemble.<br />

Das halte ich nach wie vor für gültig.<br />

Projektför<strong>de</strong>rung vs.<br />

Institutionelle För<strong>de</strong>rung<br />

Koproduktionen sind<br />

für Künstler und auch für die<br />

Ein großes Problem ist das<br />

kurzfristige För<strong>de</strong>rn, das immer<br />

mehr Einzug hält. Man<br />

bekommt schnell Projektgel<strong>de</strong>r, die man in kürzester<br />

Zeit für unsinnige, spekulative Verträge und Kostenvoranschläge<br />

ausgeben muss, und eigentlich könnte<br />

man dieses Geld viel langfristiger anlegen und damit<br />

die wirkliche Arbeit längerfristig unterstützen. Das<br />

wür<strong>de</strong> bei<strong>de</strong>n Seiten nützen und wäre viel rentabler für<br />

die künstlerische Arbeit und die Aufführung selber.<br />

Wenn man nun fragt, was sich ein Künstler<br />

wünscht…<br />

Wenn es um Geld geht, wäre ich schon zufrie<strong>de</strong>n,<br />

wenn man zehn Prozent <strong>de</strong>r Agrarsubventionen in die<br />

Kultur stecken wür<strong>de</strong>; das wäre wirklich ein ernst zu<br />

nehmen<strong>de</strong>r Vorschlag, und von da aus könnte man<br />

dann weiter diskutieren.<br />

Freundt:<br />

Ich möchte die an<strong>de</strong>re Seite <strong>de</strong>s Produktionsprozesses,<br />

<strong>de</strong>n Produzenten, ansprechen. Hanns-Dietrich<br />

Schmidt von „Ruhr 2010 – Kulturhauptstadt Europas“<br />

ist bei uns. Die Kulturhauptstädte agieren ja auch als<br />

Produzenten mit beträchtlichem Potential.<br />

Schmidt:<br />

Ja, ich möchte Ihr Augenmerk, wenn wir über „Europäisch<br />

koproduzieren“ re<strong>de</strong>n, natürlich auch auf das<br />

Projekt „Kulturhauptstadt“ lenken. Seit seiner Gründung<br />

1985 hat sich dieses Projekt sehr stark gewan<strong>de</strong>lt. Am<br />

Anfang waren es Städte wie Athen, Berlin und Amsterdam.<br />

Die haben gemacht, was sie ohnehin machten<br />

- mit ein bisschen mehr Geld. Entschuldigung.<br />

Aber allein die Tatsache, dass Deutschland 2010<br />

durch das Ruhrgebiet vertreten wird, zeigt schon, dass<br />

es da eine starke Verän<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Konzeption gegeben<br />

hat. Und es ist natürlich<br />

nicht nur das Ruhrgebiet, es<br />

Kulturför<strong>de</strong>rung<br />

sind auch Städte wie Stavanger, Liverpool und Linz, die<br />

in Zukunft Kulturhauptstädte sein wer<strong>de</strong>n. Das zeigt,<br />

dass die Konzeptionen <strong>de</strong>r Kulturhauptstädte viel pol<strong>iti</strong>scher,<br />

viel problemorientierter gewor<strong>de</strong>n sind; dass es<br />

nicht mehr darum geht, ein auf ein Jahr aufgeblasenes<br />

Festival zu zeigen, son<strong>de</strong>rn dass neue Themenbereiche<br />

dazugekommen sind, die auch für Sie als Produzenten<br />

neue Fragestellungen beinhalten. Ich nenne drei Bereiche:<br />

Das ist zunächst<br />

einmal <strong>de</strong>r Bereich<br />

Thematische Schwerpunkte vs.<br />

Urbanität/Stadtent-<br />

Freie För<strong>de</strong>rung<br />

wicklung, Bereich zwei: Migration, Bereich drei: Kreativwirtschaft.<br />

Das geht natürlich weg von <strong>de</strong>n klassischen<br />

Theaterstrukturen, aber es for<strong>de</strong>rt Sie als Produzenten<br />

vor Ort auf, auch an<strong>de</strong>re und neue I<strong>de</strong>en zu<br />

entwickeln, die sehr spezifisch mit <strong>de</strong>r Konzeption <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Kulturhauptstädte zu tun haben.<br />

Die Kulturhauptstädte, die bereits nominiert sind<br />

– das geht bis 2012 – sind untereinan<strong>de</strong>r sehr gut vernetzt.<br />

Wir kommunizieren darüber, was es an Projekten<br />

gibt und an internationalen Projekten auch weiterhin<br />

geben sollte. Wir sind da überhaupt nicht zu, man kann<br />

durchaus noch mit I<strong>de</strong>en, mit Projekten bei uns andocken.<br />

Aber niemand macht mehr einen „Call-for-Projects“,<br />

<strong>de</strong>nn da wird man erst mal mit Projekten zugeschüttet,<br />

die irgendjemand schon immer mal machen<br />

wollte. Allein bei uns in Essen wur<strong>de</strong>n über 650 Projekte<br />

eingereicht, <strong>de</strong>nen man anmerkte, dass da einer ein uraltes<br />

Ding leicht umgeföhnt hatte und nun versuchte,<br />

uns das zu zeigen. Ich fin<strong>de</strong> es wichtig, dass sich die<br />

Produzenten wirklich mit <strong>de</strong>r Konzeption beschäftigen,<br />

mit <strong>de</strong>m Inhalt <strong>de</strong>r einzelnen Kulturhauptstädte.<br />

Ich nehme aus dieser Run<strong>de</strong> mit, dass wir die Aufgabe<br />

haben, in einem Forum, sei es im Internet, die<br />

Schwerpunkte <strong>de</strong>r einzelnen Kulturhauptstädte noch<br />

<strong>de</strong>utlicher zu machen; damit auch Sie als Produzenten<br />

wissen, worum es uns geht. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite ist<br />

es auch so, wenn Sie neu <strong>de</strong>nken, weggehen aus <strong>de</strong>n<br />

Theaterräumen, hin<strong>de</strong>nken zu Cross-Over-Projekten,<br />

haben Sie durchaus noch Chancen, in diesen brummen<strong>de</strong>n<br />

Städten, diesen brummen<strong>de</strong>n Regionen in Europa,<br />

die sich mit Kultur beschäftigen, wo produziert<br />

wird, anzudocken.<br />

Ein zweiter Punkt, <strong>de</strong>n ich noch ganz kurz erwähnen<br />

möchte: Durch die gestiegene Wichtigkeit <strong>de</strong>r Kulturhauptstadt<br />

gibt es auch in <strong>de</strong>n einzelnen Län<strong>de</strong>rn,<br />

die die Kulturhauptstädte in Zukunft stellen, ganz harte<br />

nationale Ausscheidungen. Das war in Deutschland genauso<br />

<strong>de</strong>r Fall. Und auch da, in <strong>de</strong>n einzelnen Städten,<br />

<strong>de</strong>n einzelnen Län<strong>de</strong>rn, wer<strong>de</strong>n verstärkt europäische<br />

Partner gesucht, um sich in diesem Bewerbungsprozess<br />

besser zu platzieren. Das wird in Zukunft Polen, Frankreich,<br />

Spanien und die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> betreffen. Auch da<br />

gibt es einzelne Städte, die Koproduzenten suchen, um<br />

sich in diesem Bewerbungsprozess national besser zu<br />

36

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!