Impuls 2007 - iti-germany.de
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nicht direkt die Auflegung neuer För<strong>de</strong>rprogramme,<br />
son<strong>de</strong>rn als Querschnittsfrage zunächst einmal: Wie<br />
kommen gera<strong>de</strong> Start Ups, wie kommen kleine Un-<br />
EU-Kulturför<strong>de</strong>rung:<br />
Durchlässigkeit von Fonds<br />
und För<strong>de</strong>rstrukturen<br />
ternehmen an För<strong>de</strong>rmittel,<br />
die es in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Bereichen durchaus gibt, von<br />
europäischen Gel<strong>de</strong>rn bis zur<br />
Kreditanstalt für Wie<strong>de</strong>raufbau.<br />
Vielfach ist es aber so, dass die Leute nicht mit<br />
<strong>de</strong>n Mechanismen zurechtkommen, dass sie Beratung<br />
brauchen zu <strong>de</strong>n Möglichkeiten, die es überhaupt gibt.<br />
Wir haben darüber hinaus vereinbart, dass das Thema<br />
Kulturwirtschaft auf längere Sicht sowohl <strong>de</strong>n Rat als<br />
auch die Diskussion auf Expertenebene beschäftigen<br />
wird. Dies war schon im März Thema <strong>de</strong>s informellen<br />
Kulturministertreffens hier in Berlin. Die Kulturminister<br />
wer<strong>de</strong>n sich weiter mit <strong>de</strong>m Thema befassen. Es wird<br />
noch ein Koordinierungstreffen unter unserer Präsi<strong>de</strong>ntschaft<br />
geben, wo eine Reihe von Themenkreisen,<br />
wie die Kulturstatistik im Fokus stehen, damit man hier<br />
an besser abgestimmte Daten kommt.<br />
Wir haben während unserer Präsi<strong>de</strong>ntschaft eigentlich<br />
eine überdurchschnittliche Zahl von Tagungen<br />
durchgeführt, einige sind hier schon erwähnt wor<strong>de</strong>n.<br />
Wir hatten eine eigene Serie von Tagungen zum Thema<br />
„Mobilität von Sammlungen“.<br />
Mobilität Sie wissen vielleicht, dass die Mobilität<br />
in <strong>de</strong>n drei Säulen im Kulturbereich<br />
auf europäischer Ebene seit einiger Zeit eine<br />
zunehmen<strong>de</strong> Rolle spielt. Das hat mit <strong>de</strong>r Diskussion<br />
darüber begonnen, wie man die Mobilität von Kulturschaffen<strong>de</strong>n<br />
för<strong>de</strong>rn kann. Da ist <strong>de</strong>r Kulturministerrat,<br />
um das so <strong>de</strong>utlich zu sagen, an seine interinstitutionellen<br />
Grenzen gestoßen. Natürlich ist es eine wichtige<br />
Frage, wie man Kulturleuten, Theaterleuten, Filmleuten<br />
die Ausübung ihrer Tätigkeit europaweit erleichtern<br />
kann, aber eine Reihe von Punkten wie etwa <strong>de</strong>r Sozialbereich<br />
fallen entwe<strong>de</strong>r in die Kompetenz an<strong>de</strong>rer<br />
Fachministerräte o<strong>de</strong>r sie sind überhaupt nicht<br />
vergemeinschaftlicht. Das muss man nüchtern sehen.<br />
Und wenn Sie sich überlegen, welche Vorbehalte etwa<br />
das Vereinigte Königreich in <strong>de</strong>n vergangenen Tagen<br />
zu einigen Punkten auf <strong>de</strong>m Europäischen Rat immer<br />
wie<strong>de</strong>r geäußert hat, dann sehen Sie, dass wir da an<br />
sehr sensible Punkte im europäischen Konstrukt herankommen,<br />
<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r nächste Bereich betrifft die Mobilität<br />
von Kulturgütern. Es hat sich in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren herausgestellt, dass es etwa im Museumsbereich<br />
eine Reihe von Hemmnissen gibt, die es zu überwin<strong>de</strong>n<br />
gilt, wenn wir in Zukunft einen besseren Austausch<br />
zwischen <strong>de</strong>n Institutionen von einzelnen Kulturgütern<br />
o<strong>de</strong>r ganzen Sammlungen organisieren wollen. Der<br />
dritte Bereich, <strong>de</strong>r immer mehr in <strong>de</strong>n Fokus rückt, ist<br />
<strong>de</strong>r Bereich <strong>de</strong>r Mobilität von Kulturrezipienten, <strong>de</strong>nn<br />
es ist ja nicht immer so, dass die Kulturschaffen<strong>de</strong>n<br />
durch Europa reisen müssen, um ihr Publikum zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Auch das Publikum reist ja zunehmend durch Europa,<br />
um kulturelle Angebote wahrzunehmen. Diese<br />
Bereiche haben wir während unserer Präsi<strong>de</strong>ntschaft im<br />
Fokus gehabt, und wir haben darüber hinaus versucht,<br />
<strong>Impuls</strong>e zu geben, die die Diskussion über die kulturpol<strong>iti</strong>sche<br />
Agenda auch in <strong>de</strong>n nächsten Jahren vorantreiben.<br />
Ein wesentlicher <strong>Impuls</strong> ist bereits jetzt durch<br />
die Mitteilung <strong>de</strong>r Kommission GL über die künftige<br />
kulturpol<strong>iti</strong>sche Agenda gegeben wor<strong>de</strong>n. Ich kann<br />
Herrn Reiche hier übrigens beruhigen, es gibt schon<br />
einen Briefwechsel zwischen Herrn Goppel und Herrn<br />
Stoiber zum Thema Offene Koordinierung GL . Es gibt bereits<br />
einen Antrag im Bun<strong>de</strong>srat, <strong>de</strong>r genau dieses Vorhaben<br />
mit aller Entschie<strong>de</strong>nheit ablehnt und ich gehe<br />
nicht davon aus, dass das auf Ebene <strong>de</strong>r Kulturminister<br />
bleibt. Wahrscheinlich wird das die Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />
und schließlich Frau Merkel beschäftigen. Es ist also<br />
nicht so, dass die von Ihnen erwarteten Reflexe ausgeblieben<br />
wären, son<strong>de</strong>rn sie sind unter <strong>de</strong>r Hand schon<br />
sehr virulent, was lei<strong>de</strong>r auch ein Defizit hier auf unserem<br />
Podium offenbart, <strong>de</strong>nn für Ihre Kr<strong>iti</strong>k ist hier gar<br />
kein Ansprechpartner vertreten. Wir haben hier nur die<br />
Bun<strong>de</strong>sebene repräsentiert, nicht die Län<strong>de</strong>rebene. Das<br />
ist auch in Bezug auf die schon mehrfach erwähnten<br />
Regionalfonds ein Manko, <strong>de</strong>nn für die Regionalfonds<br />
haben wir auf Bun<strong>de</strong>sebene gar keine Stellschraube.<br />
Wenn es darum geht, in irgen<strong>de</strong>iner Weise die viel<br />
z<strong>iti</strong>erten Regionalfonds zu Gunsten <strong>de</strong>r Kultur anzuzapfen,<br />
dann muss ich mich an die Län<strong>de</strong>rleute richten.<br />
Das heißt, hier gibt es also sicherlich noch einige<br />
offene Fä<strong>de</strong>n, die wir irgendwann verknüpfen müssen.<br />
Schnei<strong>de</strong>r:<br />
Jetzt noch mal ganz konkret zur Mitteilung <strong>de</strong>r<br />
Kommission GL . Herr Berger, Sie sind nicht nur Beamter,<br />
son<strong>de</strong>rn Sie haben auch ein Herz,<br />
und Ihr Herz schlägt für die Kunst. Kulturwirtschaft<br />
Gera<strong>de</strong> haben Sie dankenswerterweise<br />
die Rolle <strong>de</strong>r Kulturwirtschaft, <strong>de</strong>r Creative Industries,<br />
die ja sehr be<strong>de</strong>utend sein kann, in die Diskussion<br />
gebracht. Ich habe jedoch manchmal <strong>de</strong>n Eindruck,<br />
und so ist das auch auf <strong>de</strong>r Konferenz „kultur.macht.<br />
Europa“ GL diskutiert wor<strong>de</strong>n, dass hier Vorsicht geboten<br />
ist, da die Kunst dadurch instrumentalisiert wird. Unter<br />
diesem Blickwinkel stehen vor allem ökonomische,<br />
wirtschaftliche Grün<strong>de</strong> im Vor<strong>de</strong>rgrund. Die Mitteilung<br />
GL stand daher bezeichnen<strong>de</strong>rweise auch unter <strong>de</strong>r<br />
Überschrift: Mitteilung <strong>de</strong>r Kommission GL an <strong>de</strong>n Wirtschafts-<br />
und Sozialausschuss. Wie gehen sie damit um,<br />
dass hier gewissermaßen über <strong>de</strong>n Umweg <strong>de</strong>r Pol<strong>iti</strong>k<br />
das Wirtschaftliche an <strong>de</strong>r Kunst herausgestellt wird?<br />
Berger:<br />
Das ist in <strong>de</strong>r Tat eine ambivalente Erscheinung. Allerdings<br />
<strong>de</strong>nke ich, dass die Kulturschaffen<strong>de</strong>n ihr Licht<br />
da nicht unter <strong>de</strong>n Scheffel stellen sollten. Es ist in <strong>de</strong>r<br />
Tat so, dass wir in <strong>de</strong>r Vergangenheit auf europäischer<br />
Ebene Kunst und Kultur eher in einem trad<strong>iti</strong>onellen<br />
Sinne betrachtet haben, wie man es in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Pol<strong>iti</strong>k auch jetzt noch gern tut. Es ist ein Orchi<strong>de</strong>enfach,<br />
heißt es dann, und es ist ganz nett, es ist etwas Schmücken<strong>de</strong>s.<br />
Deshalb ist es auch immer etwas Nettes, über<br />
Kunst und Kultur zu diskutieren, aber es geht eigentlich<br />
nicht um hard facts. Und mit dieser doch etwas<br />
verqueren These versuchte bereits eine Studie aufzuräumen,<br />
die die Kommission schon im vorvergangenen<br />
Jahr in Auftrag gegeben hatte und die im November<br />
vergangenen Jahres in Brüssel vorgestellt wur<strong>de</strong>. Diese<br />
Studie hat dann anhand harter Zahlen belegt, dass die<br />
Die Pol<strong>iti</strong>schen Debatten<br />
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