Impuls 2007 - iti-germany.de
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„Europäisch kooperieren und produzieren“<br />
tivitätsprozesses; Kultur als eigenständiger Wirtschaftsfaktor<br />
mit seinem wachsen<strong>de</strong>n Anteil am Bruttosozialprodukt.<br />
Da können wir, finanziell zwar stark<br />
begrenzt, unterstützend eingreifen. Drittens: Die Rolle<br />
<strong>de</strong>r europäischen Kultur weltweit, <strong>de</strong>r Faktor <strong>de</strong>s interkulturellen<br />
Dialogs, <strong>de</strong>s Austauschs, die Rolle <strong>de</strong>r<br />
europäischen Kultur als Ganzes, über die Nationalkulturen<br />
hinaus, die Rolle im interkulturellen Dialog <strong>de</strong>r<br />
Kontinente - welche Beziehungen sie da auch immer<br />
ansprechen, ob das Asien, <strong>de</strong>r Islam o<strong>de</strong>r die Vereinigten<br />
Staaten sind. Ich muss Sie da fast benei<strong>de</strong>n. Die<br />
dritte Säule <strong>de</strong>r nationalen Außenpol<strong>iti</strong>k <strong>de</strong>r Kultur ist<br />
sicher höher und größer einzuschätzen als es die dritte<br />
Säule in <strong>de</strong>r europäischen Außenpol<strong>iti</strong>k ist. Da haben<br />
wir einen erheblichen Nachholbedarf, und da treffen<br />
dann zwei sensible Bereiche aufeinan<strong>de</strong>r: Kultur zum<br />
einen und Außenpol<strong>iti</strong>k als Domäne nationaler Souveränität<br />
zum an<strong>de</strong>ren. Wir kommen da in einen doppelten<br />
Engpass. Sie brauchen nur zu lesen, welche<br />
weiteren Fesseln und Einschränkungen die br<strong>iti</strong>sche Regierung<br />
für die gemeinsame Außen- und Sicherheitspol<strong>iti</strong>k<br />
<strong>de</strong>r Europäischen Union in diesem Vertragsentwurf<br />
durchgesetzt hat. Wir müssen einfach die globale<br />
Entwicklung im Auge behalten. Wir müssen die aktuelle<br />
Diskussion zwischen <strong>de</strong>n Kulturen sehen. Und<br />
gleichze<strong>iti</strong>g tun wir uns beson<strong>de</strong>rs schwer damit,<br />
etwas gemeinsames Europäisches zu schaffen. Ich<br />
fän<strong>de</strong> es ganz außeror<strong>de</strong>ntlich nützlich und hilfreich,<br />
wenn die auswärtigen Kulturinstitute stärker zusammenarbeiten<br />
könnten - nicht nur die Institute <strong>de</strong>r 27<br />
Mitgliedsstaaten, son<strong>de</strong>rn auch die <strong>de</strong>r Drittlän<strong>de</strong>r. Da<br />
wur<strong>de</strong>n Anfänge gemacht, aber die gehen noch nicht<br />
weit genug. Was in <strong>de</strong>n Mitgliedsstaaten mit <strong>de</strong>n<br />
Netzwerken entstan<strong>de</strong>n ist, muss auch nach außen<br />
sehr viel stärker wer<strong>de</strong>n – selbst wenn es aufgrund<br />
<strong>de</strong>s Sprachenproblems sehr schnell an Grenzen stößt,<br />
weil dann natürlich sofort die Konkurrenz <strong>de</strong>r europäischen<br />
Kultur- und Sprachenpol<strong>iti</strong>k ansteht.<br />
Zu<strong>de</strong>m erscheint es mir ganz beson<strong>de</strong>rs wichtig,<br />
dass wir neben <strong>de</strong>n nationalen Auslandsrundfunkanstalten,<br />
die nur einige Län<strong>de</strong>r haben, das ist ein Luxus,<br />
<strong>de</strong>n sich nur die großen Län<strong>de</strong>r leisten können, auch<br />
einen europäischen Auslandsrundfunk haben. Gern<br />
auch in mehreren Sprachen. Wenn wir uns auf gemeinsame<br />
Sprachen einigen könnten, wären wir in <strong>de</strong>r Lage,<br />
das Angebot von Deutsche Welle, BBC International,<br />
Radio France International usw. zu erweitern. Aber da<br />
stoßen wir schon in Deutschland an die Grenzen <strong>de</strong>s<br />
Rundfunkfö<strong>de</strong>ralismus, <strong>de</strong>r es einfach verbietet, dass<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche öffentliche Rundfunk Beteiligungen an<br />
einer europäischen Fernseh- o<strong>de</strong>r Rundfunkstation eingeht.<br />
Da liegen die Probleme wirklich im Detail. Kultur<br />
ist eben etwas, das sehr prägend ist und gleichze<strong>iti</strong>g als<br />
Abgrenzungsbereich dient, bei <strong>de</strong>r Sprache angefangen.<br />
Daher gibt es durchaus auch Konkurrenz zwischen<br />
<strong>de</strong>n Kulturpol<strong>iti</strong>ken <strong>de</strong>r einzelnen Län<strong>de</strong>r im Hinblick<br />
auf ihre Interessen im Drittland o<strong>de</strong>r auch im europäischen<br />
Bereich.<br />
Heun:<br />
Herr Bethge, jetzt haben wir die spezifische <strong>de</strong>utsche<br />
Situation, die nun schon mehrfach angeführt wur<strong>de</strong>, besprochen.<br />
Haben Sie dadurch, dass die Kulturhoheit bei<br />
Ihnen liegt, nicht nur <strong>de</strong>n Gestaltungsspielraum, son<strong>de</strong>rn<br />
auch <strong>de</strong>n Schwarzen Peter <strong>de</strong>r Finanzierung? Welche<br />
Lösungsmöglichkeiten sehen Sie, um einige <strong>de</strong>r heute<br />
genannten Anliegen mit <strong>de</strong>r nötigen nachhaltigen För<strong>de</strong>rung<br />
zu unterstützen? Wir haben zum Bespiel zu hören<br />
bekommen, dass die Bun<strong>de</strong>skulturstiftung Projekte<br />
anregt und auf <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Ebenen inhaltliche<br />
Stimuli in die Kunstszene gibt. Wenn das in Deutschland<br />
stattfin<strong>de</strong>t, stellt sich natürlich die Frage, welche Möglichkeiten<br />
einer nachhaltigen För<strong>de</strong>rung gibt es, nach<strong>de</strong>m<br />
so ein Projekt abgeschlossen wur<strong>de</strong>. Da sind dann<br />
wohl in erster Linie die Län<strong>de</strong>r gefragt. Außer<strong>de</strong>m möchte<br />
ich Sie bitten, auch aus Ihrer Erfahrung als Berichterstatter<br />
<strong>de</strong>s Kulturausschusses <strong>de</strong>r KMK GL heraus Ihre<br />
Perspektive auf Europa zu<br />
beschreiben.<br />
Kulturför<strong>de</strong>rung<br />
nationale Ebene<br />
Bethge:<br />
Zunächst bin ich nur Berichterstatter für <strong>de</strong>n Bereich<br />
Theater. Ich wür<strong>de</strong> nicht sagen, dass die Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Schwarzen Peter <strong>de</strong>r Finanzierung haben. Es ist nun<br />
trad<strong>iti</strong>onell in Deutschland so, dass Kultur Län<strong>de</strong>rsache<br />
ist. Die Län<strong>de</strong>r und auch die Kommunen för<strong>de</strong>rn<br />
auf vielfältige, wenn man es mit an<strong>de</strong>ren europäischen<br />
Län<strong>de</strong>rn vergleicht, auf ganz beeindrucken<strong>de</strong> Weise,<br />
die regionale Kultur. Auch wenn das Geld für die Kultur<br />
natürlich nie genug ist. Wir als Län<strong>de</strong>rgemeinschaft<br />
leiten daraus auch gewisse Mitspracherechte auf europäischer<br />
Ebene ab, gera<strong>de</strong> weil wir vor Ort die Kultureinrichtungen<br />
erhalten und entsprechen<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re<br />
För<strong>de</strong>rprogramme durchsetzen. Das ist für uns auf europäischer<br />
Ebene häufig schwierig, <strong>de</strong>nn bis sich die 16<br />
Län<strong>de</strong>r auf eine Pos<strong>iti</strong>on verständigt haben, braucht es<br />
eine gewisse Zeit, die dann bei <strong>de</strong>n Abstimmungsprozessen<br />
lei<strong>de</strong>r häufig fehlt. Wenn man sich zum Beispiel<br />
die Kulturagenda GL ansieht, ist es natürlich wichtig zu<br />
fragen, wie sich die Län<strong>de</strong>r dazu verhalten. Wie wollen<br />
die Län<strong>de</strong>r das unterstützen, damit <strong>de</strong>r Vorstoß <strong>de</strong>r<br />
Kommission dann auch tatsächlich Erfolg hat und auch<br />
von Deutschland unterstützt wird? Da offenbart sich sicher<br />
auch eine Schwachstelle <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Systems.<br />
Wir fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r KMK GL nicht so schnell eine gemeinsame<br />
Stellungnahme. Statt<strong>de</strong>ssen müssen wir erst einmal<br />
kompliziert miteinan<strong>de</strong>r abstimmen. Die Län<strong>de</strong>r<br />
haben natürlich auch ganz unterschiedliche Ansätze,<br />
wie sie sich in Europa verstehen und wie weit sie diesen<br />
Prozess voranbringen wollen. Die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r offenen<br />
Koordinierung GL ist hier gera<strong>de</strong> angesprochen wor<strong>de</strong>n.<br />
Es besteht bei <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn eine gewisse Zurückhaltung<br />
darüber, ob die Europäische Kommission auch<br />
im Kulturbereich eine erweiterte Regelungskompetenz<br />
bekommen soll. Wir glauben, dass aus Europa<br />
schon so viele Regelungen gekommen sind, dass es für<br />
<strong>de</strong>n Akzeptanzprozess in Europa nicht för<strong>de</strong>rlich ist, hier<br />
noch stärker reglementierend einzugreifen, so wichtig<br />
wir sonst die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Mobilität und <strong>de</strong>r stärkeren<br />
Zusammenarbeit auch sehen.<br />
Zu <strong>de</strong>n einzelnen För<strong>de</strong>rgesichtspunkten bei <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>skulturstiftung: Wir konnten einige sehr schöne<br />
För<strong>de</strong>rprojekte mit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skulturstiftung in<strong>iti</strong>ieren.<br />
Das Problem ist, dass die Län<strong>de</strong>r das einerseits kofinanzieren<br />
und sich an<strong>de</strong>rerseits z.T. auch verpflichten<br />
müssen, nach Auslaufen <strong>de</strong>r Stiftungsgel<strong>de</strong>r das Projekt<br />
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