Impuls 2007 - iti-germany.de
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Panel:<br />
„Kreative I<strong>de</strong>en, kulturpol<strong>iti</strong>sche Strategien – neue <strong>Impuls</strong>e für<br />
Künstler und Netzwerke“<br />
Prof. Hanns-Dietrich Schmidt (Commissioner for<br />
International Relations, Ruhr 2010), Nele Hertling<br />
(Vizepräsi<strong>de</strong>ntin Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Künste GL , Berlin), Ralf<br />
R. Ollertz (Künstlerischer Leiter Cie. Toula Limnaios,<br />
Berlin), Dieter Buroch (Intendant Mousonturm Frankfurt/Main),<br />
Dieter Welke (Regisseur, Frankfurt/Main)<br />
Mo<strong>de</strong>ration: Michael Freundt<br />
Freundt:<br />
In <strong>de</strong>n bisherigen Beiträgen wur<strong>de</strong>n bereits die<br />
Themen Mobilität, rechtliche Situation – speziell in <strong>de</strong>r<br />
Visa-Problematik – angesprochen. Wir haben über För<strong>de</strong>rinstrumente<br />
und För<strong>de</strong>rpol<strong>iti</strong>k, die Programme und<br />
die Themen, die dort gesetzt wer<strong>de</strong>n, gesprochen. Es<br />
wur<strong>de</strong> gefor<strong>de</strong>rt, diese Strukturen zu entbürokratisieren,<br />
sie zu flexibilisieren; es solle mehr um künstlerische<br />
Prozesse gehen und die För<strong>de</strong>rung - sowohl auf <strong>de</strong>r europäischen<br />
wie auch auf <strong>de</strong>r nationalen Ebene - müsse<br />
aufbauend strukturiert sein. Es wur<strong>de</strong> gefor<strong>de</strong>rt, dass<br />
För<strong>de</strong>rprogramme für Grenzbereiche <strong>de</strong>r Professionalität<br />
geöffnet wer<strong>de</strong>n und dass die Strukturfonds GL auch<br />
für Kulturprojekte zugänglich gemacht wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Diese Punkte wollen wir im Panel noch einmal schärfen.<br />
Und wir vertiefen ein wichtiges Thema: die soziale<br />
Lage <strong>de</strong>r Künstler in Europa.<br />
Wenn wir immer drüber gesprochen haben, dass es<br />
um Teilhabe, um einen Dialog geht, um das Gleichgewicht<br />
zwischen Kunst und Pol<strong>iti</strong>k, Kultur und Pol<strong>iti</strong>k,<br />
dann ist natürlich die Frage, wie wir diesen Dialog<br />
strukturieren und weiter voran bringen können. Dazu<br />
braucht es Instrumente auch auf Seiten <strong>de</strong>r Künstler.<br />
Aber wie können Künstler, die auch zurückgehen wollen<br />
in <strong>de</strong>n künstlerischen Prozess, dies leisten? Wie kann<br />
mit ihnen und für sie eine starke Vertretung aufgebaut<br />
wer<strong>de</strong>n und Wissen in diesem Bereich gebün<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n?<br />
Ich möchte Ralf R. Ollertz bitten, aus <strong>de</strong>r künstlerischen<br />
Perspektive heraus zu unterstreichen, was als<br />
wichtigster Punkt an die Pol<strong>iti</strong>k heranzutragen wäre.<br />
und dabei im Hinterkopf behalten, dass die Arbeitsbedingungen<br />
für das Ensemble akzeptabel sind, dass sich<br />
die Mitglie<strong>de</strong>r finanzieren und auch gegen Unwägbarkeiten<br />
absichern können. Von daher ist <strong>de</strong>r erste Punkt,<br />
<strong>de</strong>r mir persönlich sehr unter <strong>de</strong>n Nägeln brennt, wirklich<br />
die Einheitlichkeit <strong>de</strong>r Sozial- und Rentenversicherung<br />
von Künstlern unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r<br />
spezifischen Arbeitsbedingungen in Europa. Das ist<br />
ein sehr dringliches Thema. Speziell in Deutschland<br />
bekommt man mehr Steine in <strong>de</strong>n Weg gelegt, wenn<br />
man Leuten längerfristig Arbeit bietet - das wird dann<br />
auf Scheinselbstständigkeit überprüft – ein ganz „erfreulicher“<br />
Nebeneffekt.<br />
Vorschläge und Wünsche: Es gibt in Deutschland<br />
eine Institution, die für uns eine sehr gute und wirklich<br />
auch unterstützenswerte Arbeit leistet: das Nationale<br />
Performance Netz GL . Das ist eine Organisation, die<br />
sehr unbürokratisch, einfach<br />
und schnell han<strong>de</strong>lt, die sowohl<br />
<strong>de</strong>n Künstlern als auch<br />
<strong>de</strong>n Veranstaltern direkt hilft.<br />
Kulturför<strong>de</strong>rung<br />
Bsp. Nationales<br />
Performance Netz<br />
Ich weiß nicht, ob es allen so geht, aber in unserem Ensemble<br />
machen die Einnahmen aus Gastspielen ca. 40<br />
Prozent <strong>de</strong>s Gesamtetats aus. Je mehr man also spielt,<br />
umso besser kann man existieren.<br />
Die Einführung eines europäischen Performancenetzes,<br />
das ähnlich einfach strukturiert und aufgebaut<br />
sein müsste, wäre für uns ein großer Gewinn, eine<br />
große Hilfe.<br />
Es gibt keine Tournee im Ausland ohne das Goethe-<br />
Institut GL , ob in Europa o<strong>de</strong>r Südamerika, wo wir häufig<br />
sind. In <strong>de</strong>n vergangenen Jahren wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Etat jedoch<br />
so immens gestrichen, dass man eigentlich nur noch auf<br />
die Organisation durch das Goethe-Institut GL zurückgreifen,<br />
nicht aber mehr auf<br />
weitere Unterstützung hoffen<br />
kann. Die Goethe-Institute GL<br />
Rolle <strong>de</strong>r Kulturinstitute<br />
Bsp. Goethe Institut<br />
vor Ort, gera<strong>de</strong> wenn man es mit südamerikanischen<br />
Partnern zu tun hat, sind aber sehr, sehr hilfreich, und<br />
ohne diese Unterstützung ginge es gar nicht. Die Stärkung<br />
<strong>de</strong>s Goethe-Instituts GL und eine ganz <strong>de</strong>utliche<br />
Erhöhung seines Kulturetats wären daher unbedingt<br />
von Nöten. Das wäre im Sinne aller.<br />
Das Kreative Potential<br />
Soziale Lage<br />
<strong>de</strong>r Künstler<br />
Ollertz:<br />
Alle Probleme, die hier heute angesprochen wur<strong>de</strong>n,<br />
sind für uns Alltag. Wir sind ein festes Ensemble,<br />
das seit elf Jahren zusammen arbeitet. Festes Ensemble<br />
heißt: 15 Mitarbeiter mit einem eigenen Spielort. Wir<br />
sind mit circa 90 Vorstellungen im Jahr recht gut ausgelastet;<br />
sind sehr viel auf Tournee, machen<br />
sehr viele Gastspiele und haben<br />
natürlich all diese Probleme mit Visa,<br />
mit Arbeitsrecht, mit Sozialversicherung, Rentenversicherung<br />
etc. Wir müssen immer improvisieren und Lösungen<br />
fin<strong>de</strong>n, die lei<strong>de</strong>r nicht immer ganz legal sind,<br />
Was die För<strong>de</strong>rung betrifft, gibt es generell ein Problem,<br />
das nicht nur ein europäisches ist. Mir fällt auf,<br />
dass es immer um eine Steuerung von inhaltlichen<br />
Konzepten geht und dadurch von Inhalten <strong>de</strong>r<br />
künstlerischen Arbeit. Das brauchen wir nun wirklich<br />
nicht. Was wir brauchen, ist unbürokratische, di-<br />
rekte Hilfe, die auch wirklich<br />
bei <strong>de</strong>n Künstlern lan<strong>de</strong>t<br />
und nicht in <strong>de</strong>r Bürokratie.<br />
Die Inhalte brennen uns<br />
Kulturför<strong>de</strong>rung:<br />
För<strong>de</strong>rrichtlinien vs.<br />
Freie För<strong>de</strong>rung<br />
schon selber unter <strong>de</strong>n Nägeln. Themenschwerpunkte<br />
bei För<strong>de</strong>rkriterien halte ich für vollkommen unsinnig.<br />
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