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Impuls 2007 - iti-germany.de

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„Europäisch kooperieren und produzieren“<br />

Kulturwirtschaft, <strong>de</strong>r Begriff ist zwar mit aller Vorsicht<br />

zu genießen, da keiner von uns, <strong>de</strong>r hier sitzt, genau<br />

weiß, wie <strong>de</strong>r Begriff Kulturwirtschaft abzugrenzen ist,<br />

aber, dass die Kulturwirtschaft mehr Arbeitsplätze in<br />

Europa schafft als die chemische Industrie, dass sie<br />

mehr Umsatz macht als die Autoindustrie usw. Das<br />

heißt, es geht in <strong>de</strong>r seit November vergangenen Jahres<br />

auf europäischer Ebene angestoßenen Diskussion auch<br />

darum, mal in <strong>de</strong>r Pol<strong>iti</strong>k zu <strong>de</strong>monstrieren, dass Kultur<br />

kein Orchi<strong>de</strong>enfach ist, son<strong>de</strong>rn, dass Kultur auch eine<br />

wirtschaftspol<strong>iti</strong>sche Komponente hat. Kultur schafft<br />

Arbeitsplätze, das muss man so <strong>de</strong>utlich sagen. Der<br />

gesamte Kreativbereich wächst doppelt so schnell wie<br />

die restliche Wirtschaft in Europa. Er schafft schneller<br />

Arbeitsplätze als die restliche Wirtschaft in Europa, und<br />

wenn Europa langfristig, wie es in <strong>de</strong>r Lissabon-Strategie<br />

GL so schön heißt, zu einem wettbewerbsfähigen<br />

Kontinent wer<strong>de</strong>n will, dann können wir die Kultur<br />

nicht außen vor lassen.<br />

Schnei<strong>de</strong>r:<br />

Gut, darauf kann ich mich einlassen. Ich möchte<br />

mich jetzt endlich Europa zuwen<strong>de</strong>n, Frau Hieronymi.<br />

Sie vertreten hier das Europäische Parlament GL . In <strong>de</strong>r<br />

Mitteilung <strong>de</strong>r Kommission GL an das Europäische Parlament<br />

GL steht die For<strong>de</strong>rung, dass die Mobilität von<br />

Künstlern und von Kunstwerken geför<strong>de</strong>rt sowie die<br />

Mobilität von Beschäftigten <strong>de</strong>s Kulturbetriebs verbessert<br />

wer<strong>de</strong>n soll. Welche konkreten Anträge wer<strong>de</strong>n im<br />

Moment formuliert, um das pol<strong>iti</strong>sch umzusetzen?<br />

Hieronymi:<br />

Ich gehöre <strong>de</strong>m Europäischen Parlament seit 1999<br />

an, und seit <strong>de</strong>m ersten Tag bin ich Mitglied <strong>de</strong>s Kulturausschusses<br />

<strong>de</strong>s Europäischen Parlamentes. Daher freue<br />

ich mich, dass nach all <strong>de</strong>n jahrelangen Sonntagsre<strong>de</strong>n<br />

Europäische<br />

Kulturpol<strong>iti</strong>k<br />

ohne Folgen nun vielleicht die<br />

Chance besteht, dass <strong>de</strong>n aktuellen<br />

Sonntagsre<strong>de</strong>n Taten<br />

folgen. Aber ich muss Ihnen auch sagen, dass ich nicht<br />

ganz so optimistisch bin wie an<strong>de</strong>re hier im Raum und<br />

zwar <strong>de</strong>shalb, weil ich aus Deutschland komme. Nicht<br />

wegen <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Fö<strong>de</strong>ralismus, das ist ein Problem<br />

für sich, son<strong>de</strong>rn weil Deutschland genau wie das Vereinigte<br />

Königreich nur noch auf die Haushaltsbeschränkungen<br />

pocht. Das Europäische Parlament GL hat <strong>de</strong>n<br />

Haushaltplan <strong>2007</strong>-2013 drei Mal abgelehnt. Im Kulturausschuss<br />

haben wir das solange abgelehnt, bis die<br />

Fristen abgelaufen waren, um zu zeigen, dass wir das<br />

nicht akzeptieren. Aber aus Deutschland kam immer<br />

nur maximal ein Prozent <strong>de</strong>s Bruttosozialproduktes,<br />

und damit können Sie in <strong>de</strong>r Kultur nicht arbeiten. In<br />

an<strong>de</strong>ren Bereichen, die Landwirtschaft einmal ausgenommen,<br />

sicher auch nicht. Aber solange das so ist, bin<br />

ich skeptisch. Deshalb bin ich sehr froh, dass jetzt unter<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Ratspräsi<strong>de</strong>ntschaft in Deutschland so<br />

viele Kongresse und Diskussionen stattgefun<strong>de</strong>n haben.<br />

Ich hoffe sehr, dass das hilft. Trotz allem muss sich auch<br />

dann noch sehr viel än<strong>de</strong>rn. Und das erste, was sich än<strong>de</strong>rn<br />

muss, ist das Denken. Es muss endlich allen klar<br />

wer<strong>de</strong>n, dass nicht hier Deutschland und da Europa<br />

ist, son<strong>de</strong>rn dass dies das Gleiche be<strong>de</strong>utet.<br />

Schnei<strong>de</strong>r:<br />

Wir stehen alle auf <strong>de</strong>rselben Bühne.<br />

Hieronymi:<br />

Ja, wir arbeiten sogar am gleichen Stück. Und<br />

Deutschland ist nun einmal das größte Mitgliedsland<br />

und das einflussreichste, wenn es <strong>de</strong>nn will.<br />

Und <strong>de</strong>shalb bewegt sich relativ wenig, wenn aus<br />

Deutschland nichts Ausreichen<strong>de</strong>s kommt. Aber ich<br />

bin von Haus aus Optimist. Die Kommission hat ihre<br />

Mitteilung GL vorgelegt und diese Mitteilung GL richtet<br />

sich, und da legen wir gesteigerten Wert darauf, fe<strong>de</strong>rführend<br />

an <strong>de</strong>n Kulturausschuss <strong>de</strong>s Europäischen Parlamentes.<br />

Der Wirtschafts- und Sozialausschuss will im<br />

Zweifelsfall gar nicht mit beraten.<br />

Der Adressat ist eine an<strong>de</strong>re Institution.<br />

Das ist nicht <strong>de</strong>r Wirtschafts-<br />

Europäische<br />

Kulturpol<strong>iti</strong>k<br />

und Sozialausschuss <strong>de</strong>s Europäischen Parlamentes,<br />

son<strong>de</strong>rn das sind die Tarifpartner, verkürzt gesagt, diejenigen,<br />

die sich eben auch ein europäisches Forum<br />

geschaffen haben und die insofern beratend beteiligt<br />

wer<strong>de</strong>n. Was ich jetzt mit <strong>de</strong>r Mitteilung GL mache, kann<br />

ich Ihnen sagen: Zusammen mit meinen Kollegen<br />

versuche ich nun die Kommission in all ihren For<strong>de</strong>rungen<br />

zu unterstützen und dafür in Deutschland<br />

ein Problembewusstsein zu schaffen. Vielen Dank,<br />

dass Sie dabei helfen. Aber ich wer<strong>de</strong> auch alles daran<br />

setzen, in diese Mitteilung GL hinein zu bekommen, was<br />

ich <strong>de</strong>rzeit noch vermisse. Ich bin sehr froh, dass es diese<br />

Mitteilung gibt, und ich danke Herrn Figel und Ihnen,<br />

<strong>de</strong>nn es ist ja auch Ihr Werk, dass wir es begonnen<br />

haben. Kulturför<strong>de</strong>rpol<strong>iti</strong>k ist ganz wichtig und dafür<br />

brauchen wir neue Instrumente, bessere Instrumente<br />

und mehr Geld. Das ist alles richtig. Aber ich sehe die<br />

große Gefahr, dass wir gar nicht<br />

merken, wie uns an einer an<strong>de</strong>ren Kulturför<strong>de</strong>rung<br />

Stelle die Möglichkeiten, Kultur zu<br />

gestalten und Kultur zu schützen, weg brechen. Wir<br />

haben heute eine grenzüberschreiten<strong>de</strong> Kultur und<br />

verfügen zunehmend über eine Technologie, die dieses<br />

grenzüberschreiten<strong>de</strong> Arbeiten erleichtert. Und diese<br />

grenzüberschreiten<strong>de</strong> Kultur fällt, wenn sie wirtschaftlich<br />

relevant ist, und alles achtet darauf, dass<br />

die Kultur sich wirtschaftlich entwickelt, unter das<br />

europäische Wirtschafts- und Wettbewerbsrecht,<br />

und niemand merkt es in Deutschland. Das ist meine<br />

größte Sorge, <strong>de</strong>nn ich habe schon im Verborgenen<br />

mit starkem Gegenwind aus Deutschland daran arbeiten<br />

müssen, dass zumin<strong>de</strong>st audiovisuelle Dienste,<br />

audiovisuelle künstlerische Werke in Zukunft nicht nur<br />

noch wie elektronische Han<strong>de</strong>lsgüter behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dieses Thema ist in Deutschland gar nicht präsent<br />

gewesen. Und ich weiß nicht, ob Sie überhaupt verstehen,<br />

wovon ich re<strong>de</strong>.<br />

Schnei<strong>de</strong>r:<br />

Können wir Sie einfach bitten, es an <strong>de</strong>m einen o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Beispiel noch einmal <strong>de</strong>utlich zu machen?<br />

Hieronymi:<br />

Kulturelle Werke von einer hinreichen<strong>de</strong>n wirtschaftlichen<br />

Be<strong>de</strong>utung, die grenzüberschreitend sind und<br />

auf elektronischem Wege übertragen wer<strong>de</strong>n, wie z.B.<br />

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