Impuls 2007 - iti-germany.de
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„Europäisch kooperieren und produzieren“<br />
Grußwort Nele Hertling<br />
Vizepräsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Künste GL , Berlin<br />
Liebe Gäste, Kollegen und Freun<strong>de</strong>,<br />
als Vizepräsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Künste GL begrüße<br />
ich Sie zunächst sehr herzlich in unserem trad<strong>iti</strong>onellen<br />
Haus im Tiergarten – ein Haus, das im Lauf seiner<br />
Geschichte, seit <strong>de</strong>r Eröffnung im Jahr 1960, zahlreiche<br />
europäische Kunstprojekte beherbergt hat. Ich erinnere<br />
vor allem an die fast schon legendäre Reihe „Pantomime<br />
- Musik - Tanz-Theater” (PMTT), die <strong>de</strong>m Publikum hier<br />
oft erste Begegnungen mit zeitgenössischem Tanz, Theater<br />
und mit Musik aus Europa und aller Welt bescherte.<br />
Mit ihrem neuen Haus am trad<strong>iti</strong>onellen Ort ist die Aka<strong>de</strong>mie<br />
nun auch in das Zentrum, an <strong>de</strong>n Pariser Platz,<br />
zurückgekehrt und damit in eine neue herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
europäische Realität mitten zwischen die Botschaften<br />
und Banken und die zahllosen „events” am Bran<strong>de</strong>nburger<br />
Tor mit <strong>de</strong>n ungezählten europäischen Touristen.<br />
Ich spreche aber auch als Vertreterin <strong>de</strong>r In<strong>iti</strong>ative „Europa<br />
eine Seele geben” GL zu Ihnen. Entstan<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m<br />
Engagement einzelner Personen, aus <strong>de</strong>m Bedürfnis,<br />
sich für ein geeintes Europa über die Mitgliedstaaten<br />
<strong>de</strong>r EU hinaus einzusetzen, ist sie bis heute ein zivilgesellschaftliches<br />
Projekt geblieben, getragen in ihrer<br />
beschei<strong>de</strong>nen Infrastruktur von einigen privaten europäischen<br />
Stiftungen. „Europa eine Seele geben” GL , ein<br />
Zitat nach Jaques Delors - wobei wir natürlich wissen,<br />
dass Europa eine Seele hat – ist keine Lobbygruppe<br />
für die Besserstellung von Kunst und Kultur. Es ist eine<br />
Lobbygruppe für <strong>de</strong>n europäischen Einigungsprozess<br />
mit <strong>de</strong>m Versuch, die pol<strong>iti</strong>schen Entscheidungsträger<br />
– lokal , regional, national und europäisch - davon zu<br />
überzeugen, dass ‚Europa’ nur gelingen wird, wenn das<br />
kreative Potential <strong>de</strong>r Kultur in alle pol<strong>iti</strong>schen Aktionsfel<strong>de</strong>r,<br />
auch in die Außen -, Sicherheits-, und Wirtschaftspol<strong>iti</strong>k<br />
integriert und dort dann auch genutzt wird.<br />
Europa ist ein kultureller Prozess, damit sind nicht<br />
nur die zuständigen Pol<strong>iti</strong>ker in <strong>de</strong>r Verantwortung,<br />
son<strong>de</strong>rn genauso die Zivilgesellschaft - wir alle und<br />
ganz beson<strong>de</strong>rs wir als Vertreter von Kunst und Kultur.<br />
Europäische Kulturpol<strong>iti</strong>k muss mehr sein als Pol<strong>iti</strong>k<br />
für die europäische Kultur, sie muss vor allem<br />
<strong>de</strong>r Kultivierung <strong>de</strong>r europäischen Pol<strong>iti</strong>k dienen.<br />
Hier ist unser Engagement gefor<strong>de</strong>rt. Die europäische<br />
Pol<strong>iti</strong>k darf nicht allein gelassen wer<strong>de</strong>n. Wir sollten<br />
nicht als Bittsteller, als Bettler vor die Vertreter <strong>de</strong>r nationalen<br />
und europäischen Pol<strong>iti</strong>k treten, son<strong>de</strong>rn als<br />
erfahrene, selbstbewusste Partner, die etwas Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s<br />
anzubieten haben - Kreativität und lange Erfahrung.<br />
Es sind doch vor allem die Künstler, für die es<br />
schon lange selbstverständlich gewor<strong>de</strong>n ist, in ihren<br />
vielfältigen Projekten in vielen neuen Formen, Strukturen<br />
und Netzwerken über Grenzen hinweg zu kooperieren<br />
und zu produzieren. Dies ist ein Mo<strong>de</strong>ll für ein<br />
offenes Europa. Mit <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Erkenntnis von<br />
<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Kultur wird sich auch die Lage <strong>de</strong>r<br />
Künstler bessern.<br />
Nach vielen Jahren oft engstirniger Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />
scheint sich auch in <strong>de</strong>r EU ein Wan<strong>de</strong>l<br />
anzubahnen. In Jan Figels „Communications”- Papier<br />
zu einer „europäischen Agenda für Kultur in einer Welt<br />
<strong>de</strong>r Globalisierung” wird erstmals formuliert, dass auf<br />
pol<strong>iti</strong>scher Ebene Kultur als Dimension vieler pol<strong>iti</strong>scher<br />
Bereiche und <strong>de</strong>r Europäischen Pol<strong>iti</strong>k im Ganzen gesehen<br />
wer<strong>de</strong>n muss. Die große gemeinsame Aufgabe<br />
für uns alle ist die Implementierung dieses Anspruchs.<br />
Hierfür müssen auch wir neue Instrumentarien entwickeln<br />
und mit <strong>de</strong>r Pol<strong>iti</strong>k in einen Dialog auf Augenhöhe<br />
treten - vor allem auch mit unseren eigenen<br />
nationalen Vertretern. In <strong>de</strong>n nationalen Regierungen<br />
regt sich zum Teil noch mehr Abwehr und Wi<strong>de</strong>rstand<br />
als in Brüssel. Geht es doch darum, im besten Sinn etwas<br />
zu teilen. Die Reaktion darauf ist aber häufig <strong>de</strong>r<br />
Versuch, ängstlich etwas fest zu halten. Der polnische<br />
Europäer Bronisław Geremek sagt, das allgemein verteidigte<br />
Prinzip <strong>de</strong>r Subsidiarität GL muss entschie<strong>de</strong>n<br />
hinterfragt wer<strong>de</strong>n. Es ist gefährlich, da es nationalistische<br />
Entwicklungen unterstützt. Dafür muss mehr<br />
gemeinsame europäische Verantwortung und Kompetenz<br />
in Brüssel erreicht wer<strong>de</strong>n – <strong>de</strong>r Artikel 151<br />
von Maastricht wür<strong>de</strong> dies schon heute ermöglichen.<br />
Eine Fülle von Themen tut sich hierzu auf – alle haben<br />
sehr direkt mit <strong>de</strong>n Möglichkeiten von „Europäisch kooperieren<br />
und produzieren“ zu tun. Wir wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />
Diskussionen sicher vielfach darauf zurückkommen.<br />
Zum Schluss möchte ich noch <strong>de</strong>n berühmt gewor<strong>de</strong>nen<br />
Satz <strong>de</strong>s EU-Präsi<strong>de</strong>nten Manuel Barroso auf <strong>de</strong>r<br />
ersten „Berliner Konferenz” GL 2004 z<strong>iti</strong>eren: Die EU hat<br />
ein Stadium ihrer Geschichte erreicht, in <strong>de</strong>m ihre<br />
kulturelle Dimension nicht länger ignoriert wer<strong>de</strong>n<br />
kann.