Impuls 2007 - iti-germany.de
Impuls 2007 - iti-germany.de
Impuls 2007 - iti-germany.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Europäisch kooperieren und produzieren“<br />
vergangenen Jahr überlegten, <strong>de</strong>n 4. Kulturpol<strong>iti</strong>schen<br />
Bun<strong>de</strong>skongress GL , mit Unterstützung <strong>de</strong>s Beauftragten<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung für Kultur und Medien GL sowie an<strong>de</strong>rer<br />
Organisationen auszurichten, war es im Kontext<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen EU-Ratspräsi<strong>de</strong>ntschaft nahe liegend,<br />
Europa als Schwerpunkt zu wählen. Uns ist natürlich<br />
nicht verborgen geblieben, dass Europa in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Kulturpol<strong>iti</strong>k kein beson<strong>de</strong>rs erfolgreiches Thema<br />
ist, um es mal gelin<strong>de</strong> zu formulieren, son<strong>de</strong>rn doch<br />
noch <strong>de</strong>r Aufrüttelung und <strong>de</strong>r Intensivierung bedarf.<br />
Mit <strong>de</strong>n kulturpol<strong>iti</strong>schen Bun<strong>de</strong>skongressen GL , die alle<br />
zwei Jahre stattfin<strong>de</strong>n, konnten wir dieses Thema zwar<br />
auf die kulturpol<strong>iti</strong>sche Agenda setzen, sahen uns jedoch<br />
in <strong>de</strong>r Pflicht, zumin<strong>de</strong>st in Deutschland auch <strong>de</strong>n<br />
Beweis zu erbringen, dass wir tatsächlich Aufmerksamkeit<br />
für dieses Thema gewinnen können. Und das ist<br />
uns durch verschie<strong>de</strong>ne Maßnahmen, die ich kurz skizzieren<br />
und zur Diskussion stellen möchte, gelungen.<br />
Wir haben uns zunächst gesagt, dass wir keinen I<strong>de</strong>ntitätsdiskurs<br />
führen wollen. Wir wollen nicht mehr darüber<br />
philosophieren, weshalb das Thema wichtig ist,<br />
son<strong>de</strong>rn wir machen eine Setzung: Europa macht Kultur<br />
– Kultur macht Europa. Das war <strong>de</strong>r Ausgangspunkt<br />
Europäische<br />
Kulturpol<strong>iti</strong>k<br />
unserer Überlegungen. Ich<br />
<strong>de</strong>nke, es ist wichtig, dass man<br />
die europäische Kulturpol<strong>iti</strong>k<br />
möglichst genau <strong>de</strong>finiert und dass man an konkreten<br />
Fragestellungen, <strong>de</strong>n Institutionen, <strong>de</strong>n Verfahren, <strong>de</strong>n<br />
Themen arbeitet. Und so haben wir <strong>de</strong>n Kongress aufgebaut.<br />
Ziel war es, möglichst das gesamte Feld <strong>de</strong>r<br />
europäischen Kulturpol<strong>iti</strong>k aufzuschlüsseln, um zu zeigen,<br />
dahinter verbergen sich nicht nur Programmformeln<br />
o<strong>de</strong>r Begriffe, die wir schon gar nicht mehr hören<br />
können, wie z.B. Vielfalt. Wir wollten also versuchen,<br />
durch konkrete Themen und konkrete Fragestellungen<br />
zu überzeugen. Das ist <strong>de</strong>r erste Punkt. Wir haben uns<br />
gesagt, wenn wir dies verwirklichen wollen, brauchen<br />
wir – zweiter Punkt – Kooperationspartner. Ebenso<br />
wie mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kulturpol<strong>iti</strong>k, die wegen <strong>de</strong>s<br />
Fö<strong>de</strong>ralismus und <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Akteure auf diesem<br />
Gebiet höchst komplex ist, verhält es sich mit <strong>de</strong>r<br />
europäischen Kulturpol<strong>iti</strong>k. Man kann keine erfolgreiche<br />
Kulturpol<strong>iti</strong>k praktizieren und formulieren,<br />
wenn es nicht zusammen mit an<strong>de</strong>ren geschieht,<br />
wenn man nicht kooperiert. Aber Kooperation ist ein<br />
schwieriges Geschäft. Kooperation ist eine Metho<strong>de</strong>,<br />
die man erlernen muss, auf <strong>de</strong>utscher und insbeson<strong>de</strong>re<br />
auf europäischer Ebene. Es ist uns gelungen, sowohl<br />
europäische als auch viele <strong>de</strong>utsche Partner zu fin<strong>de</strong>n<br />
und uns mit <strong>de</strong>nen in einem schwierigen Prozess im<br />
Vorfeld über das Thema abzustimmen. Das hat, glaube<br />
ich, gut funktioniert. Der dritte Punkt, <strong>de</strong>r uns wichtig<br />
ist, betrifft die Kontinuität. Der kulturpol<strong>iti</strong>sche Diskurs<br />
in Europa braucht mehr Kontinuität. Man muss sich aufeinan<strong>de</strong>r<br />
beziehen und die Ergebnisse einer Konferenz<br />
o<strong>de</strong>r Publikation wie<strong>de</strong>r aufgreifen, um sie noch einmal<br />
in einem neuen Licht, in einem an<strong>de</strong>ren Kontext zu beurteilen<br />
und zu bewerten. Und auch das haben wir versucht,<br />
in<strong>de</strong>m wir mit drei Tagungen bzw. Kongressen,<br />
die im Rahmen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Ratspräsi<strong>de</strong>ntschaft<br />
stattfan<strong>de</strong>n, kooperiert haben. Wir haben versucht, sowohl<br />
die Tagung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen UNESCO-Kommission<br />
zum Thema „Kulturelle Vielfalt GL “ als auch die Tagung<br />
zur Kulturwirtschaft, die in Berlin stattfand, und die Tagung<br />
<strong>de</strong>r ECF GL in Den Haag in einen direkten Zusammenhang<br />
zu stellen, was uns auch gelungen ist. Das<br />
sind erst Anfänge, aber wir haben es erreicht, einen<br />
Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n kulturpol<strong>iti</strong>schen Debatten<br />
herzustellen, die – das muss man präzisierend<br />
hinzufügen von zivilgesellschaftlichen Akteuren aufgenommen<br />
und gestaltet wur<strong>de</strong>n. Das sind drei Punkte,<br />
die ich ganz wichtig fin<strong>de</strong>.<br />
Schnei<strong>de</strong>r:<br />
Auf <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>skongress GL sind wir nicht dazu gekommen,<br />
tatsächlich weitergehen<strong>de</strong> Strukturen zu formulieren.<br />
Es gibt zwar die Kulturpol<strong>iti</strong>sche Gesellschaft GL<br />
in Deutschland, aber nicht auf europäischer Ebene. Es<br />
gibt vielleicht an<strong>de</strong>re Netzwerke wie die EFAH GL o<strong>de</strong>r im<br />
Theaterbereich IETM GL , die durchaus in <strong>de</strong>r Lage wären,<br />
diese Funktion zu übernehmen. Aber ich bitte Sie, noch<br />
einmal ganz kurz die inhaltlichen Punkte zu benennen,<br />
an <strong>de</strong>nen für uns die Pflege <strong>de</strong>s kulturpol<strong>iti</strong>schen Diskurses<br />
konkret wird.<br />
Sievers:<br />
Es sind drei sehr konkrete Ansatzpunkte, die u.a.<br />
auch auf unseren Erfahrungen als Träger <strong>de</strong>s Cultural<br />
Contact Points GL basieren, wo sich uns viele Probleme<br />
und Fragen aus <strong>de</strong>r Praxis vermitteln. Es war uns daher<br />
sehr wichtig, zu sagen, Kulturför<strong>de</strong>rung auf europäischer<br />
Ebene muss effektiver gestaltet wer<strong>de</strong>n. Wir<br />
alle wissen, wie kompliziert die Anträge sind. Ich habe<br />
gera<strong>de</strong> selbst diese Erfahrung hinter mich bringen müssen,<br />
als ich <strong>de</strong>n Antrag für <strong>de</strong>n Kongress stellte. Dabei<br />
kennen wir die Verfahren, die Mechanismen, die haushaltsrechtlichen<br />
Rahmenbedingungen usw. Das sollte<br />
in je<strong>de</strong>m Fall vereinfacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Vor allem kleinere Organisationen,<br />
und das wer<strong>de</strong>n<br />
EU-Kulturför<strong>de</strong>rung<br />
Bürokratieabbau<br />
hier sicher viele kennen, haben wenige Möglichkeiten,<br />
tatsächlich Gel<strong>de</strong>r zu beantragen. Allein die Tatsache,<br />
dass man das Geld von <strong>de</strong>r europäischen Union nicht<br />
zu <strong>de</strong>m Zeitpunkt bekommt, an <strong>de</strong>m man es braucht,<br />
dass man auf Zwischenfinanzierungen angewiesen ist,<br />
erschwert die Sache ungemein. Das wissen Sie alles, da<br />
braucht es möglicherweise auch Fonds zur Abfe<strong>de</strong>rung<br />
dieser Risiken, damit zivilgesellschaftliche Organisationen<br />
überhaupt diese Möglichkeiten in Anspruch nehmen<br />
können.<br />
„Mobilität för<strong>de</strong>rn“ ist ein weiterer<br />
Punkt, <strong>de</strong>r uns sehr wichtig Mobilität<br />
ist. Auch das ist bereits in KULTUR<br />
2000 GL und <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Programmen verankert.<br />
Das muss noch ausgebaut wer<strong>de</strong>n, aber dafür hat<br />
Herr Wagner bereits ein eindrückliches Plädoyer abgegeben.<br />
Und ein dritter Punkt, mit <strong>de</strong>m wir uns in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren beschäftigt haben,<br />
ist <strong>de</strong>r Zugang zu <strong>de</strong>n Strukturfonds<br />
GL , <strong>de</strong>r unbedingt Öffnung <strong>de</strong>r Fonds<br />
EU-Kulturför<strong>de</strong>rung:<br />
erleichtert wer<strong>de</strong>n sollte. Aus<br />
<strong>de</strong>n Strukturfonds GL fließt ja bekanntlich viel mehr Geld<br />
in die Kultur, wahrscheinlich nicht in künstlerische Projekte<br />
im engeren Sinne, son<strong>de</strong>rn in die eher größeren<br />
Vorhaben, aber es gibt ungefähr 10 bis 12mal so viele<br />
44