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Anhörung zum Bleiberecht für langjährig geduldete ... - Pro Asyl

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Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg - Grußwort<br />

das Glück, eine Petition in diesem Fall bearbeiten zu<br />

können. Ich habe mir die größte Mühe gegeben, um<br />

noch ein Jahr und noch ein Jahr und noch ein Jahr<br />

Aufenthalt <strong>für</strong> diese Frau herauszuholen, aber eines<br />

Tages ging es nicht länger. So etwas darf und kann<br />

nicht sein. Es muss, so glaube ich, hier eine Regelung<br />

gefunden werden, die menschliche Lösungen<br />

ermöglicht. (Applaus)<br />

Die Zuwanderungskommission unter Leitung von<br />

Rita Süssmuth hat deshalb Erleichterungen beim<br />

Zugang zu einer Aufenthaltsbefugnis vorgeschlagen.<br />

Im Kommissionsbericht heißt es: Es liegt im originären<br />

Interesse jedes Aufnahmelandes, dass Ausländer,<br />

deren Aufenthalt aus humanitären Gründen<br />

auf längere Zeit nicht beendet werden kann, und<br />

die deshalb voraussichtlich auf Dauer im Lande<br />

bleiben werden, so früh wie möglich integriert werden.<br />

Ausländer, die nur geduldet sind, leben in unsicheren<br />

rechtlichen Verhältnissen mit negativen Folgen<br />

auch <strong>für</strong> das Aufnahmeland. Auch die Ausländerbeauftragten<br />

der Länder erklärten im Mai 2002<br />

mit Blick auf das Zuwanderungsgesetz, dass es <strong>für</strong><br />

den integrationspolitischen Erfolg mit entscheidend<br />

sei, wie viele Menschen aus dem Kreis der bisher<br />

Geduldeten künftig einen rechtmäßigen Aufenthalt<br />

erhalten werden. Sie haben eine klare und bundesweit<br />

einheitliche Altfallregelung <strong>für</strong> bisher Geduldete<br />

gefordert. Die Diskussion um den bisher erzielten<br />

Kompromiss <strong>zum</strong> so genannten Zuwanderungsgesetz<br />

ändert nichts an diesen Einsichten und am dringenden<br />

Handlungsbedarf. Auch ohne Regelungen<br />

im Zuwanderungsgesetz müssen die Geduldeten,<br />

die schon lange Mitglieder unserer Gesellschaft<br />

sind, aus ihrem weitgehend rechtlosen Status befreit<br />

werden und die Chance zu einem menschenwürdigen<br />

und gleichberechtigten Dasein erhalten. Es ist<br />

hoffentlich noch nicht zu spät, in Ergänzung zu den<br />

bisherigen Beschlüssen über das Zuwanderungsgesetz,<br />

die Weichen hier<strong>für</strong> richtig zu stellen.<br />

Eine <strong>Bleiberecht</strong>sregelung <strong>für</strong> diesen Personenkreis<br />

könnte aber auch unabhängig vom Zuwanderungsgesetz<br />

von den Innenministern der Bundesländer<br />

beschlossen werden. Verschiedene Regelungen <strong>für</strong><br />

Geduldete hat es in den vergangenen Jahrzehnten<br />

bereits gegeben, obwohl diese so gestaltet waren,<br />

dass viele derer, <strong>für</strong> die sie gedacht waren, sie gar<br />

nicht in Anspruch nehmen konnten. Häufig scheiterten<br />

sie an der geforderten Unabhängigkeit von<br />

der Sozialhilfe bei gleichzeitig eingeschränktem Arbeitsmarktzugang,<br />

der faktisch einem Arbeitsverbot<br />

gleichkommt. Eine ernsthaft gemeinte <strong>Bleiberecht</strong>sregelung<br />

muss zunächst deshalb bundesweit auch<br />

eine Chance zu einer Arbeit eröffnen. Ich begrüße<br />

es daher, dass in Niedersachsen ein Bündnis existiert,<br />

das sich mit der heutigen <strong>Anhörung</strong>, aber<br />

auch mit einer Petition, <strong>für</strong> ein <strong>Bleiberecht</strong> <strong>für</strong> langfristig<br />

in Niedersachsen lebende <strong>Asyl</strong>suchende und<br />

Flüchtlinge einsetzt. Dabei nimmt auch der Runde<br />

Tisch hier in unserer Stadt, der "Runde Tisch <strong>für</strong> ein<br />

Interkulturelles Hannover gegen Rassismus, Fremdenhass<br />

und Ausländerfeindlichkeit", eine wichtige<br />

Rolle ein. Hier in Hannover ist unter seiner Mitwirkung<br />

einiges erreicht worden, wie <strong>zum</strong> Beispiel die<br />

Ausarbeitung eines Konzeptes zur Unterbringung<br />

von Flüchtlingen und Aussiedlern sowie <strong>für</strong> unbegleitete<br />

minderjährige Flüchtlinge.<br />

<strong>Bleiberecht</strong>, meine Damen und Herren, ist Integrationspolitik.<br />

Eine generelle <strong>Bleiberecht</strong>sregelung auf<br />

Bundesebene schafft deshalb nicht nur <strong>für</strong> die Betroffenen<br />

eine Rechtssicherheit und Lebensperspektive,<br />

sondern erleichtert auch die Integrationsbemühungen<br />

in unseren Städten. Ich hoffe, dass alle<br />

diejenigen, die heute hier hergekommen sind - als<br />

Vortragende aber auch als diejenigen, die Fragen<br />

stellen, die mit diskutieren wollen - gemeinsam in einem<br />

Ziel einig bleiben: Es muss eine <strong>Bleiberecht</strong>sregelung<br />

geben im Interesse der Menschen, weil<br />

das, was Herr Schrader eingangs gesagt hat, völlig<br />

klar ist: Ganz gleich, in welcher Stellung man sich<br />

befindet, ob man hier lebt als jemand, der einen<br />

deutschen Pass hat und deutsche Eltern oder einen<br />

türkischen oder einen Pass aus Nigeria oder woher<br />

auch immer, <strong>für</strong> alle gilt: Die Würde des Menschen<br />

ist unantastbar.<br />

(Applaus)<br />

FLÜCHTLINGSRAT - Zeitschrift <strong>für</strong> Flüchtlingspolitik in Niedersachsen, Heft 102, Oktober 2004<br />

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