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Anhörung zum Bleiberecht für langjährig geduldete ... - Pro Asyl

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Sami Meri & Souheila Souleman Trugg<br />

Mein Arbeitgeber und meine Patienten sind mit mir<br />

zufrieden und haben sich im Rahmen einer Petition<br />

<strong>für</strong> mich eingesetzt. Der "Hilfsverein <strong>für</strong> Kinder aus<br />

Bosnien und Ex-Jugoslawien" half mir gegenüber<br />

der Ausländerbehörde, meine Identität zu belegen.<br />

Meine Chefin setzte sich mit der zuständigen CDU-<br />

Landtagsabgeordneten Frau Jahn in Verbindung,<br />

und hat um Unterstützung gebeten, da sie <strong>für</strong> mich<br />

als männliche Pflegekraft keinen Ersatz finden<br />

konnte. Frau Jahn sagte ihre Unterstützung allgemein<br />

zu. Trotz der aufgezeigten Hintergründe und<br />

Hilfen will der Landkreis Helmstedt unsere Ausreise<br />

weiterhin fördern.<br />

In den letzten 12 Jahren Aufenthalt hier in der<br />

Bundesrepublik Deutschland haben unsere Kinder<br />

dieses Land als ihre Heimat betrachtet. In unserer<br />

Heimat, die wir schon längst verloren haben, haben<br />

wir längst kein Zuhause, keine Freiheit, kein Recht<br />

auf Leben und somit keine Wurzeln mehr. Wir<br />

haben alles längst verloren. Was wir besitzen sind<br />

Angst, Heimatlosigkeit, das Gefühl der Verfolgung<br />

und das Gefühl, dass wir nicht erwünscht sind.<br />

Meine Frau leidet als Kriegsflüchtling unter einer<br />

schweren posttraumatischen Belastungsstörung, sie<br />

ist mittelschwer depressiv mit deutlicher Antriebsstörung<br />

und Schlafstörungen. Sie befand sich bis<br />

gestern zur stationären Behandlung im Krankenhaus.<br />

Wir leben in ständiger Angst, in unser Herkunftsland<br />

abgeschoben zu werden. Wir schämen<br />

uns, unseren Kindern sagen zu müssen, dass es <strong>für</strong><br />

uns kein Land und keine Heimat gibt. Sie haben<br />

keine Bindung an die Heimat ihrer Eltern. Unsere<br />

Kinder gehen hier zur Schule, zwei Töchter besuchen<br />

die Realschule, ihre zukünftige berufliche<br />

Weiterbildung wird nicht finanziert. Ebenso dürfen<br />

sie auch nicht arbeiten. Damit werden unsere<br />

Kinder sich selbst überlassen, mit den möglichen<br />

sozialen, moralischen und kriminellen Folgen.<br />

Wegen der unregelmäßigen Verlängerung unserer<br />

Duldung haben wir keinen vernünftigen Plan <strong>für</strong><br />

unser Leben. Unsere Bewegungsmöglichkeiten sind<br />

beschränkt. Unmenschliche Behandlung durch<br />

Angestellte der Ausländerbehörde macht uns ängstlich<br />

und krank. Deshalb möchte ich Sie im Namen<br />

meiner Familie bitten, uns zu helfen und zu unterstützen,<br />

damit unsere Kinder und auch wir so leben<br />

können, wie Menschen es verdient haben.<br />

Vielen Dank. (Applaus)<br />

25. Vortrag zur<br />

Northeimer <strong>Bleiberecht</strong>sinitiative Libasoli<br />

Samir Meri und Souheila Souleiman Trugq<br />

Samir Meri:<br />

Wir sind über 120 von der Abschiebung bedrohte<br />

Personen in Northeim. Die Ausländerbehörde sagt,<br />

alle unsere Familien müssen in die Türkei abgeschoben<br />

werden.<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg, von 1918 bis 1927,<br />

sind unsere Großeltern und Urgroßeltern aus dem<br />

Osmanischen Reich in den Libanon geflüchtet. Seit<br />

76 Jahren lebten wir im Libanon. Als der Bürgerkrieg<br />

im Libanon begann, gingen wir in die Türkei.<br />

Seit 1985 sind wir hier in Deutschland.<br />

Vorgestern kamen die Polizisten und haben alle Familien<br />

angegriffen, weil zwei Personen in Haft genommen<br />

und abgeschoben werden sollten. Unsere<br />

Kinder haben sich furchtbar über die Polizisten erschreckt.<br />

Wir versuchen, gemeinsam mit allen Unterstützern<br />

ein <strong>Bleiberecht</strong> <strong>für</strong> die Flüchtlinge in Deutschland<br />

FLÜCHTLINGSRAT - Zeitschrift <strong>für</strong> Flüchtlingspolitik in Niedersachsen, Heft 102, Oktober 2004<br />

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