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Anhörung zum Bleiberecht für langjährig geduldete ... - Pro Asyl

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Misan Kurpejevic<br />

Ist die Duldung <strong>für</strong> 3 Monate verlängert worden, so<br />

darf mein Vater nur in dieser Zeit arbeiten und nur<br />

in dieser Zeit die Region verlassen und sich frei bewegen.<br />

Dann muss ein neuer Antrag von der Firma<br />

ausgefüllt und an das Arbeitsamt geschickt werden.<br />

Parallel dazu muss auch das Kindergeld immer neu<br />

beantrag werden. Die Firma will meinen Vater fest<br />

einstellen, doch das geht nicht. Es besteht auch die<br />

Gefahr, dass die Firma meinen Vater nicht länger<br />

behält, weil sie diese Strapazen nicht mehr auf sich<br />

nehmen kann und ihm einfach kündigt. Das alles<br />

läuft jetzt seit 2 ½ Jahren.<br />

Meine Mutter , 45 Jahre alt, hat dieselben <strong>Pro</strong>bleme,<br />

wie mein Vater. Doch der Unterschied liegt darin,<br />

dass meine Mutter noch nie eine Arbeitserlaubnis<br />

bekommen hat, wegen dem Duldungsstatus, obwohl<br />

sie auch viele Firmen fand, die sie nehmen<br />

wollten.<br />

Jetzt kommen wir zu meinem Zwillingsbruder Mirhan<br />

Kurpejovic. Er ist 20 Jahre alt, hat die Schule<br />

<strong>für</strong> Körper- und Geistigbehinderte beendet und<br />

wartet seit 3 Jahren auf Arbeit. Er ist zu 100% behindert.<br />

Er hatte eine Stelle beim "Institut <strong>für</strong> Erwachsenenbildung"<br />

und bei den "Werkstätten <strong>für</strong><br />

Behinderte", später aber wurden sie ihm nicht gewährt.<br />

Doch sie haben uns gesagt, wenn wir einen<br />

Aufenthaltsstatus bekommen sollten, wären sie dazu<br />

bereit, eine Stelle <strong>für</strong> ihn zu besorgen. Trotz einer<br />

Behinderung könnte er ein zufriedener Mensch<br />

sein, wenn er die entsprechende Förderung bekäme<br />

und eine Arbeit ausführen könnte, die seinen Fähigkeiten<br />

entspricht.<br />

Als nächstes kommen wir zu mir: Ich selber wollte<br />

privat Praktika absolvieren, um die verschiedenen<br />

kaufmännischen Berufe sowie Betriebe kennen zu<br />

lernen. Das wurde mir nicht gewährt. Als nächstes<br />

habe ich eine Ausbildungsstelle bei der Firma<br />

"Edeka" als Einzelhandelskaufmann gefunden. Alles<br />

lief prima, bis ich den Antrag auf Arbeitserlaubnis<br />

beim Arbeitsamt abgegeben hatte. Dort musste<br />

ich einen Monat auf die Entscheidung warten, obwohl<br />

ich schon längst hätte anfangen müssen.<br />

Schließlich habe ich die Stelle nicht bekommen<br />

wegen dem Duldungsstatus, und mir bleibt nichts<br />

anderes übrig, als weiter zur Schule zu gehen, und<br />

ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr, 2005, mein<br />

Abitur schaffe.<br />

Ein anderes <strong>Pro</strong>blem entsteht auch, wenn wir<br />

unsere Verwandten besuchen wollen, die nicht in<br />

unserem Bundesland leben. Dann müssen wir <strong>zum</strong><br />

Landkreis gehen und eine Genehmigung einholen,<br />

dass wir unseren Ort verlassen dürfen und in ein<br />

anderes Bundesland reisen möchten. Und diese<br />

ganzen <strong>Pro</strong>bleme begleiten uns jahrelang durch das<br />

tägliche Leben. So lange wir den Duldungsstatus<br />

haben, können wir unsere Wünsche nicht erfüllen.<br />

Das war's von meiner Seite. Vielen Dank.<br />

(Applaus)<br />

FLÜCHTLINGSRAT - Zeitschrift <strong>für</strong> Flüchtlingspolitik in Niedersachsen, Heft 102, Oktober 2004<br />

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