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Anhörung zum Bleiberecht für langjährig geduldete ... - Pro Asyl

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Landtagesdebatte<br />

dort hin und sprechen Sie mit den Leuten einmal<br />

über deren Nöte und über deren <strong>Pro</strong>bleme. Dann<br />

werden Sie plötzlich erleben, dass sie eine völlig<br />

andere Sicht haben. Im Übrigen weiß ich das auch<br />

aus den Diskussionen beim DGB.<br />

Also vergewissern Sie sich mal schnell. Wenn die<br />

Konkurrenz um Arbeitsplätze, die wir jetzt auch mit<br />

Polen und Tschechien austragen müssen, nun auch<br />

noch auf alle <strong>Asyl</strong>bewerber ausgeweitet wird, dann<br />

kann ich Ihnen sagen: Gute Nacht in Deutschland!<br />

Dann wird es problematisch.<br />

(Stefan Wenzel [GRÜNE]: Das steht doch gar nicht<br />

drin, Herr Gansäuer! -Zuruf von der SPD)<br />

Sie müssen nun einmal damit leben, dass dies auch<br />

ein Teil der Wahrheit ist, mit der wir umgehen müssen.<br />

Zum Zweiten: Kosovo. Meine Damen und Herren,<br />

ich glaube, es gibt kaum jemanden in diesem Raum,<br />

der sich auch innerlich mehr <strong>für</strong> dieses Land engagiert,<br />

als ich es in den vergangenen eineinhalb Jahren<br />

gemacht habe. Ich wage zu behaupten, dass es<br />

auch nicht so viele gibt, die dieses Land besser kennen<br />

als ich, denn wir haben jede Woche miteinander<br />

Kontakt: mit dem Parlamentspräsidenten, mit dem<br />

Kultusminister und mit dem Präsidenten der Universität<br />

in Pristina. Ich habe viele Verbindungen<br />

zustande gebracht, die es vorher nicht gegeben hat.<br />

Deshalb - so glaube ich - kann ich darüber auch<br />

etwas sagen In diesem Land spielt sich eine Tragödie<br />

ab. Frau Langhans weiß das. Nach einem versuchten<br />

Völkermord durch Milosevic - wir wissen,<br />

dass das alles strategisch angelegt war; die Unterlagen<br />

liegen heute ja vor - haben wir Deutschen das<br />

erste Mal nach dem zweiten Weltkrieg <strong>für</strong> die<br />

Kosovaren wieder Krieg geführt. Das ist unsere<br />

Verantwortung. Man kann nicht Bomben werfen<br />

und sich anschließend aus der Verantwortung stehlen<br />

wollen. Das will hier auch niemand. Deutschland<br />

hat <strong>für</strong> das Kosovo mehr Verantwortung als<br />

<strong>für</strong> jedes andere Land in Europa, denn wir haben<br />

dort Bomben geschmissen, wir haben geschossen<br />

und wir haben unsere Soldaten geschickt, die auch<br />

heute noch dort stehen. Deshalb bitte ich bei meinen<br />

Kritikern auch um Verständnis da<strong>für</strong>, dass ich<br />

mich so engagiere, weil dies weit über die Tagesaktualität<br />

hinaus große Bedeutung hat Allerdings ist<br />

das, liebe Frau Langhans, was Sie jetzt beantragen -<br />

ich habe vorhin gerade noch einmal mit zwei<br />

Freunden aus dem Kosovo telefoniert -, genau das,<br />

was das Kosovo nicht braucht. Wir dürfen das<br />

Kosovo und die Kosovaren insgesamt nicht aus der<br />

Verpflichtung entlassen - was wir täten, wenn wir<br />

Ihrem Antrag zustimmen würden -, dass sie sich<br />

multiethnisch organisieren und zusammenleben<br />

müssen. Wenn Sie nämlich verindern, dass es Rückkehrer<br />

auch aus ethnischen Minderheiten gibt, und<br />

wenn Sie ihnen dauerhaft eine Aufenthaltsgenehmigung<br />

gewähren, dann verhindern Sie das multiethnische<br />

Zusammenleben. Das Kosovo kann nur<br />

existieren, wenn sich die Bevölkerung innerlich<br />

bereitfindet, multiethnisch zusammenzuleben. Deshalb<br />

bin ich aus grundsätzlichen Erwägungen in<br />

diesem Fall dagegen. Wir können gerne noch einmal<br />

darüber reden. Meine letzte Bemerkung, meine<br />

Damen und Herren: Über das, was die Bundesregierung<br />

macht, würde ich mit Ihnen gerne einmal<br />

streiten. Dieses Land hängt seit fünf Jahren in einer<br />

Weise auf der Rolle, wie es international keinen Vergleich<br />

gibt. Das Folgende sage ich jetzt einmal, weil<br />

ich innerlich angefasst bin. Von Joschka Fischer, der<br />

sich sonst so gut zu verkaufen weiß, was ja sein gutes<br />

Recht ist, hätte ich mehr Engagement erwartet,<br />

damit dieser unheilvolle Zustand, in dem sich das<br />

Kosovo befindet, endlich einmal beendet wird.<br />

Deutschland sollte eine bessere Rolle spielen als die,<br />

die es bisher in den vergangenen Jahren gespielt hat.<br />

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)<br />

Vizepräsidentin Astrid Vockert: Für die FDP-Fraktion<br />

spricht Herr Kollege Riese. Bitte schön!<br />

Roland Riese (FDP):<br />

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und<br />

Herren! Verehrter Herr Parlamentspräsident<br />

Gansäuer, Sie haben in bewegenden Worten<br />

geschildert, wie die Lage im Kosovo ist. Ich bin sehr<br />

zuversichtlich, dass sich doch wohl die meisten in<br />

diesem Hause Ihrer Einschätzung, was dort zu tun<br />

ist, um zu einer Zukunft <strong>für</strong> die Menschen in diesem<br />

bedrängten Land zu kommen, anschließen werden.<br />

In der Tat sind derzeit 19 500 Soldaten im Auftrag<br />

der Vereinten Nationen damit beschäftigt, die<br />

UN-Resolution Nr. 1244 im Kosovo durchzusetzen,<br />

darunter 3 700 Deutsche. Zu den Zielen der<br />

genannten Resolution gehört bekanntlich die Herstellung<br />

von Schutzzonen und die Aufbauhilfe <strong>für</strong><br />

rückkehrende Flüchtlinge, die ihre Häuser dort<br />

wieder aufbauen müssen. 6 Milliarden Euro hat die<br />

internationale Staatengemeinschaft mittlerweile<br />

<strong>zum</strong> Balkan-Stabilitätspakt beigetragen. Soeben<br />

erst, nämlich am 27. Mai, hat der Deutsche Bundestag<br />

fast einstimmig das Mandat der Bundeswehr <strong>für</strong><br />

den Kosovo-Einsatz verlängert. Da<strong>für</strong> gab es eine<br />

große, übergreifende Mehrheit und nur ganz wenige<br />

Gegenstimmen. Aber es hat bei dieser Gelegenheit<br />

den Bundesaußenminister Joschka Fischer einige<br />

Verrenkungen und einen ganz erheblichen Vorrat<br />

seiner bekannt verquasten Formulierungen gekostet,<br />

um begreiflich zu machen, dass und warum<br />

ein Ende dieses 1999 begonnenen Einsatzes nicht<br />

absehbar ist. Es sind überhaupt keine Fristen<br />

erkennbar. An humanitärer Hilfe aus Deutschland<br />

und aus der Staatenge-meinschaft <strong>für</strong> den Kosovo<br />

fehlt es mithin nicht Wenn man nun vor diesem<br />

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