07.11.2013 Aufrufe

Anhörung zum Bleiberecht für langjährig geduldete ... - Pro Asyl

Anhörung zum Bleiberecht für langjährig geduldete ... - Pro Asyl

Anhörung zum Bleiberecht für langjährig geduldete ... - Pro Asyl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1. Petition <strong>für</strong> ein <strong>Bleiberecht</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>langjährig</strong> in Niedersachsen lebende<br />

<strong>Asyl</strong>suchende und Flüchtlinge<br />

Am 19. November 1999 beschloss die Ständige<br />

Konferenz der Innenminister und -Senatoren des<br />

Bundes und der Länder die letzte <strong>Bleiberecht</strong>sregelung<br />

<strong>für</strong> <strong>langjährig</strong> in der Bundesrepublik lebende<br />

Flüchtlinge und <strong>Asyl</strong>suchende. Durch den Beschluss<br />

sollten Flüchtlingsfamilien mit minderjährigen<br />

Kindern, die bis <strong>zum</strong> 30.06.1993 bzw. Alleinstehende,<br />

die bis <strong>zum</strong> 31.12.1989 in die Bundesrepublik<br />

geflüchtet waren, begünstigt werden. Da die Flüchtlinge<br />

mit dem Erhalt der Aufenthaltsbefugnis auch<br />

einen Anspruch auf Erteilung einer Arbeitsberechtigung<br />

erwarben, konnten die meisten der Flüchtlinge<br />

ihren Lebensunterhalt seit diesem Zeitpunkt ohne<br />

Inanspruchnahme von Sozialhilfeleistungen bestreiten.<br />

Sie entlasteten somit die öffentlichen Kassen in<br />

erheblichem Umfang.<br />

Ausdrücklich ausgenommen von dieser Regelung<br />

waren jedoch die Flüchtlinge aus dem gesamten<br />

ehemaligen Jugoslawien. Wegen dieser Einschränkung<br />

konnten Flüchtlinge aus dem gesamten ehemaligen<br />

Jugoslawien, die die Stichtagsregelung<br />

ansonsten erfüllten und sogar vor diesen Daten in<br />

die Bundesrepublik geflüchtet waren, nicht von der<br />

Regelung profitieren. Von den 2000-2001 verabschiedeten<br />

Beschlüssen der Innenministerkonferenzen<br />

zur Erteilung von Aufenthaltsbefugnissen konnten in<br />

Niedersachsen u.a. wegen der schwierigen Arbeitsmarktlage<br />

nur wenige Flüchtlinge profitieren.<br />

Unter den Flüchtlingen aus Jugoslawien, die seit<br />

Ende der 80er Jahre in Deutschland leben, befinden<br />

sich sehr viele Angehörige ethnischer Minderheiten.<br />

Sie wurden aus dem auseinander brechenden Jugoslawien<br />

gewaltsam vertrieben oder flohen vor Diskriminierungen<br />

und gegen sie gerichtete Gewalttätigkeiten.<br />

Ihre <strong>Asyl</strong>anträge wurden generell negativ<br />

entschieden. Sie wurden wegen der im gesamten<br />

Staatsgebiet Jugoslawiens beginnenden bürgerkriegsähnlichen<br />

Auseinandersetzungen seit Anfang<br />

der 1990er Jahre geduldet. Das mit der früheren<br />

jugoslawischen Regierung abgeschlossene Rückübernahmeabkommen<br />

wurde nicht in die Praxis<br />

umgesetzt.<br />

Neben den zahlreichen Kosovoalbanern, die<br />

Anfang der neunziger Jahre nach Deutschland<br />

Petition<br />

Die “Petition <strong>für</strong> ein <strong>Bleiberecht</strong> <strong>für</strong> <strong>langjährig</strong> in Niedersachsen lebende <strong>Asyl</strong>suchende und Flüchtlinge”<br />

wurde dem Niedersächsischen Landtag am 10.05.2004 von der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien<br />

Wohlfahrtspflege in Niedersachsen, dem DGB, dem Niedersächsischen Flüchtlingsrat sowie anderen<br />

Organisationen zur Beschlussfass-ung vorgelegt.<br />

geflohen und hier mittlerweile heimisch geworden<br />

sind, leben auch viele Angehörige nichtalbanischer<br />

Bevölkerungsgruppen aus Kosovo,<br />

insbesondere Roma und Ashkali, in Deutschland.<br />

Die Angehörigen dieser Gruppen sind in<br />

Kosovo nach wie vor rassistischen Diskriminierungen<br />

ausgesetzt und massiv von Angriffen<br />

auf Leib und Leben bedroht. Diese Menschen<br />

benötigen eine sichere Lebensperspektive in<br />

Deutschland.<br />

Die Stichdaten der letzten <strong>Bleiberecht</strong>sregelung<br />

(31.12.1989 <strong>für</strong> Alleinstehende bzw. 30. Juni 1993<br />

<strong>für</strong> Flüchtlingsfamilien) sind mittlerweile veraltet.<br />

Die Zahl der Krisenherde in der Welt, das Ausmaß<br />

von politischer Repression, ökologischen und ökonomischen<br />

Katastrophen sowie Bürgerkriegen hat<br />

auch in den neunziger Jahren nicht abgenommen,<br />

im Gegenteil. Auch in der letzten Dekade flohen<br />

Menschen aus zahlreichen Krisengebieten in die<br />

Bundesrepublik Deutschland und nach Niedersachsen.<br />

Zu den Hauptherkunftsländern dieser Flüchtlinge<br />

gehören u.a. Jugoslawien, Afghanistan, Angola,<br />

Kongo, Togo und Liberia. Auch die Situation im<br />

Nahen Osten trieb Menschen aus Irak, Libanon<br />

und Syrien in die Flucht.<br />

Derzeit verhandelt der Vermittlungsausschuss von<br />

Bundestag und Bundesrat über das geplante<br />

Zuwanderungsgesetz. Allerdings bietet dieses<br />

Gesetz noch keine Lösung <strong>für</strong> die <strong>langjährig</strong> hier<br />

lebenden Flüchtlinge. Denn eine <strong>Bleiberecht</strong>sregelung<br />

ist bisher nicht vorgesehen. Die hohe Zahl<br />

<strong>langjährig</strong> hier lebender Flüchtlinge macht jedoch<br />

eine klare und generelle Lösung erforderlich.<br />

Die im Zuwanderungsgesetz vorgesehene Härtefallregelung<br />

kann eine <strong>Bleiberecht</strong>sregelung nicht<br />

ersetzen. In einem Gremium <strong>für</strong> ausländerrechtliche<br />

Härtefälle sind langwierige Prüfungen erforderlich.<br />

Daher kann eine Härtefallregelung nur in Einzelfällen<br />

hilfreich sein. Das derzeit gültige Ausländergesetz<br />

von 1990 enthält dagegen in § 100 die<br />

gesetzliche Möglichkeit <strong>für</strong> eine Übergangsregelung,<br />

die anlässlich seines Inkrafttretens Flüchtlingen mit<br />

einem <strong>langjährig</strong>em Aufenthalt ein allgemeines Bleiberrecht<br />

gewährte.<br />

FLÜCHTLINGSRAT - Zeitschrift <strong>für</strong> Flüchtlingspolitik in Niedersachsen, Heft 102, Oktober 2004<br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!