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Anhörung zum Bleiberecht für langjährig geduldete ... - Pro Asyl

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Bernd Mesovic - <strong>Pro</strong> <strong>Asyl</strong><br />

sich lohnt, jetzt noch mal Druck zu machen. Aber<br />

ich sehe es auch so wie Sie, Frau Beck: Wir werden<br />

den langen Atem brauchen. Wir werden auch nach<br />

Ende Juli weiter darauf aufmerksam machen müssen:<br />

Die Leute sind da. Es ist unrealistisch sie abzuschieben,<br />

inhuman ist es sowieso. Was in Deutschland<br />

fehlt, wenn ich das in sentimentalem Rückblick<br />

auf die Süßmuth-Kommission sehe, ist, so glaube<br />

ich, eine Mischung aus common sense und Humanität.<br />

Wenn ich daran denke, dass viele EU-Staaten in den<br />

letzten 10, 15 Jahren eine Reihe von Legalisierungsregelungen<br />

eingeführt haben - meistens dann, wenn<br />

ein neues und von der Zielrichtung her <strong>zum</strong>eist<br />

durchaus restriktives Ausländerrecht<br />

eingeführt<br />

wurde, habe ich den<br />

Eindruck: Deutschland<br />

schafft dies nicht einmal<br />

<strong>für</strong> die vergleichsweise<br />

geringe Zahl derer, die<br />

wir als Menschen mit<br />

Daueraufenthalt im Auge<br />

haben. Wenn es nicht gelingt,<br />

sie zu regularisieren,<br />

dann fehlt in diesem Lande<br />

etwas. Und wenn hingegen<br />

Kinder, die hier<br />

groß geworden sind, die<br />

die Sprache nur dieses<br />

Landes sprechen, in Staaten<br />

abgeschoben werden,<br />

die <strong>für</strong> sie auf keinen Fall<br />

Heimat sind, nur weil ihre<br />

Eltern nicht mehr als eine<br />

Duldung haben, dann<br />

fehlt uns beides, nämlich<br />

common sense, also eine<br />

pragmatische Haltung<br />

<strong>zum</strong> Faktischen und das<br />

Gespür da<strong>für</strong>, dass die<br />

Abschiebung in diesen<br />

Fällen im Grunde eine<br />

zutiefst inhumane Aktion<br />

ist. Sie, Frau Beck, haben<br />

es mit Verbannung bezeichnet.<br />

Manche Politiker<br />

trauen sich nicht, es beim Namen zu nennen.<br />

Auch wir würden das Wort Verbannung <strong>für</strong> Abschiebungsaktionen<br />

dieser Art verwenden.<br />

Die Dauer-Geduldeten in Deutschland: Dabei handelt<br />

es sich um eine Zahl, die ich hier noch mal in<br />

den Raum stellen will. Je nachdem, wie man die<br />

Grenze zieht, kann man davon ausgehen: Ca.<br />

150.000 Menschen haben ihre Duldung 5 Jahre oder<br />

mehr. Diese Tatsache weist im Prinzip bereits auf<br />

eine rechtswidrige Verfahrensweise dieses Staates<br />

selbst. Die <strong>Pro</strong>blemgruppe sollte es eigentlich gar<br />

nicht geben, denn die Duldung war nie als Mittel<br />

zur Regelung eines Daueraufenthaltes gedacht. Und<br />

auf diese Tatsache hat die Süßmuth-Kommission<br />

hingewiesen, hat die Ausländerbeauftragte, haben<br />

auch Andere immer wieder hingewiesen. Darauf,<br />

dass es eigentlich um eine Legalisierung unseres eigenen<br />

Rechtsverständnisses geht, das die Existenz<br />

von Kettenduldungen bislang hingenommen hat. In<br />

der Konsequenz wegzukommen von diesen Dauerduldungen<br />

hin zu einer klaren Entscheidung <strong>für</strong> die<br />

Regelung eines verfestigten Aufenthaltes.<br />

Ich sehe es so: Mit der nun im Raum stehenden<br />

zeitlichen Höchstgrenze <strong>für</strong> die Erteilung einer Duldung<br />

im neuen Zuwanderungsgesetz<br />

ist nicht viel<br />

geregelt, weil die zusätzlichen<br />

Voraussetzungen,<br />

die verlangt werden - so<br />

man die jetzt kursierenden<br />

Texte zugrundelegt -<br />

sehr schwer zu erbringen<br />

sein werden. Es wird immer<br />

wieder behauptet<br />

werden - aus Gründen des<br />

tagespolitischen Distinktionsgewinns<br />

gegenüber<br />

den Unterstützern dieser<br />

Personengruppe - sie seien<br />

an ihrer Situation selbst<br />

schuld. Wer selbst freiwillig<br />

ausreisen könnte, dem<br />

soll auch künftig kein<br />

Daueraufenthalt gewährt<br />

werden, selbst wenn er<br />

nicht abgeschoben werden<br />

kann. Diese Konstruktion<br />

ist de facto ein großes<br />

<strong>Pro</strong>blem und ich nehme<br />

an, das neue Gesetz wird<br />

es nicht lösen, jedenfalls<br />

nicht im Sinne von<br />

Rechtssicherheit <strong>für</strong> die<br />

Betroffenen. Stattdessen<br />

wird es wieder ein Hauen<br />

und Stechen geben um jeden<br />

Einzelfall vor Gericht,<br />

in Härtefallkommissionen usw. Trotzdem, wir<br />

machen weiter, wir nehmen auch diese Herausforderung<br />

an. Aber common sense wäre stattdessen<br />

gewesen, ein größtmögliches Maß an Rechtssicherheit<br />

zu schaffen. Deswegen sind wir mit dem Gesetz<br />

unzufrieden, aber wir bleiben kämpferisch. Die<br />

Kampagne wird auch von PRO ASYL, den Flüchtlingsräten<br />

und, wie ich hoffe, von allen bisherigen<br />

Unterstützern weitergeführt, weil die betroffenen<br />

Menschen eben da sind und bleiben sollen. Danke.<br />

(Applaus)<br />

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