Anhörung zum Bleiberecht für langjährig geduldete ... - Pro Asyl
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Hans-Jürgen Marcus, LAG Freie Wohlfahrtspflege - Fazit<br />
des Christian Schwarz-Schilling. Er hat mir zugesagt,<br />
dass er bereit ist, als Sachverständiger auf Vorschlag<br />
der SPD-Fraktion auch im Landtag zu sprechen.<br />
Was wollen wir konkret erreichen? Wir werden im<br />
nächsten Plenum des Landtags den Niedersächsischen<br />
Innenminister - der ganz offensichtlich zu<br />
den Hardlinern in dieser Frage gehört, so die Erfahrung<br />
aus einjähriger Zusammenarbeit - durch<br />
das Parlament auffordern, sich in der berühmten<br />
Innenministerkonferenz <strong>für</strong> eine bundeseinheitliche<br />
humanitäre Altfallregelung einzusetzen, bzw. im<br />
Rahmen des "faulen Kompromisses" <strong>zum</strong> Zuwanderungsgesetz<br />
eine entsprechende Landesregelung<br />
herbeizuführen. Dazu gehören einige Kriterien: Es<br />
muss Schluss damit gemacht werden - insofern ist<br />
ein Paradigmenwechsel gefordert - den Menschen<br />
immer den nicht selbst verschuldeten Sozialhilfebezug<br />
vorzuwerfen. Wenn man Menschen nicht arbeiten<br />
lässt, dann kann man sie nicht daran messen,<br />
dass sie ihren Lebensunterhalt nicht aus eigener Erwerbstätigkeit<br />
bestreiten.<br />
Zum Zweiten muss damit Schluss gemacht werden,<br />
Menschen den Sozialhilfebezug vorzuwerfen, die<br />
neben dem Erwerbseinkommen nur deswegen<br />
Sozialhilfe beziehen, weil in der Familie Kinder sind<br />
und deshalb Anspruch auf ergänzende Sozialhilfe<br />
besteht. Dies darf nicht <strong>zum</strong> Vorwurf und zur<br />
Begründung der Abschiebung gemacht werden.<br />
Das Kindeswohl muss im Vordergrund stehen. Familien<br />
dürfen nicht getrennt werden, das Kindeswohl<br />
steht auch hier voran. Und deswegen werden<br />
wir sagen, neben dem <strong>langjährig</strong>en Aufenthalt sind<br />
hier geborene und hier mittlerweile schulpflichtig<br />
gewordene Kinder ein zwingender Grund, ein <strong>Bleiberecht</strong><br />
einzuräumen.<br />
In der letzten Plenarsitzung des Landtages wurde<br />
eine Petition beraten, daher habe ich Hoffnung: Es<br />
handelt sich um eine Familie aus Sri Lanka, die<br />
unter die alte <strong>Bleiberecht</strong>sregelung gefallen wäre<br />
und die nur deswegen von Abschiebung bedroht ist,<br />
weil sie wegen der Kinder trotz Erwerbstätigkeit<br />
ergänzende Sozialhilfe braucht. Das ist fast maßgeschneidert,<br />
so wie ja viele Fälle hier vergleichbar<br />
sind. Aufgrund der parlamentarischen Beratungen,<br />
die wir beantragen werden - neben Ihrer der Petition,<br />
die natürlich auch beraten wird - hoffe ich, dass<br />
bis dahin das Innenministerium einen Abschiebestopp<br />
<strong>für</strong> solche ausreisepflichtigen ausländischen<br />
Familien und Einzelpersonen erwirkt, die durch<br />
diese Altfallregelung möglicherweise ein <strong>Bleiberecht</strong><br />
erhalten können.<br />
Das ist meine Botschaft, ich danke <strong>für</strong> diese Veranstaltung<br />
und in meiner Rede im Niedersächsischen<br />
Landtag zu diesem Thema werden sich viele Teile<br />
dessen, was ich hier heute gehört habe, wiederfinden.<br />
(Applaus)<br />
Der Antrag “Für eine humanitäre Altfallregelung”<br />
wurde von der SPD Abgeordneten Jutta Rübke in<br />
Vertretung ihres Kollegen Klaus Peter Bachmann<br />
im Niedersächsischen Landtag eingebracht und<br />
liegt <strong>zum</strong> Zeitpunkt des Erscheinens dieser Dokumentation<br />
dem Innenausschuss des Niedersächsischen<br />
Landtags zur Beratung vor. Die Redaktion<br />
30. Fazit des Vorsitzenden der LAG<br />
der Freien Wohlfahrtspfege<br />
Dr. Hans-Jürgen Marcus<br />
Die Kürze der Politik soll mir Verpflichtung sein.<br />
Ich will eigentlich nur drei Bemerkungen machen.<br />
Die erste Bemerkung: Ich glaube, mit der Veranstaltung<br />
ist es uns gelungen, dem Thema <strong>Bleiberecht</strong><br />
ein Gesicht zu geben. Es ist, glaube ich, deutlich<br />
geworden, dass es nicht nur um ein Thema geht,<br />
sondern um 230.000 Gesichter in Deutschland,<br />
davon 26.000 in Niedersachsen. Einige von diesen<br />
Gesichtern haben wir hier kennen gelernt. Ich<br />
möchte das <strong>zum</strong> Anlass nehmen, insbesondere<br />
denen noch einmal zu danken, die hier über ihre<br />
Situation berichtet haben. Wir haben ja auch mitgekriegt,<br />
dass das nicht immer ganz angstfrei und einfach<br />
war. Ich glaube, das ist ihr Beitrag. Zeigen Sie<br />
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