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Mechanische Anisotropie von Proteinen in ...

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30 3. Dissoziation <strong>von</strong> B<strong>in</strong>dungen unter Kraft<br />

liegenden Kraft. Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichten bilden die Schnittstelle zum Experiment: Sie<br />

geben die Verteilung der Häufigkeiten an, mit der Bruchereignisse bei bestimmten Kräften<br />

registriert werden. Der Vergleich <strong>von</strong> experimentell ermittelten Bruchkraftverteilungen mit<br />

berechneten Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichten erlaubt direkt Rückschlüsse auf die Form des Potentialtopfes,<br />

der den gefalteten Zustand e<strong>in</strong>er Prote<strong>in</strong>struktur entlang der Reaktionskoord<strong>in</strong>ate<br />

e<strong>in</strong>grenzt. Im Falle <strong>von</strong> Polyprote<strong>in</strong>en erhöht e<strong>in</strong> kraft<strong>in</strong>duzierter Zusammenbruch<br />

der ersten <strong>von</strong> N gefalteten Strukturen die Länge entfalteter Polypeptidabschnitte im<br />

gestreckten Polyprote<strong>in</strong>. Der Bruch führt zu e<strong>in</strong>er schlagartigen Relaxation der am Polyprote<strong>in</strong><br />

anliegenden Kraft auf e<strong>in</strong>e Kraft F 0 , die durch die momentante Ausdehnung des<br />

nun verlängerten Polyprote<strong>in</strong>s vorgegeben ist. Ist diese Grenzkraft F 0 viel kle<strong>in</strong>er als die<br />

mittlere Bruchkraft der belasteten Strukturen, so kann mit Gl. 3.14 e<strong>in</strong>e Bruchwahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichte<br />

g S (F, N − 1) für den kraft<strong>in</strong>duzierten Zusammenbruch der nächsten der nur<br />

noch N − 1 gefalteten Strukturen berechnet werden. Dieser Prozess läßt sich iterativ bis<br />

zum Zusammenbruch der letzten gefalteten Struktur fortsetzen. Aus Gl. 3.16 ergibt sich<br />

e<strong>in</strong>e logarithmisch steigende wahrsche<strong>in</strong>lichste Bruchkraft mit abnehmender Zahl der <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Polyprote<strong>in</strong> vorhandenen <strong>in</strong>takten Strukturen. Diese Tatsache wird im folgenden als<br />

N-Effekt bezeichnet. Bei statistisch unabhängiger K<strong>in</strong>etik der e<strong>in</strong>zelnen Strukturen wird<br />

man mit zunehmender Zahl an erfolgten Bruchereignissen <strong>in</strong> kraftbelasteten Polyprote<strong>in</strong>en<br />

im Mittel steigende Bruchkräfte beobachten.<br />

3.5 Zusammenfassung<br />

In diesem Kapitel wurde dargelegt, dass die Kräfte, bei denen es zum Bruch e<strong>in</strong>er B<strong>in</strong>dung<br />

kommt, Informationen über die Energielandschaft e<strong>in</strong>es gebundenen Systems bzw. e<strong>in</strong>er gefalteten<br />

Prote<strong>in</strong>struktur kodieren. Die Analyse <strong>von</strong> experimentell ermittelten Bruchkraftverteilungen<br />

liefert<br />

• die Potentialbreite ∆x und<br />

• die Höhe der Energiebarriere ∆G ∗<br />

des Potentialtopfes, der e<strong>in</strong> gebundenes System e<strong>in</strong>grenzt. Weiterh<strong>in</strong> wurden Netzwerke aus<br />

N identischen B<strong>in</strong>dungen unter Kraft betrachtet. Dabei hat sich gezeigt, dass die Bruchkräfte<br />

der ersten <strong>von</strong> N B<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzwerk durch den größten wirkenden Anteil<br />

max(α i ) e<strong>in</strong>er externen Kraft auf E<strong>in</strong>zelb<strong>in</strong>dungen bestimmt s<strong>in</strong>d. Der erste B<strong>in</strong>dungsbruch<br />

liefert dabei Bruchkraftverteilungen, deren Form und Zentrum durch<br />

• e<strong>in</strong>e apparente Potentialbreite ∆x a ≃ max (α i ) · ∆x<br />

• e<strong>in</strong>e apparente Energiebarriere ∆G ∗ a ≃ ∆G ∗ − k B T ln N ′<br />

bestimmt werden, wobei N ′ die Zahl der B<strong>in</strong>dungen angibt, die den größten Anteil max(α i )<br />

der anliegenden Kraft tragen. Vollständiger B<strong>in</strong>dungsbruch e<strong>in</strong>es B<strong>in</strong>dungssystems f<strong>in</strong>det<br />

kooperativ statt. Polyprote<strong>in</strong>e realisieren e<strong>in</strong>e ideale Serienschaltung <strong>von</strong> B<strong>in</strong>dungen. Es<br />

wurde der N-Effekt als Nachweis statistisch unabhängig und damit ungestört stattf<strong>in</strong>dender<br />

Bruchereignisse <strong>in</strong> Polyprote<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>geführt.

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