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Subjektsätze als alternative Argumentrealisierungen im Deutschen ...

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Auch wenn das Konzept bidirektionaler Kausalität sicherlich einer eingehenderen<br />

Überprüfung bedarf, werden hier wichtige Besonderheiten von Psych-Verben genannt,<br />

die über den evaluativen Akt des Experiencers auch eine Verbindung zur Analyse der<br />

Kausalverben <strong>als</strong> Einstellungsverben schlägt. Die angenommene kausale<br />

Bidirektionalität gilt nach Kutscher unabhängig von der syntaktischen Realisierung der<br />

Argumente, so dass der St<strong>im</strong>ulus „<strong>im</strong>mer <strong>als</strong> der die Emotion auslösende<br />

Ursachenfaktor konzeptualisiert“ wird (Kutscher 2009: 60). Härtl (2001: 13) wiederum<br />

arbeitet mithilfe von neurophysiologischen Messungen und Fragebogenstudien heraus,<br />

dass St<strong>im</strong>ulus-Subjekt-Verben und Experiencer-Subjekt-Verben sich nicht durch das<br />

Vorhandensein bzw. Nichtvorhandensein von Kausalität unterscheiden, sondern<br />

dadurch, dass erstere eher <strong>als</strong> Prozesse, letztere <strong>als</strong> ereignisstukturelle Zustände<br />

konzeptualisiert werden.<br />

Ob Psych-Verben tatsächlich eine Kaus<strong>als</strong>truktur aufweisen, soll hier nicht <strong>im</strong><br />

Einzelnen untersucht werden. Von typischen kausalen Handlungsverben wie leeren,<br />

zerbrechen oder töten (vgl. Engelberg 2011) unterscheiden sie sich jedenfalls gerade<br />

dadurch, dass sie <strong>im</strong> Gegensatz zu jenen durchgehend satzförmige Realisierungen des<br />

St<strong>im</strong>ulus zulassen. 45<br />

Was die Analyse der Psych-Verben <strong>als</strong> Einstellungsverben und <strong>als</strong> Kausationsverben<br />

verbindet, ist, dass der St<strong>im</strong>ulus zugrundeliegend <strong>als</strong> Situation/Sachverhalt und nicht <strong>als</strong><br />

Gegenstand oder Person zu interpretieren ist. 46 Die Charakterisierung <strong>als</strong><br />

Einstellungsverb verlangt zugrundeliegend eine Proposition, die <strong>als</strong> Kausationsverb – je<br />

nach Kausalitätsauffassung – eine Proposition oder ein Ereignis.<br />

Diese Annahme wird durch Produktionsexper<strong>im</strong>ente zur sogenannten „<strong>im</strong>pliziten<br />

Kausalität” wie das von Bott/Solstad (2012) bestätigt. 47 So fokussieren Probanden<br />

hinsichtlich des Bezugs des because-Satzes in (46a) bei der Satzweiterführung<br />

systematisch auf das erste Argument (Linda) und in (46b) systematisch auf das zweite<br />

(Mary).<br />

(46) a. Linda fascinated Mary because she …<br />

b. Linda punished Mary because she …<br />

Bott/Solstad vermuten, dass dies so ist, weil because-Sätze auf NPs bezogen werden,<br />

für die eine „elaboration of missing/unspecified content” erforderlich ist (Bott/Solstad<br />

2012: 26). Eben das sind NPs, mit denen eine propositionale Interpretation verknüpft<br />

45 Bott & Solstad (2012: 27) weisen darauf hin, dass in den wenigen Fällen, wo töten einen Subjektsatz<br />

n<strong>im</strong>mt, das Verb eine metaphorische Psych-Verb-Interpretation bekommt: It killed Peter that Mary<br />

didn’t want h<strong>im</strong> anymore.<br />

46 Das gilt unbenommen der Tatsache, dass der St<strong>im</strong>ulus oft oder meist <strong>als</strong> NP realisiert wird.<br />

47 Vgl. zu ähnlichen Ergebnissen auch die exper<strong>im</strong>entelle Studie von Au (1986) sowie die Metastudie<br />

von Rudolph/Försterling (1997).

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