Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...

Selbständigkeit bot dabei vielen Vertragsarbeitern, vor allem Vietnamesen, eine sichere, wenn
auch arbeitsintensive, Chance auf die Festigung der eigenen Lebensumstände in Deutschland.
Die deutliche Zunahme rechtsextremistischer Tendenzen in der ostdeutschen Bevölkerung,
vor allem unter Jugendlichen, in den ersten Jahren der Nachwendezeit, trieb viele Ausländer
in die Isolation. Die Entstehung und der rasante Anstieg fremdenfeindlichen und
rechtsextremistischen Verhaltens und dessen Auswirkungen auf die ausländische
Bevölkerung in Ostdeutschland nach der Wende wurden ebenso untersucht, wie die
Eskalation dieser Strömungen in den Anschlägen von Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992.
Anhand der Gründung des Vereins Diên Hông - Gemeinsam unter einem Dach e.V. konnte
die Entwicklung und Integrationsarbeit des Rostocker Vereins und dessen wichtige Rolle in
der Rostocker Migrantenpolitik nach den Anschlägen von Rostock-Lichtenhagen beispielhaft
aufgezeigt werden. Die Erlangung einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung für ehemalige
Vertragsarbeiter ab 1997, ergab die Möglichkeit einer langfristigen Lebensplanung in
Deutschland. Dieses Jahr stellte somit eine Zäsur für diese Arbeit dar, da ab 1997 eine
spürbare Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen der ehemaligen Vertragsarbeiter
zu verzeichnen war.
Die für diese Arbeit geführten Interviews mit ehemaligen Rostocker Vertragsarbeitern
lieferten wichtiges Material und ermöglichten eine tiefgehende Analyse des
Themenkomplexes. Darüber hinaus konnte der regionalspezifische Bezug zur Hansestadt
Rostock anhand der Interviews, im Gegensatz zu vorhandener, meist nur sehr allgemein
gehaltener, Literatur, herausgearbeitet werden. Die Lebenserfahrungen und Berichte der
Zeitzeugen boten wertvolle Zusatzinformationen, anhand derer bereits bekannte aber auch
unbekannte Ereignisse oder Details näher erarbeitet werden konnten.
Abschließend kann gesagt werden, dass das Leben der ehemaligen Vertragsarbeiter, sowohl in
der DDR, als auch später in der Bundesrepublik Deutschland, noch heute von aktueller
Bedeutung ist und weitere Aufmerksamkeit verdient. Anhand der Behandlung der
ausländischen Arbeiter vor und nach der Wende sowohl durch die DDR- und
Bundesregierung, als auch durch die deutsche Bevölkerung wurde in dieser Arbeit deutlich,
wie wichtig es ist, dass solche Prozesse, Entwicklungen, Strukturen und Ereignisse nicht in
Vergessenheit geraten, sondern auch nach vielen Jahren in Erinnerung gerufen werden.
Anhand dieser Arbeit konnte ein chronologischer und analytischer Überblick über das Leben
der als Vertragsarbeiter in die DDR geholten Ausländer mit Fallbeispiel Hansestadt Rostock
102