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Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...

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ihren Landsleuten. Diskrim<strong>in</strong>ierung im Alltag, so Nguyen Do Th<strong>in</strong>h, erfuhren sie nur<br />

aufgrund ihres Aussehens.<br />

Zur zweiten Gruppe zählt Nguyen Do Th<strong>in</strong>h Vietnamesen mit Aufenthaltsberechtigung oder<br />

Aufenthaltserlaubnis, welche schon m<strong>in</strong>destens seit 1982 <strong>in</strong> Deutschland lebten und meistens<br />

mit e<strong>in</strong>em deutschen Partner verheiratet waren. In der DDR war e<strong>in</strong> Großteil dieses<br />

Personenkreises als Gruppenleiter angestellt gewesen. Später arbeiteten viele dieser<br />

Vietnamesen als Selbstständige im E<strong>in</strong>zelhandel, <strong>in</strong> der Gastronomie oder g<strong>in</strong>gen anderen<br />

Tätigkeiten nach. Nach wie vor hatten die Personen dieser zweiten Gruppe ke<strong>in</strong>e hohen,<br />

qualifizierenden Berufsausbildungen, doch durch die Arbeitserlaubnis, die eventuellen<br />

Familienzusammenführungen oder die Inanspruchnahme der öffentlichen Sozialleistungen<br />

hatten sie kaum Nachteile im Alltag. Sie lebten nicht mehr <strong>in</strong> Wohnheimen, sondern mit ihren<br />

Familien <strong>in</strong> Mietwohnungen <strong>in</strong> den verschiedenen Stadtteilen. Probleme bei dieser<br />

Personengruppe ergaben sich oft durch das Alter der Betroffenen, da sie oft schon zu alt für<br />

e<strong>in</strong>en Neuanfang im Berufsleben aber zu jung für die Rente waren. Personen dieser Gruppe,<br />

so Nguyen, verfolgten e<strong>in</strong>e langjährige Lebensplanung <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Zur dritten Gruppe <strong>in</strong> Rostock zählen die ehemaligen vietnamesischen Vertragsarbeiter, die<br />

frühestens im April 1984 und spätestens im September 1989 <strong>in</strong> die DDR e<strong>in</strong>gereist waren,<br />

also damals bereits zwischen 7 und 12 Jahren <strong>in</strong> Deutschland gelebt hatten. Nach der<br />

Bleiberechtsregelung erhielten rund 90 % dieser <strong>in</strong> Rostock lebenden Vietnamesen nach der<br />

Beantragung e<strong>in</strong>e Aufenthaltsbefugnis. Diese Personen lebten verunsichert, hatten meist<br />

ke<strong>in</strong>en oder e<strong>in</strong>en nicht anerkannten Berufsabschluss und übten Hilfsarbeitertätigkeiten aus:<br />

„Sie sehen nicht e<strong>in</strong>, oder können oder wollen nicht e<strong>in</strong>sehen, daß sie ihre Sprachkenntnis<br />

verbessern sowie e<strong>in</strong>en Beruf erlernen müssen, um ihren Aufenthalt <strong>in</strong> Deutschland zu<br />

sichern.“ 205 Die Gründe dafür sieht Nguyen Do Th<strong>in</strong>h im Alltagsleben, das vielen Personen<br />

dieser Gruppe sehr viele Schwierigkeiten bereitete. Oft ließen sie ihre Familien und K<strong>in</strong>der<br />

jahrelang <strong>in</strong> Vietnam zurück, um <strong>in</strong> Deutschland arbeiten zu können. Dabei spielte der<br />

Wunsch nach f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung der eigenen Familie und e<strong>in</strong>er eventuellen<br />

Familienzusammenführung <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e große Rolle. Aus diesem Grund arbeiteten die<br />

Vietnamesen überdurchschnittlich viel und g<strong>in</strong>gen allen Arbeitsbeschäftigungen nach, die sie<br />

f<strong>in</strong>den konnten, allerd<strong>in</strong>gs ohne dabei auf e<strong>in</strong>e langfristige Berufs- und Zukunftsplanung zu<br />

achten. Nguyen Do Th<strong>in</strong>h betont, wie schwierig es für die Vietnamesen war, auf dem sowieso<br />

schon überlasteten Arbeitsmarkt Anfang der 90er Jahre, ohne unbefristete<br />

205<br />

Nguyen, S. 10.<br />

65

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