Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass viele vietnamesische Vertragsarbeiter schon zu
DDR-Zeiten begannen neben ihrem Arbeitsleben in den Betrieben Nebentätigkeiten
auszuüben, um sich zusätzlich Geld zu verdienen. Durch diese Nebentätigkeiten entdeckten
viele Vietnamesen die Marktlücken im DDR-System und sammelten Erfahrungen im
Kleinhandel. Zusätzlich dazu brachten viele Vietnamesen die Tradition des Kleinhandels aus
Vietnam mit.
Nach den Massenentlassungen in der Wendezeit ergriffen viele vietnamesische
Vertragsarbeiter die Möglichkeit, ohne große Formalitäten und Regelungen, auf der Straße
Waren zu verkaufen, um sich Geld dazuzuverdienen und um der Arbeitslosigkeit zu entgehen.
Auf Basis dieser Tätigkeiten, so Dao Minh Quang, wurden die ersten Gewerbe angemeldet:
„Aus ihnen heraus sind später auch die meisten der Familienbetriebe entstanden.“ 211
Ein weiterer Grund, der für die Selbstständigkeit vieler ehemaliger Vertragsarbeiter sprach,
war die Möglichkeit der Vietnamesen, Familienangehörige, Freunde und Verwandte im
Betrieb zu beschäftigen, um sich gegenseitig zu helfen.
Nach Dao Minh Quangs Einschätzung verteilte sich die Gruppe der ehemaligen
vietnamesischen Vertragsarbeiter auf die folgenden beruflichen Tätigkeiten: 212
Gruppe Anteil Branche
Hochschulabsolventen 10 % Dienstleistungsservice
Dolmetscher und
Gruppenleiter
15 % Großhandel und
Fachgeschäft
Facharbeiter 55 % Einzelhandelsgeschäfte und
Gastronomie
ohne Berufsqualifikation 20 % Umschulung, Arbeitnehmer
oder arbeitslos
Das hauptsächliche Interesse richtete sich bei den ehemaligen vietnamesischen
Vertragsarbeitern dabei auf folgende Branchen: 213
211
212
213
Quang, S. 120.
Ebenda, S. 121.
Ebenda.
69