Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...
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4. Integration und Ausländerfe<strong>in</strong>dlichkeit im vere<strong>in</strong>ten Deutschland<br />
4.1 Rechtsextremismus und Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit<br />
Im folgenden Kapitel soll auf die Entwicklung rechtsextremistischer und fremdenfe<strong>in</strong>dlicher<br />
E<strong>in</strong>stellungen nach der deutschen Wiedervere<strong>in</strong>igung e<strong>in</strong>gegangen werden. Die Frage, ob sich<br />
die rechtsextremistischen und fremdenfe<strong>in</strong>dlichen E<strong>in</strong>stellungen gegenüber Ausländern <strong>in</strong> der<br />
ehemaligen DDR <strong>in</strong> der Wende- und Nachwendezeit erhöht haben, soll hierbei im<br />
Vordergrund stehen. Darüber h<strong>in</strong>aus werden die rechtsextremistischen Strömungen <strong>in</strong><br />
Ostdeutschland und deren Entwicklungen <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf den E<strong>in</strong>fluss westdeutscher<br />
rechtsradikaler Gruppierungen und Organisationen analysiert. Abschließend wird aufgezeigt,<br />
welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf das Leben der ehemaligen vietnamesischen<br />
Vertragsarbeiter hatten.<br />
Bereits <strong>in</strong> Kapitel 2.4 wurde detailliert auf die Entwicklungen und Gründe des<br />
rechtsextremistischen und fremdenfe<strong>in</strong>dlichen Potentials <strong>in</strong> der DDR-Bevölkerung<br />
e<strong>in</strong>gegangen. Es ist deutlich zu sehen, dass sich ab Mitte der 80er Jahre vor allem bei<br />
Jugendlichen rechtsextreme Tendenzen bemerkbar machten, die unter anderem auf die<br />
Abkehr der Jugend vom propagierten Antifaschismus und den ritualisierten Inhalten und<br />
Methoden der realsozialistischen Wirklichkeit der DDR, sowie auf die Ablehnung des DDR-<br />
Herrschaftssystems zurückzuführen waren. Doch nicht nur <strong>in</strong> Jugendkreisen, sondern auch <strong>in</strong><br />
der gesamten Bevölkerung waren ab Mitte der 80er verstärkt rechtsextreme und<br />
fremdenfe<strong>in</strong>dlichere Tendenzen festzustellen, die wiederum auf den vorherrschenden<br />
Prov<strong>in</strong>zialismus und die gezielte Verdrängungsmethodik der DDR-Regierung zurückzuführen<br />
waren. Kapitel 2.4 zeigt, dass es schon <strong>in</strong> der DDR rechtsextrem orientierte Strömungen gab<br />
und der Grundste<strong>in</strong> für die rechtsextremistischen Entwicklungen nach der Wende <strong>in</strong><br />
Ostdeutschland bereits zu DDR-Zeiten gelegt wurde. Wolfgang Melzer warnt jedoch davor,<br />
diese Zunahme des Rechtsextremismus <strong>in</strong> Ostdeutschland alle<strong>in</strong> auf die „Existenz von 40<br />
Jahren DDR“ zurückzuführen, „als ob es rechtsextremistische und ausländerfe<strong>in</strong>dliche<br />
Aktivitäten <strong>in</strong> Westdeutschland (…) nie gegeben habe.“ 219 Darüber h<strong>in</strong>aus fügt Melzer an,<br />
dass oft die Me<strong>in</strong>ung vertreten wurde, dass Rechtsextremismus und Ausländerfe<strong>in</strong>dlichkeit im<br />
Osten Deutschlands nicht direkt zugenommen hätten, dass jedoch tatsächlich durch die<br />
219<br />
Melzer, S. 147.<br />
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