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Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...

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diese Arbeit Befragten Vietnamesen wieder: „(…) Das bleibt mir (…) im Kopf. Jetzt, heute,<br />

nach 20 Jahren immer noch, ja. Man kann sagen das ist e<strong>in</strong> Trauma. [Das kann] niemand<br />

beseitigen.“ 294 Darüber h<strong>in</strong>aus stellen sich viele der Betroffenen noch heute die Frage, warum<br />

die Anschläge verübt wurden. Herr Long N.D. begreift bis heute nicht, wie es zu rassistischen<br />

Übergriffen <strong>in</strong> solch e<strong>in</strong>em Ausmaß kommen konnte und was die Motivation der beteiligten<br />

Rechten gewesen war, so massiv gegen die Asylanten und das vietnamesische Wohnheim<br />

vorzugehen: „Ich weiß auch nicht genau. Warum hat man das gemacht? Aber ich habe auch<br />

dort [vor Ort] gehört: Die Asylbewerber [haben] viel Ärger gemacht, deshalb müssen wir (…)<br />

reagieren.“ 295<br />

In Gesprächen mit Vietnamesen, die Zeugen der Anschläge von Rostock-Lichtenhagen<br />

wurden, wird schnell ersichtlich, wie schwer es vielen fällt, offen über diese Thematik zu<br />

sprechen. Das Gefühl, sich <strong>in</strong> Deutschland nicht frei bewegen zu können, kannte Herr V<strong>in</strong>h<br />

L.V. schon vor den Anschlägen von Rostock-Lichtenhagen und er betont, dass die Angst vor<br />

Übergriffen se<strong>in</strong> ständiger Begleiter <strong>in</strong> Deutschland, auch schon zu DDR-Zeiten, war. Er habe<br />

sich pr<strong>in</strong>zipiell nie alle<strong>in</strong> auf der Straße aufgehalten und die Lichtenhagener Anschläge seien<br />

für ihn e<strong>in</strong>fach schrecklich gewesen. 296 Die Anschläge von Rostock-Lichtenhagen<br />

h<strong>in</strong>terließen bei vielen Betroffenen tiefe traumatische Wunden. Schon kurz nach den<br />

Anschlägen, setzten sich die Betroffenen im Notquartier <strong>in</strong> Niex zusammen, um zu überlegen,<br />

was sie tun könnten, „um e<strong>in</strong>erseits ihre Zukunft besser <strong>in</strong> die eigenen Hände zu nehmen und<br />

andererseits im Interesse e<strong>in</strong>es friedlichen Zusammenlebens stärker auf die deutschen<br />

Nachbarn zuzugehen.“ 297 Dadurch entschieden sich die Opfer Rostock-Lichtenhagens nicht<br />

tatenlos abzuwarten, sondern selbst aktiv zu werden. Aus dieser Initiative heraus wurde im<br />

Oktober 1992 der deutsch-vietnamesische Vere<strong>in</strong> Diên Hông - Geme<strong>in</strong>sam unter e<strong>in</strong>em Dach<br />

e.V. gegründet.<br />

294<br />

Interview Herr V<strong>in</strong>h L.V..<br />

295<br />

Interview Herr Long N.D..<br />

296 Vgl.: Interview Herr V<strong>in</strong>h L.V..<br />

297<br />

Bürgerbeauftragte des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Hansestadt Rostock, Diên Hông e.V.: Das<br />

Leben ist bunt - Interkulturelle Arbeit <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern, Rostock 2000, S. 22.<br />

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