Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...
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Doch dieser Anspruch der selbständigen Politikformulierung stand <strong>in</strong> Kontrast zum Bestreben<br />
der Bundesregierung, die rechtlichen Verhältnisse der DDR-Ausländerpolitik an die der<br />
Bundesrepublik anzugleichen, vor allem, die Lockerungen im Visabereich oder die<br />
Asylanträge betreffend. 171<br />
Dennoch befasste sich die Arbeitsgruppe „Ausländerfragen“<br />
<strong>in</strong>tensiv mit der Stellung von Ausländern <strong>in</strong> der künftigen Verfassung der DDR. Sie<br />
überprüfte kritisch diverse Gesetze, wie Reisegesetze, Wahlgesetze, Mediengesetze und<br />
Vere<strong>in</strong>igungsgesetze und deren Auswirkungen auf Ausländer. Sie beschäftigte sich <strong>in</strong>tensiv<br />
mit der Situation der Vertragsarbeiter und kritisierte <strong>in</strong> diesem Zusammenhang vor allem die<br />
Regierungsverträge, deren teils <strong>in</strong>humane Regelungen und die unzureichende Vorbereitung<br />
der DDR-Bevölkerung auf die Anwesenheit mehrerer tausend ausländischer Arbeiter. Durch<br />
die Vorverlegung der Wahlen auf März 1990, musste die Arbeitsgruppe ihre Tätigkeit<br />
frühzeitig e<strong>in</strong>stellen, konnte jedoch bis zu diesem Punkt dem „Zentralen Runden Tisch“<br />
konkret ausgearbeitete Grundsatzpapiere vorlegen: 1. Leitl<strong>in</strong>ien für die Ausländerpolitik <strong>in</strong><br />
der DDR. 2. Standpunkt der AG Ausländerfragen des Runden Tisches zur Stellung von<br />
Ausländern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er künftigen Verfassung der DDR. 3. Grundsätze zur Regelung des<br />
Aufenthaltes und Ausreise von ausländischen MitbürgerInnen, die auf Grund von<br />
Regierungsabkommen als Arbeitskräfte <strong>in</strong> Betrieben der DDR tätig s<strong>in</strong>d. Die formulierten<br />
Richtl<strong>in</strong>ien g<strong>in</strong>gen davon aus, „dass e<strong>in</strong>e neue Politik an der Respektierung der<br />
Menschenrechte und der Würde jedes E<strong>in</strong>zelnen orientiert se<strong>in</strong> muss.“ 172<br />
E<strong>in</strong>leitungstext der Leitl<strong>in</strong>ien für die Ausländerpolitik <strong>in</strong> der DDR:<br />
So hieß es im<br />
„Ausländerpolitik ist <strong>in</strong> dieser Sicht mehr als e<strong>in</strong>e gesetzgeberische Regelung über den<br />
Aufenthalt von Ausländern. Sie geht davon aus, dass kulturelle Vielfalt Reichtum<br />
bedeutet, dass im Dialog ethische und nationale Grenzen überwunden und e<strong>in</strong>e neue<br />
Qualität des Mite<strong>in</strong>anders befördert wird.“ 173<br />
Um sicherzugehen, dass die neuen Ausländerbestimmungen <strong>in</strong> der Verfassung<br />
niedergeschrieben und festgehalten werden, forderte die Arbeitsgruppe den Beitritt der DDR<br />
zur Genfer Flüchtl<strong>in</strong>gskonvention vom 28.07.1951.<br />
Auf der Grundlage der formulierten Schwerpunkte legte der „Zentrale Runde Tisch“ e<strong>in</strong>en<br />
Forderungskatalog vor, „der u.a. die Schaffung klarer Rechtlicher Normierungen für die<br />
Stellung von Ausländern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er künftigen DDR-Verfassung und die Beibehaltung des<br />
171 Vgl.: Berger: Die ausländerpolitischen Vorstellungen des Runden Tisches, S. 198; zum Folgenden, ebenda,<br />
S. 198 ff.<br />
172<br />
Ebenda.<br />
173<br />
Zit. nach: Runder Tisch der DDR. Arbeitsgruppe Ausländerfragen: Leitl<strong>in</strong>ien für die Ausländerpolitik<br />
<strong>in</strong> der DDR, verabschiedet am 12.03.1990, Berl<strong>in</strong> 1990, S. 1; Berger: Die außenpolitischen<br />
Vorstellungen des Runden Tisches, S. 198.<br />
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