Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...
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Gaststätten usw. [wurden] zu kritischen Bereichen. Dunkelheit und e<strong>in</strong>same Wege [mussten]<br />
gemieden werden.“ 246<br />
Frau Nguyen T.B.T. sagt, dass die damaligen ausländerfe<strong>in</strong>dlichen Reaktionen traumatischen<br />
Charakter besaßen. Auch sie wurde mehrfach Opfer rechtsradikaler und ausländerfe<strong>in</strong>dlicher<br />
Übergriffe. In dem Zeitraum von 1994 bis 1995 nahm, laut Frau Nguyen T.B.T., die<br />
Gewaltbereitschaft gegenüber Ausländern vor allem unter Jugendlichen, im Alter von 14 bis<br />
15 Jahren, stark zu. Frau Nguyen T.B.T., die damals e<strong>in</strong>en asiatischen Imbiss <strong>in</strong> Rostock<br />
betrieb, berichtet, dass ihr Imbissstand mehrmals die Woche Zielscheibe rechtsradikaler<br />
Gewalt von Jugendlichen wurde. Diebstahl stand bei diesen Übergriffen nicht im<br />
Vordergrund, vielmehr g<strong>in</strong>g es den Jugendlichen um die Beschädigung und Zerstörung des<br />
Imbissstandes. Dies führte soweit, dass e<strong>in</strong> Freund sich bereit erklärte, <strong>in</strong> ihrem Imbiss zu<br />
übernachten, um die Täter der fast täglichen Angriffe überführen zu können. Da diese<br />
Maßnahme jedoch ke<strong>in</strong>en Erfolg brachte, verbesserte sich die Situation erst, als sie e<strong>in</strong>e<br />
Alarmanlage <strong>in</strong>stalliert und e<strong>in</strong>en professionellen Sicherheitsdienst für ihren Imbiss engagiert<br />
hatte. Frau Nguyen T.B.T. beschreibt diese Zeit als sehr schwer und aufregend und hebt<br />
hervor, dass <strong>in</strong> dieser Zeit die jugendlichen Gewalttäter das größte Problem für die Ausländer<br />
darstellten und weniger erwachsene oder ältere Bürger. 247<br />
Es wird deutlich, dass die ehemaligen Vertragsarbeiter <strong>in</strong> der Wendezeit und nach der Wende<br />
massiven und verstärkten rechtsradikalen und fremdenfe<strong>in</strong>dlichen Übergriffen ausgesetzt<br />
waren. Diese Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit verunsicherte viele Ausländer, sie fühlten sich bedroht<br />
und oftmals nicht willkommen. Ausschreitungen massiven Ausmaßes gegenüber Ausländern<br />
nahmen ab 1991 deutlich zu: Die Angriffe von Neonazis und Sk<strong>in</strong>heads auf<br />
Ausländerwohnheime <strong>in</strong> Hoyerswerda, Sachsen, zwischen dem 17. und 22. September 1991,<br />
waren der Anfang e<strong>in</strong>er Reihe rechtsextremer Anschläge auf Ausländerwohnheime, mit e<strong>in</strong>em<br />
Ausmaß an Gewalt, das bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgekommen war. 248 Welche<br />
Folgen diese gewalttätigen und fremdenfe<strong>in</strong>dlich motivierten Übergriffe auf Ausländer haben<br />
konnten, und mit welcher Rücksichtlosigkeit gegen Ausländer Anfang der 90er Jahre<br />
vorgegangen wurde, wird im nächsten Kapitel anhand der Anschläge auf das Wohnheim<br />
ehemaliger vietnamesischer Vertragsarbeiter <strong>in</strong> Rostock-Lichtenhagen verdeutlicht.<br />
246<br />
Marburger, S. 49.<br />
247 Vgl.: Gesprächsrunde Diên Hông e.V..<br />
248 Vgl.: Stöss, S. 155.<br />
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