Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...

„Sozial Schwache (Ausländer, Behinderte, Obdachlose) eignen sich nicht nur als
Feindbild, sondern auch besonders gut dazu, Frustrationen abzureagieren.
Insbesondere bei jungen Leuten steigerte sich die Unzufriedenheit bis hin zu
aggressivem Hass und teilweise sogar bis zu roher Gewalt.“ 229
Die tiefgreifenden Identitätskrisen und Orientierungsverluste förderten die Herausbildung
rechtsextremistischer Handlungsmuster und „vor allem die Bereitschaft zur freiwilligen
Unterwerfung unter Stärkere bzw. unter nicht legitimierte Herrschaft und die Neigung zur
Beherrschung Schwächerer“. 230 Sie unterstützten ebenfalls das „Bedürfnis nach der Wahrung
und Stärkung der eigenen Nation und zur Abwertung und Ausgrenzung anderer Nationen und
Völker.“ 231
Das Zusammenspiel sozioökonomischer Probleme und fremdenfeindlicher
Einstellungen könnte die deutliche Zunahme rechtsextremistischer Einstellungen in der
Bevölkerung, aber vor allem bei der Jugend, zu Beginn der 90er Jahre erklären.
Bestehende rechtsextremistische Subkulturen, wie die „Nazi-Skins“, „Faschos“ oder
Skinhead-Bewegung, die sich schon zu DDR-Zeiten formierten, erhielten seit 1990
vermehrten Zulauf: „In Ostdeutschland entstand ein Flickenteppich aus Szenen, Gruppen und
Cliquen.“ 232
Zwischen 1991 und 1994 schwoll die rassistische Gewaltbereitschaft in der
Bundesrepublik in eine bis dahin unbekanntes Ausmaß an, „wobei die Hälfte der Gewalttaten
in Ostdeutschland verübt wurde.“ 233 Eine Statistik des Bundesministeriums des Innern 234 über
bekannt gewordene Gewalttaten mit rechtsextremistischem Hintergrund zwischen den Jahren
1982 bis 1999 verdeutlicht den rapiden Anstieg rechtsextremistischer Gewalttaten zwischen
1991 und 1994:
229
230
231
232
233
234
Stöss, S. 170.
Ebenda.
Ebenda, S. 69.
Ebenda.
Ebenda.
Ebenda, S. 155.
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