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Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...

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E<strong>in</strong>zelnen am Antisemitismus und Gewalt gegenüber M<strong>in</strong>derheiten. Dadurch entstanden<br />

Barrieren für die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der eigenen Haltung gegenüber Fremden und<br />

Außenseitern. 154 Vielmehr wirkte der amtliche „Antifaschismus“, vor allem gegen Ende der<br />

DDR, auf viele DDR-Bürger unglaubwürdig, „womit <strong>in</strong> mancher H<strong>in</strong>sicht das Gegenteil e<strong>in</strong>er<br />

überzeugenden Ablehnung des Nationalsozialismus erreicht wurde.“ 155 Oft wurde der<br />

Antifaschismus als e<strong>in</strong> Werk „der Alten“ abgetan oder mit L<strong>in</strong>ksextremismus und l<strong>in</strong>kem<br />

Terror <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht. Die Ablehnung des „veralteten“ Antifaschismus manifestierte<br />

sich deshalb immer öfter <strong>in</strong> rechtsextremistischen Anschauungen und legitimierte für viele<br />

den Wechsel <strong>in</strong>s rechte politische Lager: „Rassistisch se<strong>in</strong> ist doch jetzt erlaubt.“<br />

Ulrike Hess-Me<strong>in</strong><strong>in</strong>g betont, dass der „verordnete Antifaschismus“ und die totalitäre<br />

Regierungsform der DDR e<strong>in</strong>en Ursachenkomplex bildeten, der mit e<strong>in</strong>em Anwachsen von<br />

Rechtsextremismus und Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit <strong>in</strong> Zusammenhang stand. Für sie war die<br />

undemokratische Struktur der DDR, <strong>in</strong> der die Reproduktion totalitärer Unterdrückung nicht<br />

angesprochen werden durfte, e<strong>in</strong> zentraler Faktor. Denn gerade das förderte die Tabuisierung<br />

der Existenz rechtsextremer Mentalitäten, was wiederum kritische Stellungnahmen dazu<br />

verh<strong>in</strong>derte. Deshalb unterstreicht Hess-Me<strong>in</strong><strong>in</strong>g, dass e<strong>in</strong> wesentlicher Aspekt rechtsextremer<br />

Ersche<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong> der DDR auf die gezielte Verdrängungsmethodik der DDR-Regierung<br />

zurückzuführen ist.<br />

Vor allem bei Jugendlichen entwickelten sich rechtsextreme Handlungsweisen und<br />

Überzeugungen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich e<strong>in</strong> Großteil der Jugend von dem<br />

von der DDR propagierten Antifaschismus und den ritualisierten Inhalten und Methoden der<br />

realsozialistischen Wirklichkeit der DDR abwandte, und stattdessen völkisch-nationalistische<br />

Positionen e<strong>in</strong>nahm. 156 Bemerkenswert dabei ist, dass <strong>in</strong> der DDR ke<strong>in</strong>e rechtsextremistischen<br />

Netzwerke aus alt- oder neofaschistischen Parteien und Organisationen existierten. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus hatten ostdeutsche Jugendliche ke<strong>in</strong>e unmittelbar bewussten Erfahrungen mit dem<br />

deutschen Faschismus gemacht, „aus denen heraus sie ihre neofaschistischen E<strong>in</strong>stellungen<br />

und Praktiken hätten autonom entwickeln können.“ 157 Deshalb waren sie auf die Erfahrungen<br />

von Erwachsenen angewiesen, die sich, <strong>in</strong>dividuell verschieden, entweder pro- oder<br />

antifaschistisch äußerten. Rechtsextremistische Äußerungen und Gewalttaten von<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> der DDR bleiben für Harry Waibel deshalb Relikte aus der Welt der<br />

154 Vgl.: Hess-Me<strong>in</strong><strong>in</strong>g, S. 160.<br />

155<br />

Ebenda.<br />

156 Vgl.: Waibel, S. 11., zum Folgenden, ebenda, S. 8 ff.<br />

157<br />

Ebenda.<br />

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