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Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...

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kommunalen Ausländerwahlrechts be<strong>in</strong>haltete.“ 174 Zusätzlich verlangte er die<br />

Veröffentlichung der Regierungsvere<strong>in</strong>barungen, die mit den ausländischen Arbeitern<br />

geschlossen wurden, und die Änderung des DDR-Ausländergesetzes nach rechtstaatlichen<br />

Kriterien. E<strong>in</strong>e weitere wichtige, durch den „Zentralen Runden Tisch“ vorgelegte Forderung<br />

der Arbeitsgruppe „Ausländerfragen“, be<strong>in</strong>haltete die Ernennung und E<strong>in</strong>setzung e<strong>in</strong>es<br />

Ausländerbeauftragten. Dadurch sollte für die <strong>in</strong> der DDR lebenden Ausländer e<strong>in</strong>e<br />

zusätzliche Schutz- und Beratungs<strong>in</strong>stanz geschaffen werden, die auch auf der Ebene der<br />

Länder, Städte und Geme<strong>in</strong>den etabliert werden sollte. Der M<strong>in</strong>isterrat stimmte dieser<br />

Forderung im Februar 1990 zu und berief zum 1. März 1990 Almuth Berger zur<br />

Staatssekretär<strong>in</strong> und Ausländerbeauftragten beim M<strong>in</strong>isterrat der DDR: „Die<br />

Ausländerbeauftragte hatte das Recht zur Teilnahme an den M<strong>in</strong>isterratssitzungen und dort<br />

zwar ke<strong>in</strong> Stimmrecht, aber Rederecht.“ 175 Des Weiteren waren die Fachm<strong>in</strong>isterien und<br />

Behörden ihr gegenüber auskunftspflichtig und sie hatte E<strong>in</strong>spruchsrecht bei Ausweisungen<br />

und Abschiebungen sowie bei allen Ausländerfragen betreffende Vorlagen des<br />

M<strong>in</strong>isteriums. 176 Dadurch besaß die Ausländerbeauftragte unmittelbaren E<strong>in</strong>fluss auf die vom<br />

„Zentralen Runden Tisch“ hervorgebrachten Forderungen zur Neugestaltung der<br />

Ausländergesetzgebung. Zwar wurde die Berufung von Almuth Berger zuerst bis zum 18.<br />

März 1990, dem Tag der Volkskammerwahlen, befristet, da man nicht wusste, ob dieses Amt<br />

von der neu gewählten Regierung übernommen werden würde. Doch auch die Regierung<br />

unter Lothar de Maizière übernahm das Amt der Ausländerbeauftragten als Institution und<br />

Almuth Berger konnte ihrer Tätigkeit weiter nachgehen. 177<br />

Trotz der schweren Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der politischen Umbruchzeit, unter denen die<br />

Arbeitsgruppe „Ausländerfragen“ versuchte e<strong>in</strong>e neue Ausländerpolitik durchzusetzen, gelang<br />

es ihr, wesentliche Anstöße für diese zu geben. Auch wenn viele Forderungen, wie der Beitritt<br />

der DDR zu den Genfer Flüchtl<strong>in</strong>gskonventionen, nicht erreicht wurden, setzte die<br />

Arbeitsgruppe „Ausländerfragen“ neue Impulse und sorgte dafür, dass das Thema „Ausländer<br />

<strong>in</strong> der DDR“ <strong>in</strong> Politik und Gesellschaft zu e<strong>in</strong>em wichtigen Thema wurde. Alle<strong>in</strong> durch die<br />

E<strong>in</strong>richtung von Ausländerbeauftragten auf kommunaler und auf Landesebene schuf die<br />

Arbeitsgruppe e<strong>in</strong> Instrument zur deutlichen Verbesserung der Lage der Ausländer. Viele der<br />

<strong>in</strong> den neunziger Jahren im vere<strong>in</strong>ten Deutschland diskutierten Fragen der Integration, des<br />

Zusammenlebens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er pluralen Gesellschaft und der <strong>in</strong>terkulturellen Kompetenz wurden<br />

174<br />

Sextro, S. 54.<br />

175<br />

Berger: Die ausländerpolitischen Vorstellungen des Runden Tisches, S. 202.<br />

176 Vgl.: Ebenda.<br />

177 Vgl.: Sextro, S. 57; Berger: Die ausländerpolitischen Vorstellungen des Runden Tisches, S. 203.<br />

56

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