Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...
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Methodisches Vorgehen<br />
Um e<strong>in</strong>en Überblick über das methodische Vorgehen <strong>in</strong> dieser Arbeit zu bekommen, soll nun<br />
sowohl auf die theoretischen H<strong>in</strong>tergründe der „Oral History“ als auch auf die eigentliche<br />
Datenerhebung durch die Interviews e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />
In se<strong>in</strong>em Aufsatz „Fragen - Antworten - Fragen“ stellt Lutz Niethammer methodische<br />
Erwägungen und Erfahrungen mit der Theorie der „Oral History“ vor. Niethammer beschreibt<br />
hierbei das Forschungs<strong>in</strong>strument „Oral History“ als die Produktion e<strong>in</strong>er historischen<br />
Überlieferung durch Gespräche, Interviews oder Er<strong>in</strong>nerungen und deren Erschließung und<br />
Auswertung als historische Quelle. 34 Die Praxis und das kritische Methodenbewusstse<strong>in</strong> der<br />
„Oral History“ orientiert sich hierbei an der Erhebung von sogenannten<br />
„Er<strong>in</strong>nerungs<strong>in</strong>terviews“ im qualitativen Interviewstil sowie deren Auswertung und<br />
Analyse. 35<br />
Das Er<strong>in</strong>nerungs<strong>in</strong>terview ist, laut Niethammer, mit dem Interview der empirischen<br />
Sozialforschung <strong>in</strong>sofern vergleichbar, dass es e<strong>in</strong> Forschungs<strong>in</strong>strument darstellt, das dem<br />
öffentlichen Wissen und nachvollziehbaren Verfahren verpflichtet ist und mit dem „durch<br />
Gespräche e<strong>in</strong> auswertbarer Text produziert wird.“ 36 Das Konzept des Er<strong>in</strong>nerungs<strong>in</strong>terviews<br />
basiert hierbei auf der Erstellung e<strong>in</strong>es Fragenkatalogs <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit bereits<br />
herausgearbeitetem Vorwissen des Interviewers. Niethammer hebt jedoch ebenfalls den<br />
Unterschied zwischen den Er<strong>in</strong>nerungs<strong>in</strong>terviews der „Oral History“ und den<br />
halbstandardisierten Interviews der empirischen Sozialforschung hervor. In Interviews der<br />
empirischen Sozialforschung werden die Gespräche grundsätzlich strukturiert, damit die<br />
standardisierten Teile im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> vergleichbar bleiben. Dabei wird <strong>in</strong> der Sozialforschung<br />
oftmals auf bestimmte Frageimpulse, deren Platz im Gesprächsverlauf durch Frageleitfäden<br />
festgelegt ist, e<strong>in</strong>gegangen. Diesen Frageimpulsen werden, laut Niethammer, dann mehr oder<br />
m<strong>in</strong>der dehnbare Hohlräume gelassen die der Befragte ausfüllen kann. Das<br />
Er<strong>in</strong>nerungs<strong>in</strong>terview der „Oral History“ erhebt jedoch nicht den Anspruch e<strong>in</strong>er strikt<br />
messbaren Vergleichbarkeit, „weil der rekonstruktive und assoziative Charakter von<br />
34 Vgl.: Niethammer, Lutz: Fragen - Antworten - Fragen. Methodische Erfahrungen und Erwägungen zur Oral<br />
History, <strong>in</strong>: Lutz Niethammer, Alexander von Plato (Hrsg.): „Wir kriegen jetzt andere Zeiten.“ Auf der<br />
Suche nach der Erfahrung des Volkes <strong>in</strong> nachfaschistischen Ländern. Lebensgeschichte und<br />
Sozialkultur im Ruhrgebiet 1930 bis 1960, Band 3, Berl<strong>in</strong> 1985, S. 396.<br />
35 Vgl.: Ebenda, S. 393 f; zum Folgenden, ebenda, S. 399 ff.<br />
36<br />
Niethammer, S. 399.<br />
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