Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...

und vietnamesischer Küche. Dies war sehr untypisch, die meisten Vietnamesen beschränkten
sich ausschließlich auf das Angebot von vietnamesischer Küche.
Anhand dieses Beispiels wird klar, welchen Problemen die vietnamesischen Vertragsarbeiter
in der Wende- und Nachwendezeit ausgesetzt waren. Die fristlosen Kündigungen der Betriebe
zogen für viele eine oftmals jahrelange Arbeitslosigkeit nach sich. In dieser Zeit blieb vielen
nichts anderes übrig, als sich mit Nebenjobs Geld zu verdienen, um nicht von der Sozialhilfe
abhängig zu werden. Dies hätte in vielen Fällen die Ausreise der Betroffenen bedeutet. Der
Weg in die Selbstständigkeit bot für viele ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter eine
gute Alternative. Unabhängigkeit, Flexibilität, die Aussicht auf besseren Verdienst und der
Ehrgeiz ein Unternehmen aus eigener Kraft realisieren zu können, überzeugte eine Vielzahl
von der Selbstständigkeit. Die Finanzierung der Unternehmen und die deutsche Bürokratie
brachten oftmals die größten Probleme zur Realisierung der Selbstständigkeit mit sich, da
einerseits die finanziellen Mittel zur Umsetzung nicht vorhanden waren, und andererseits das
Wissen über die Anmeldung eines Gewerbes in Deutschland fehlte. Das Vertrauen in die
ethnische Gemeinschaft der vietnamesischen Community, die Unterstützung, die sich die
Vietnamesen gegenseitig zukommen ließen, bestätigt die These von Karin Weiss, dass sich
die Vietnamesen in den Jahren nach der Wende eine autarke vietnamesische
Migrantenökonomie aufbauten und verfolgten. Den ehemaligen vietnamesischen
Vertragsarbeitern gelang es eine Nische im Dienstleistungssektor zu finden und für sich zu
nutzen. Dies sicherte vielen die Finanzierung des Lebensunterhalts und das Bleiberecht in
Deutschland.
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