Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...
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5.2 Motive, Projekte und Ziele des Vere<strong>in</strong>s<br />
Um die geplanten Angebote durchsetzen zu können, eröffnete der Vere<strong>in</strong> im Januar 1994 die<br />
vietnamesisch-deutsche Begegnungs- und Beratungsstelle. 303 Für den Standort der<br />
Begegnungsstelle wählte der Vere<strong>in</strong> Räume des Sonnenblumenhauses. Zu DDR-Zeiten<br />
wurden diese Räumlichkeiten als Wohnheimskant<strong>in</strong>e genutzt. Im Zuge der Wende h<strong>in</strong>gegen<br />
richtete man dort e<strong>in</strong>e Beratungsstelle für diejenigen Vertragsarbeiter e<strong>in</strong>, die von den<br />
damaligen Massenentlassungen betroffen waren. Gleichzeitig diente die Beratungsstelle schon<br />
damals als Treffpunkt für Vietnamesen. Für den Vere<strong>in</strong> Diên Hông besaß das<br />
Sonnenblumenhaus, gerade durch die Anschläge von 1992, Symbolcharakter: „(…) Hier<br />
eskalierte die nackte Gewalt gegen Ausländer und hier soll jetzt praktiziert werden, daß<br />
Deutsche und Ausländer ihre gegenseitigen Vorurteile abbauen und e<strong>in</strong> friedliches<br />
Mite<strong>in</strong>ander durch Kommunikation praktizieren (…).“ 304<br />
Neben Aktivitäten zur <strong>in</strong>terkulturellen Begegnung wurden <strong>in</strong> der vietnamesisch-deutschen<br />
Begegnungs- und Beratungsstelle Informationsveranstaltungen für Vietnamesen durchgeführt,<br />
sowie praktische Hilfe angeboten: Übersetzungen, Unterstützungen <strong>in</strong> sozialen<br />
Angelegenheiten und Service im Umgang mit Behörden, Rechtsanwälten, Ärzten,<br />
Vermietern, um nur e<strong>in</strong>ige zu nennen. Darüber h<strong>in</strong>aus erstreckte sich die Arbeit der<br />
Begegnungsstelle „über traditionelle Angebote, wie dem monatlichen ‚Blick <strong>in</strong> den<br />
vietnamesischen Kochtopf‛ oder Karaokeabenden bis h<strong>in</strong> zu deutsch-vietnamesischen<br />
K<strong>in</strong>derfesten oder Ferienfahrten.“ 305 Die Gründung e<strong>in</strong>er eigenen vietnamesischen<br />
Musikgruppe stärkte den Zusammenhalt zusätzlich. E<strong>in</strong>erseits ermöglichten die vielseitigen<br />
Aktivitäten des Vere<strong>in</strong>s <strong>in</strong> der Begegnungsstelle die Bewahrung der kulturellen Identität der<br />
vietnamesischen Migranten, andererseits trugen die <strong>in</strong>terkulturellen Erfahrungen zur Bildung<br />
der e<strong>in</strong>heimischen deutschen Bevölkerung bei. Dieser <strong>in</strong>terkulturelle Lernprozess förderte den<br />
<strong>in</strong>tegrativen Prozess der Migranten <strong>in</strong> die Gesellschaft und trug gleichzeitig zum Abbau von<br />
Spannungen bei. 306 Auch Phuong Kollath, Sozialberater<strong>in</strong> und ehemalige Leiter<strong>in</strong> der<br />
deutsch-vietnamesischen Begegnungsstelle, schlussfolgert rückblickend, dass durch die<br />
kont<strong>in</strong>uierlichen Treffen und Veranstaltungen, „gleichberechtigte Beziehungen aufgebaut und<br />
gefestigt sowie Fremdenfurcht zwischen Deutschen und Zugewanderten, zumeist<br />
303 Vgl.: Diên Hông: Kurzdarstellung der Vere<strong>in</strong>sarbeit, S. 1; zum Folgenden, ebenda, S. 2.<br />
304<br />
Krebs, S. 38; zum Folgenden, ebenda, S. 42.<br />
305<br />
Ebenda.<br />
306 Vgl.: Buschbeck, S. 74.<br />
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