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Zwischen Zwei Welten: Vietnamesische VertragsarbeiterInnen in ...

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Entscheidung, wer wann e<strong>in</strong>reisen durfte und zu welchem Term<strong>in</strong>, lag im Ermessen der<br />

vietnamesischen Betriebsleitungen und deren Vorgaben durch die M<strong>in</strong>isterien. 67 Die Arbeiter<br />

<strong>in</strong> den vietnamesischen Betrieben mussten Anträge für e<strong>in</strong>e Auslandsarbeit stellen und sich<br />

damit offiziell für e<strong>in</strong>e Arbeitsstelle <strong>in</strong> der DDR bewerben. Da die Bewerberquote <strong>in</strong> den<br />

vietnamesischen Betrieben jedoch sehr hoch war, fiel die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit ausgewählt zu<br />

werden für die vietnamesischen Arbeiter oft sehr ger<strong>in</strong>g aus. 68 Sprachliche Vorkenntnisse<br />

spielten bei der Auswahl der Arbeitskräfte weniger e<strong>in</strong>e Rolle als die Qualifikation und der<br />

Gesamte<strong>in</strong>druck von den Arbeitern. So berichtet Herr Long N.D., dass nur die besten Arbeiter<br />

und diejenigen, die sich nichts zu Schulden hatten kommen lassen beziehungsweise ke<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>getragenen Vorstrafen hatten, ausgewählt wurden. 69 Auch Herr Thai V.D. bestätigt, dass<br />

vor allem gute, junge und fleißige Arbeitskräfte bei der Auswahl bevorzugt wurden. 70 Wurde<br />

e<strong>in</strong>em Arbeiter e<strong>in</strong> Arbeitsplatz im Ausland zugeteilt, stellte die Familie e<strong>in</strong>en schriftlichen<br />

Antrag zur Übernahme dieser Stelle. Anschließend erfolgten Gesundheitstests, sowie<br />

mehrtägige Schulungen zum Verhalten im Ausland. 71<br />

Das Reisegepäck der Vietnamesen<br />

bestand meist nur aus e<strong>in</strong>em Koffer, der mit persönlichen Gegenständen, kle<strong>in</strong>eren<br />

Geschenkartikeln und vietnamesischen Lebensmitteln bestückt war.<br />

Die E<strong>in</strong>reise <strong>in</strong> die DDR erfolgte per Flugzeug nach Berl<strong>in</strong>-Schönefeld. Nach der Ankunft<br />

wurden die Vertragsarbeiter von ihren Betreuern am Flughafen empfangen oder per Bus zu<br />

ihren jeweiligen Arbeitsorten gefahren, um dort begrüßt zu werden. Fragt man die ehemaligen<br />

Vertragsarbeiter was ihre ersten E<strong>in</strong>drücke <strong>in</strong> der DDR gewesen seien, so fällt die Antwort oft<br />

e<strong>in</strong>deutig aus:<br />

„(…) Der erste E<strong>in</strong>druck für uns ist die Klimazone hier <strong>in</strong> der DDR. Im April ist auch<br />

noch sehr kalt im Vergleich zu Vietnam. Wir haben ke<strong>in</strong> warme Wäsche dabei. Aber<br />

da man wurde von Betrieb abgeholt und Betrieb hat für jede e<strong>in</strong>e Wärmejacke<br />

mitgebracht. Und jeder bekommt Wärmejacke vom Flughafen Schönefeld. (…)“ 72<br />

Nach der Ankunft mussten sich die Vertragsarbeiter für gewöhnlich ärztlich untersuchen<br />

lassen. Darüber h<strong>in</strong>aus wurden sie <strong>in</strong> Gruppen e<strong>in</strong>geteilt. Die Gruppengröße richtete sich<br />

jeweils nach den Aufgaben <strong>in</strong> den Betrieben und variierte zwischen 30 und 150 Personen pro<br />

Gruppe. Jeder Gruppe wurden Gruppenleiter und Übersetzer zugeteilt, welche nicht selbst <strong>in</strong><br />

den Betrieben arbeiten mussten, sondern lediglich für die Vermittlung zwischen Betrieb und<br />

67 Vgl.: Interview Herr V<strong>in</strong>h L.V..<br />

68 Vgl.: Interview Herr Long N.D..<br />

69 Vgl.: Ebenda.<br />

70 Vgl.: Interview Herr Thai V.D..<br />

71 Vgl.: Feige, S. 41; zum Folgenden, ebenda, S. 42 ff.<br />

72<br />

Interview Herr Long N.D..<br />

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