22.01.2014 Aufrufe

Infodienst Krankenhäuser Nr. 60 - Gesundheit & Soziales - Ver.di

Infodienst Krankenhäuser Nr. 60 - Gesundheit & Soziales - Ver.di

Infodienst Krankenhäuser Nr. 60 - Gesundheit & Soziales - Ver.di

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Literatur- und<br />

Internettipps<br />

AOK-MEDIENDIENST<br />

Jürgen Klauber / Max Geraedts /<br />

Jörg Friedrich / Jürgen Wasem<br />

(Hrsg.)<br />

Krankenhaus-Report 2013<br />

Mengendynamik: mehr Menge,<br />

mehr Nutzen?<br />

564 Seiten, mit Online-Zugang,<br />

ISBN 978-3-7945-2884-4, Schattauer-<strong>Ver</strong>lag,<br />

Dezember 2012,<br />

54,95 Euro<br />

Im Dezember 2012 ist der neue<br />

»Krankenhaus-Report« der AOK<br />

erschienen. In der Eigenwerbung<br />

des Schattauer-<strong>Ver</strong>lages wird er als<br />

»aktuell, fun<strong>di</strong>ert, umfassend: das<br />

Standardwerk für den Krankenhausbereich«<br />

beschrieben. Zu<br />

Recht, da gibt es nichts daran zu<br />

deuten.<br />

Die Kernaussage in <strong>di</strong>esem Jahr<br />

lautet, dass <strong>di</strong>e Zahl der Operationen<br />

in Deutschland rasant ansteigt<br />

und hierbei nicht jede me<strong>di</strong>zinisch<br />

notwen<strong>di</strong>g sei. Vor allem kostspielige<br />

Eingriffe würden immer häufiger<br />

durchgeführt, deren me<strong>di</strong>zinische<br />

Notwen<strong>di</strong>gkeit jedoch in<br />

Frage zu stellen sei. Diese Feststellung<br />

trifft der AOK-Bundesverband,<br />

der <strong>di</strong>e Daten von mehr als<br />

45 Millionen Patienten aus den<br />

Jahren 2005 bis 2011 ausgewertet<br />

hat.<br />

Dem Krankenhausreport 2013<br />

zufolge stieg <strong>di</strong>e Zahl der stationären<br />

Behandlungen seit 2005 insgesamt<br />

um 11,8 Prozent. Binnen<br />

20 Jahren sei <strong>di</strong>e Zahl der Krankenhausaufenthalte<br />

zwischen<br />

1991 und 2011 um fast ein Viertel<br />

gestiegen. Im Jahr 2010 gab es<br />

insgesamt 18,3 Millionen Klinikbehandlungen.<br />

Statistisch gesehen<br />

wird fast jeder vierte Deutsche<br />

operiert. Dabei nehmen speziell<br />

jene Eingriffe zu, <strong>di</strong>e besonders<br />

gut vergütet werden – und wirtschaftlichen<br />

Gewinn versprechen.<br />

Seitens der AOK wird insbesondere<br />

kritisiert, dass weder <strong>di</strong>e<br />

demografische Entwicklung noch<br />

der Fortschritt der Me<strong>di</strong>zin <strong>di</strong>ese<br />

Zahlen begründe. Zwei Drittel der<br />

Leistungssteigerungen seien me<strong>di</strong>zinisch<br />

nicht erklärbar und – so<br />

<strong>di</strong>e AOK – werden nur durchgeführt,<br />

damit Krankenhäuser Geld<br />

ver<strong>di</strong>enen.<br />

Die Reaktion der Deutschen<br />

Krankenhausgesellschaft auf <strong>di</strong>ese<br />

harten Vorwürfe war eher von<br />

»belei<strong>di</strong>gter Art« gekennzeichnet.<br />

Man solle <strong>di</strong>e Krankenhausmitarbeiter<br />

nicht <strong>di</strong>ffamieren und <strong>di</strong>e<br />

Patienten nicht verunsichern,<br />

heißt es dort. Eine schwache Argumentation,<br />

wenn selbst von<br />

Ärztefunktionären eingestanden<br />

wird, dass <strong>di</strong>e Leistungssteigerungen<br />

aus me<strong>di</strong>zinischer Sicht nicht<br />

nachvollziehbar seien, sondern<br />

oftmals auch aus ökonomischen<br />

Gründen ausgeweitet würden.<br />

So bewertete z.B. der Präsident<br />

der Deutschen Gesellschaft für<br />

Chirurgie, Karl-Walter Jauch, <strong>di</strong>e<br />

regionalen Unterschiede mit<br />

Sorge. »Wir haben Regionen, wo<br />

<strong>di</strong>e Patienten eingefangen werden«.<br />

Gerade in Ballungsräumen<br />

herrsche oft eine derart große<br />

Konkurrenz zwischen den Kliniken,<br />

dass sich <strong>di</strong>ese nicht nur aus<br />

me<strong>di</strong>zinischen Gründen um Patienten<br />

bemühten.<br />

Der Krankenhaus-Report 2013<br />

beleuchtet mit seinem aktuellen<br />

Schwerpunktthema <strong>di</strong>ese Entwicklung,<br />

indem namhafte Autoren<br />

relevante Fragen zur Mengenentwicklung<br />

beantworten:<br />

■ In welchen <strong>Ver</strong>sorgungssegmenten<br />

vollzieht sich <strong>di</strong>e Mengendynamik,<br />

und welche Anreize<br />

beeinflussen <strong>di</strong>e Leistungsentwicklung?<br />

■ Was bedeuten Demografie und<br />

Morbi<strong>di</strong>tätsentwicklung für den<br />

<strong>Ver</strong>sorgungsbedarf, und wie wirken<br />

sich Innovationen aus?<br />

■ Wann ist Mengendynamik<br />

nicht in<strong>di</strong>ziert bzw. vermeidbar?<br />

Welche Konzepte gibt es, <strong>di</strong>e Fallzahlentwicklung<br />

in der stationären<br />

<strong>Ver</strong>sorgung heute bzw. zukünftig<br />

zu steuern?<br />

Als nicht zu unterschätzende Zugabe<br />

wird den Leserinnen und Lesern<br />

des Reports der Zugang zu<br />

einem Internetportal ermöglicht,<br />

welches eine Fülle an Leistungsdaten<br />

der 1.<strong>60</strong>0 Krankenhäuser<br />

zur <strong>Ver</strong>fügung stellt, <strong>di</strong>e in <strong>di</strong>e<br />

Auswertung des Reports einbezogen<br />

wurden.<br />

Fazit: Der Krankenhaus-Report<br />

2013 ist nicht nur umfassendes<br />

Nachschlagewerk, sondern auch<br />

eine solide Diskussions- und Handlungsgrundlage<br />

für <strong>di</strong>e betrieblichen<br />

Interessenvertretungen. ■<br />

Dominik Schirmer<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> Krankenhäuser <strong>Nr</strong>. <strong>60</strong> ■ März 2013<br />

■ 71

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!