(PDF) Armutslagen in Wien - Statistik Austria
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Materialien Materialien und Literatur und Literatur<br />
Vorwort<br />
Doppelt ungünstig ist die Situation von MigrantInnen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong>, die <strong>in</strong> der Regel niedrigere<br />
Löhne erhalten, mit denen mehr gleichzeitig mehr abhängige Personen versorgt werden<br />
müssen. Dennoch ist die Lebenssituation von Personen <strong>in</strong> Erwerbshaushalten ist <strong>in</strong> der Regel<br />
besser als bei Personen, die <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Erwerbshaushalt leben.<br />
Der dritte Abschnitt bietet e<strong>in</strong>e Zusammenfassung aus mehren Sem<strong>in</strong>ararbeiten zur<br />
Wohnsituation <strong>in</strong> <strong>Wien</strong>. Dabei wird festgehalten, dass die Wohnbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> sehr<br />
spezifisch s<strong>in</strong>d und daher gerade <strong>in</strong> diesem Bereich e<strong>in</strong>e gesonderte regionale Betrachtung<br />
erforderlich ist. Für ihre statistischen Analysen verwenden die Autor<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e Stufenleiter<br />
der Wohn<strong>in</strong>tegration. Die Darstellung zeigt die soziale Charakteristik von Überbelagsverhältnissen,<br />
qualitativen E<strong>in</strong>schränkungen und letztlich prekärem, nicht leistbarem,<br />
Wohnraum. Letzteres ist häufige Ursache der Wohnungslosigkeit, die <strong>in</strong> diesem Kapitel<br />
ebenfalls behandelt wird. Dabei wird <strong>in</strong>sbesondere auf das <strong>in</strong> der Regel kaum sichtbar<br />
wahrgenommene Problem der Wohnungslosigkeit von Frauen e<strong>in</strong>gegangen.<br />
Die Situation e<strong>in</strong>er wichtigen Risikogruppe zeigt e<strong>in</strong> eigener Beitrag über Bevölkerungsgruppen<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund . Hier wird gezeigt, dass <strong>Armutslagen</strong> nicht immer nur<br />
schichtspezifisch s<strong>in</strong>d, sondern auch H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e starke ethnische Differenzierung<br />
bzw. Diskrim<strong>in</strong>ierung bestehen. Mehr als die Hälfte der aus der Türkei zugewanderten<br />
Menschen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> s<strong>in</strong>d heute armutsgefährdet. Bei e<strong>in</strong>em weiteren Viertel gibt es zum<strong>in</strong>dest<br />
erkennbare Benachteiligungen <strong>in</strong> zentralen Lebensbereichen. In dieser ethnischen Gruppe<br />
konnte weder bei höheren Bildungsschichten noch bei E<strong>in</strong>gebürgerten e<strong>in</strong>e wesentliche<br />
Verbesserung der Lage festgestellt werden. Die Gefährdung anderer ethnischer Zuwanderergruppen<br />
ist zwar niedriger, die Risiken für Personen aus allen Zuwanderungsländern,<br />
<strong>in</strong>sbesondere aus dem ehemaligen Jugoslawien bleiben jedoch deutlich ebenfalls über dem<br />
Durchschnitt der e<strong>in</strong>heimischen Bevölkerung.<br />
Die Tatsache, dass Frauen <strong>in</strong> Österreich häufiger armutsgefährdet s<strong>in</strong>d als Männer, bildet den<br />
Ausgangspunkt für e<strong>in</strong>en eigenen Beitrag über geschlechtsspezifische Disparitäten. Die<br />
bundesweit sehr deutlichen Unterschiede liegen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> jedoch unter der statistischen<br />
Nachweisgrenze. Die auch <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> bestehenden Erwerbs- und E<strong>in</strong>kommensnachteile für<br />
Frauen wirken sich <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Ausmaß auf prekäre Lebensbed<strong>in</strong>gungen aus, als dies <strong>in</strong><br />
den Bundesländern der Fall ist. Dies ist auch durch die Erhebungsmethodik bed<strong>in</strong>gt, die<br />
ungleiche Ressourcenverteilungen <strong>in</strong>nerhalb von Haushalten (z.B. Ehepartnern) nicht<br />
berücksichtigt. Bei K<strong>in</strong>dern zeigt sich dabei e<strong>in</strong> bisher völlig unentdecktes Phänomen.<br />
E<strong>in</strong>erseits ist die Armutsgefährdung bei K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> <strong>in</strong>sgesamt sehr hoch, anderseits<br />
s<strong>in</strong>d Knaben signifikant häufiger gefährdet als Mädchen. Dieser Befund ist für<br />
weiterführende Studien und Strategien zur Vermeidung von K<strong>in</strong>derarmut <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> enorm<br />
wichtig. Vor allem die qualitative Verbesserung des Betreuungsangebotes könnte helfen,<br />
e<strong>in</strong>e Verbesserung der Erwerbschancen für <strong>Wien</strong>er Familien und Alle<strong>in</strong>erziehende zu<br />
ermöglichen.<br />
Den Abschluß dieses Berichts bildet e<strong>in</strong> Beitrag zu den grundlegenden Merkmalen von<br />
Sozialpolitik und kommunaler Armutsprävention <strong>in</strong> <strong>Wien</strong>. Dar<strong>in</strong> wird gezeigt wie groß die<br />
Vielfalt an Instrumentarien ist, um sozialpolitische Zielsetzungen zu erreichen. Besonders<br />
<strong>Wien</strong> stellt für die kommunale Sozialpolitik auch erhebliche budgetäre Mittel zur Verfügung.<br />
Trotz verstärkter Anstrengungen auf europäischer Ebene ist aber <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> derzeit ke<strong>in</strong>e<br />
zielgerichtete, nachhaltige Koord<strong>in</strong>ation dieser Ansätze zur Begegnung zunehmender Verarmungsrisiken<br />
erkennbar. Die bisher mangelnde Berichterstattung ist dafür symptomatisch.<br />
Vielleicht kann der nun vorliegende erste <strong>Wien</strong>er Armutsbericht auch Vorzeichen zukünftiger<br />
Bewältigungsstrategien für soziale Problemlagen se<strong>in</strong>.<br />
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