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(PDF) Armutslagen in Wien - Statistik Austria

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Migrantische <strong>Armutslagen</strong><br />

Im Vergleich zu den E<strong>in</strong>heimischen s<strong>in</strong>d türkischstämmige Befragte aus Mehrpersonenhaushalten<br />

mit 2 K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> etwa 5-mal so armutsgefährdet.<br />

K<strong>in</strong>derreiche Familien (3 und mehr K<strong>in</strong>der) haben <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> unabhängig von der Herkunft e<strong>in</strong><br />

deutlich erhöhtes Armutsrisiko. In besonders starkem Ausmaß gilt dies jedoch für türkischstämmige<br />

Befragte: leben diese <strong>in</strong> k<strong>in</strong>derreichen Haushalten ist ihre Armutsgefährdung im<br />

Vergleich zu den E<strong>in</strong>heimischen doppelt so hoch.<br />

Generell gilt Bildung als e<strong>in</strong> das Armutsrisiko reduzierender Faktor. Die Formel „je höher<br />

die Bildung, desto ger<strong>in</strong>ger die Armutsgefährdung“ lässt sich mit den vorliegenden Daten<br />

für die Gruppe der E<strong>in</strong>heimischen bestätigen. Auffällig ist demgegenüber, dass auch die<br />

besser gebildeten türkischstämmigen Befragte deutlich höhere Armutsraten aufweisen als<br />

E<strong>in</strong>heimische: bei den türkischstämmigen Personen mit Matura ist das Risiko <strong>in</strong> etwa<br />

fünfmal so hoch; UniversitätsabsolventInnen weisen sogar e<strong>in</strong>e sieben mal so hohe Armutsgefährdung<br />

auf.<br />

Dieser Befund weist daraufh<strong>in</strong>, dass höher qualifizierte Personen türkischer Herkunft e<strong>in</strong>em<br />

Prozess der Dequalifikation unterliegen, sie also trotz guter Ausbildung nicht <strong>in</strong> besser<br />

bezahlte Arbeitsmarktsegmente vordr<strong>in</strong>gen können. E<strong>in</strong>e Studie von Gächter (2006) belegt<br />

das Ausmaß der Dequalifizierung von Zugewanderten <strong>in</strong> Österreich anhand der Volkszählungsdaten<br />

von 2001. Besonders häufig von Qualifikationsaberkennung betroffen s<strong>in</strong>d<br />

Personen mit Herkunft (Geburt oder Staatsbürgerschaft) aus Drittländern: „Fast jede(r)<br />

zweite beruflich oder schulisch Aktive <strong>in</strong> erwerbsfähigem Alter mit Herkunft von außerhalb<br />

der EU ist für ihre oder se<strong>in</strong>e Tätigkeit überqualifiziert!” (Gächter, 2006, S. 1)<br />

Arbeitslosigkeit erhöht das Armutsrisiko unabhängig von der Herkunft zwar beträchtlich.<br />

Der armutsreduzierende Effekt der Erwerbstätigkeit ist jedoch bei den Befragten türkischer<br />

Herkunft am ger<strong>in</strong>gsten ausgeprägt: die Armutsgefährdung von türkischstämmigen Erwerbstätigen<br />

ist im Vergleich zu den E<strong>in</strong>heimischen um etwas mehr als das siebenfache<br />

erhöht. Zugewanderte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt häufiger von „Work<strong>in</strong>g Poor“ betroffen als E<strong>in</strong>heimische;<br />

<strong>in</strong> besonderem Maße gilt dies für die türkischstämmige Bevölkerungsgruppe.<br />

E<strong>in</strong>kommensverwendung: Mietkostenbelastung und Benachteiligung <strong>in</strong> primären<br />

und sekundären Bereichen der Lebensführung<br />

Voges et.al. (2003) nennen die Disponibilität bei der Verwendung des E<strong>in</strong>kommens als<br />

wesentliche Voraussetzung für e<strong>in</strong>e angemessene gesellschaftliche Teilhabe. Ist der Anteil<br />

der Fixkosten am Haushaltsnettoe<strong>in</strong>kommen hoch, so steht nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Anteil des<br />

E<strong>in</strong>kommens zur freien Verfügung, was wiederum die Realisierung von Lebenschancen<br />

e<strong>in</strong>schränkt. Darüber h<strong>in</strong>aus werden E<strong>in</strong>kommensdisparitäten unter dem Blickw<strong>in</strong>kel der<br />

Benachteiligung <strong>in</strong> primären und sekundären Bereichen der Lebensführung analysiert.<br />

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