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(PDF) Armutslagen in Wien - Statistik Austria

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Materialien und Literatur<br />

Erwerbsarbeit und Armut<br />

Erwerbsarbeit und Armut<br />

Wohnen<br />

Wohnen<br />

Betroffene Personenkreise<br />

Grundsätzlich zählen Personen zu den Betroffenen, welche <strong>in</strong> nicht gesicherten, f<strong>in</strong>anziellen<br />

Verhältnissen leben. Insbesondere zählen hierzu SozialhilfeempfängerInnen, Langzeitarbeitslose,<br />

MigrantInnen und Flüchtl<strong>in</strong>ge bzw. Menschen ohne jegliches E<strong>in</strong>kommen und<br />

ohne private Ressourcen, d.h. Rückhalt von der Familie.<br />

Vorhandene Daten weisen darauf h<strong>in</strong>, dass Wohnungslosigkeit e<strong>in</strong> überwiegend männliches<br />

Problem ist: nur ca. 10-20% der Wohnungslosen s<strong>in</strong>d Frauen ( BMGF, 2005). Die <strong>Wien</strong>er<br />

Wohnungslosenbetreuungse<strong>in</strong>richtung „Gruft“ der Caritas zählt jährlich ca. 30.000<br />

Übernachtungen und gibt e<strong>in</strong>en Frauenanteil von 16% an. ( Caritas, 2003). Die Gründe für<br />

den hohen Männeranteil an den Wohnungslosen, konnten im Zuge der vorgenommenen<br />

Untersuchung nur teilweise geklärt werden; allerd<strong>in</strong>gs herrscht <strong>in</strong> der Fachliteratur E<strong>in</strong>igkeit<br />

darüber, dass Wohnungslosigkeit bei Frauen <strong>in</strong> vielfältigeren und versteckteren Formen<br />

auftritt als bei Männern. Neben der sichtbaren Wohnungslosigkeit und der latenten Wohnungslosigkeit<br />

(Bedrohung von kurzfristiger Wohnungslosigkeit) ist die eigentliche<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsform weiblicher Wohnungslosigkeit die verdeckte Wohnungslosigkeit. Vermutet<br />

wird, dass e<strong>in</strong> großesAusmaß an Frauen "verdeckt Wohnungslos" ist (Interview E6).<br />

Das Bild verdeckterWohnungslosigkeit bei Frauen 22<br />

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Frauen versuchen ihr "Armse<strong>in</strong>" nach Möglichkeit zu verstecken. Gesellschaftliche<br />

Zuschreibungen verstärken den Aspekt, dass Armut zunehmend als persönliches<br />

Versagen und Schande gilt. Im Bemühen um Aufrechterhaltung gesellschaftlicher<br />

Anerkennung reagieren Frauen auf existentielle Not mit e<strong>in</strong>er Suche nach Übergangslösungen,<br />

die oft <strong>in</strong>Abhängigkeiten enden. Solche Übergangslösungen die im<br />

Extremfall 14-tägige Wechsel der Unterkünfte heißen, f<strong>in</strong>den sich bei Bekannten,<br />

Verwandten oder im Elternhaus.Als Faktorenbündel weiblicher Wohnungslosigkeit<br />

werden genannt (Interview E6):<br />

Tragen der Hauptlast (Zeit) unbezahlter Haus- und Familienarbeit und damit teils<br />

verbunden wirtschaftlichen und sozialrechtlichen Abhängigkeit vom Ehemann.<br />

(Erwerbsunterbrechung, Wiedere<strong>in</strong>stiegsprobleme, Lohndiskrim<strong>in</strong>ierungen etc.)<br />

Grundauslegung des Sozialversicherungssystems auf durchgängig (männliche)<br />

Vollzeiterwerbsbiographie verbunden mit schlechterer Absicherung für Frauen <strong>in</strong><br />

Pension.<br />

MaterielleArmut - erschwerter Zugang zum Wohnungsmarkt.<br />

Psychische Bee<strong>in</strong>trächtigungen und Erkrankungen als Ursache, Ergebnis und<br />

„Schutz“ wohnungsloser Frauen. Oft ist nicht erkennbar, was vorher war:<br />

Wohnungslosigkeit oder Krankheit. Sozialarbeiter<strong>in</strong>nen schildern solche Erfahrungen<br />

oft alsAusweg und Schutz wohnungslos gewordener Frauen „auf der Straße“.<br />

Frauen verlieren mit der Wohnung auch Schutz (Schutz ihrer Würde als Frau, sozialer<br />

"Gesichtswahrung", körperlicher Integrität, Schutz der Privatsphäre etc.) vor männlicher<br />

Gewalt. Negative gesellschaftliche Deutungsmuster von alle<strong>in</strong>stehenden, sichtbar wohnungslosen<br />

Frauen und die gesellschaftliche Zuschreibung ihrer Armut als persönliches<br />

Versagen, werden <strong>in</strong> der Notlage des Wohnungsverlustes von Bedeutung. Dadurch greifen<br />

Frauen zu anderen Bewältigungsformen als Männer (verdeckte Wohnungslosigkeit).<br />

22<br />

Die nachfolgende Darstellung basiert weitgehend auf dem Manuskript von Elvira Loibl erstellt im Rahmen des Lehrgangs<br />

fem<strong>in</strong>istisches Grundstdium III , <strong>in</strong>Abstimmung mit dem mit ihr geführtem Gespräch.<br />

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