Gewalt von Männern gegenüber Frauen - Polizei Bayern
Gewalt von Männern gegenüber Frauen - Polizei Bayern
Gewalt von Männern gegenüber Frauen - Polizei Bayern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
21<br />
sondern auch in denjenigen <strong>von</strong> <strong>Frauen</strong> 1 ''' -, eigen« Ängste,<br />
i nsbesondere vor der <strong>Gewalt</strong> im sozialen Nahraum, au verdrängen:<br />
"Die typische Vergewaltigung ist .. viel näher, als wir alle<br />
glauben möchten. Sie geschieht häufig im sozialen Nahraum<br />
selbst. Das aber macht Angst, weil doch die Beziehung, die<br />
Familie, der Freundeskreis zur garantierten Sicherheitszone<br />
gehören sollen . . . Die Umwelt möchte nicht wahrhaben, daß es •. .<br />
<strong>Gewalt</strong> gan2 nah, beängstigend nah gibt und sie versucht, diesen<br />
Umstand durch Schuldzuweisungen an das Opfer zu- verleugnen",<br />
versucht, die <strong>Gewalt</strong>tat zu individualisieren - auf die Tat<br />
provozierende <strong>Frauen</strong> und auf (einige wenige) pathologische,<br />
kriminelle oder perverse männliche Täter (Baurmann 1986,171f.).<br />
11) Diese opferfeindlichen Vorstellungen werden in der Tat <strong>von</strong><br />
<strong>Frauen</strong> oft noch heftiger vertreten als <strong>von</strong> <strong>Männern</strong>: Denn da für<br />
sie die Vorstellung besonders erschreckend ist, daß sie<br />
plötzlich, zufällig und ohne Vorwarnung vergewaltigt werden<br />
können, müssen sie diese Opfer-Angst davor noch stärker<br />
verdrängen als Männer ihre Täter-Ängste - indem sie dem Opfer<br />
an der Tat zumindest eine Mitschuld geben. Sie können sich<br />
selbst beruhigen und ungefährdet fühlen, wenn sie für zwei<br />
Dinge den Nachweis erbringen können:<br />
1. daß das Opfer selbst die Vergewaltigung verursacht hat,<br />
2. daß sie, als Frau, der vergewaltigten Frau nicht ähnlich<br />
sind, nicht so handeln würden usw.<br />
Nur wenn sie sich selbst beweisen können, daß die Frau sich<br />
irgendwo aufhielt, wo man nicht hingehen sollte, oder daß sie<br />
sich provokativ benahm, wie man sich nicht benimmt, oder daß<br />
sie sich mit undurchsichtigen <strong>Männern</strong> herumtrieb oder eine<br />
Person mit zweifelhafter Moral ist, können sieh manche <strong>Frauen</strong><br />
sicherer fühlen: Ihnen kann so etwas nicht passieren (Finkelhor<br />
1 986, 35) .<br />
Jansen (1985,43ff.) berichtet über entsprechende eigene<br />
Erfahrungen mit der Reaktion auf <strong>Frauen</strong> auf eine ihr<br />
widerfahrene sexuelle Belästigung:"Die Reaktionen <strong>von</strong> <strong>Frauen</strong><br />
waren für mich das eigentlich Verwunderliche, das Neue und mich<br />
am empfindlichsten Treffende gewesen ... (nämlich die) Aussage<br />
'Mir wäre das nicht passiert' .. die Annahme, selber immun<br />
gegen Versuche sexueller <strong>Gewalt</strong> zu sein, (ist) gewiß<br />
lebenserleichternd ... Die Tatsache, daß eine ... Frau wie wir<br />
selber auch Opfer sexueller <strong>Gewalt</strong> sein kann, und das.nicht nur<br />
nachts auf der Straße, sondern <strong>von</strong> einem Kollegen nebenan im<br />
BUro, ist offenbar eine zu schwerwiegende Bedrohung, als daß<br />
sie so akzeptiert werden könnte . . Ich will nicht denken<br />
müssen, daß mir das passieren kann, also muß der Grund doch bei<br />
der anderen Frau liegen."