Gewalt von Männern gegenüber Frauen - Polizei Bayern
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belastenden! 4) - Nachfragen danach, ob es tatsächlich zum<br />
Geschlechtsverkehr gekommen und wie dieser in allen<br />
Einzelheiten erfolgt ist.<br />
3.1.1.2 "Minder schwerer Fall"<br />
Mit der Möglichkeit, daß bei der sexuellen <strong>Gewalt</strong>tat ein<br />
"mi nder schwerer Fall" angenommen werden kann, wird das<br />
Verhallen des Opfers und vor allem auch die Art seiner<br />
Beziehung zum Täter in den Mittelpunkt der justitiellen<br />
Entscheidung und damit auch der polizeilichen Ermittlungen<br />
gesteil t.<br />
Ein runder schwerer Fall wird dann angenommen, "wenn der Täter<br />
bereits sexuelle Beziehungen zu der Frau hatte oder echte<br />
Liebesbeziehungen anstrebt, wenn die Frau dem Täter aus seiner<br />
Sicht durch ihr Verhalten Hoffnung auf freiwillige Hingabe<br />
gemacht hat oder zu ihm ins Fahrzeug gestiegen ist,<br />
möglicherweise auch, aber keineswegs stets, wenn die Frau eine<br />
Dirne ist" CDreher/Tröndle 1985,865).<br />
Die Konstruktion des minder schweren Falles bedeutet, daß aus<br />
dem Opferverhalten eine MitVerursachung oder Hitschuld an der<br />
Tat abgeleitet wird, die eine Täterentlastung zur Folge hat -<br />
und wird vor allem durch zwei Faktoren problematisch und<br />
belastend für die Kommunikation Opfer - <strong>Polizei</strong>: Erstens muß<br />
das Opfer den Ermittlungsbeamten vom Gegenteil eines "minder<br />
schweren Falles" überzeugen, da die Beweislast bei ihm und<br />
nicht beim Täter liegt, und zweitens sind bestimmte "Theorien"<br />
zum männli chen und weiblichen Sexualverhalten Voraussetzung für<br />
die Konstruktion eines "minder schweren Falles" - "Theorien",<br />
die in ihren frauenfeindliehen Auswirkungen bereits beschrieben<br />
worden sind (s.o. Kap. 1.2.1).<br />
4) Und nicht nur dieses, wie folgende Äußerung einer<br />
<strong>Polizei</strong>beamti n deutlich macht: "Hir wollen uns nicht, wie <strong>von</strong><br />
bestimmten Kreisen so gerne dargestellt wird,an den Aussagen<br />
der <strong>Frauen</strong> hochziehen. Beileibe nicht. Wenn wir den ganzen Tag<br />
mit Sittendelikten zu tun haben, dann steht uns das manchmal<br />
bis zum Hals"( Flothmann/Dilling 1987,82).