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STORIES NOT IN COMENIUS FOCUS OF WORLD POLITICS bilateral project 2011 - 2013 __________________________________________________________________________________ Sie gelangten nach Toholampi und die Menschen wurden die erste Nacht wieder in eine Schule gebracht, um dort die Nacht zu verbringen. Senjas Familie hatte eine Wohnung im Obergeschoss der Schule. Eine alte Lehrerin lebte dort, aber diese zog mit einer anderen Lehrerin zusammen, sodass die Familie von Senja ihre Wohnung erhielt. Die Wohnung bestand aus zwei großen Räumen, welche für die kleine Familie mehr als ausreichend waren. Der Vater kam etwas später nach Toholampi. In der Nachbarschaft lebte eine alte Frau, die eine gute Freundin der Familie wurde. Sie überließen ihr sogar ein paar Kühe, als die Evakuierung zu Ende war und sie wieder nach Hause zurückkehren konnten. Sie kehrten im Mai 1945 nach Hause zurück. Dieses Mal war der Rückweg sehr gefährlich, da die Straßen immer noch vermint waren. Sie mussten deshalb kleine Nebenstraßen benutzen oder warten, bis jemand die Minen beseitigt hatte. Senja hörte, dass auf dem Heimweg 70 Menschen durch Minen gestorben und über 200 verletzt worden waren. Senjas Bruder starb im Lapplandkrieg. Vor seinem Tod schrieb er traurige Briefe. Sollte er überleben, so hoffte er, dass es in Finnland nie wieder einen Krieg geben würde. Die Familie erhielt später sein Tagebuch, in welchem er am Ende nur noch die Distanzen, die sie täglich marschierten, notiert hatte. Senja hat viel mehr Erinnerungen an diese zweite Evakuierung während des Fortsetzungskriegs, da sie älter war als im Winterkrieg. Vor der Evakuierung hatten oft deutsche Soldaten in der Nachbarschaft ihr Lager aufgeschlagen. Senja besuchte sie oft und kam einem jungen Kommandanten näher. Dieser Kommandant hielt Senja auf dem Arm und brachte ihr die deutschen Zahlen bei. Einmal setzte er Senja plötzlich ab und ging zum Fenster. Senja sah, dass er weinte und war sicher dass er Heimweh hatte. Die Finnen dachten zu dieser Zeit, dass die Deutschen sehr harte und gefühllose Menschen seien, aber in Wirklichkeit waren sie freundlich und warmherzig und halfen der finnischen Zivilbevölkerung. Obwohl die Deutschen im Lapplandkrieg nun die Feinde waren, hasste die Zivilbevölkerung sie nicht. Die finnische Bevölkerung hielt den Laplandkrieg für überflüssig und es war sehr schwer gegen den früheren Verbündeten zu kämpfen. Nach dem Krieg hatte Senja Alpträume, in denen Partisanen vorkamen, obwohl sie während des Kriegs noch so klein gewesen war. Die Erwachsenen hatten Angst vor den Partisanen gehabt und diese Angst auf die Kinder übertragen. Senjas Mutter war sehr 14
STORIES NOT IN COMENIUS FOCUS OF WORLD POLITICS bilateral project 2011 - 2013 __________________________________________________________________________________ religiös. Der Glaube half ihr die schrecklichen Ereignisse des Kriegs zu überstehen und zu verarbeiten. Der Glaube half auch Senja. Gemeinsames Interview: Nina Rauma, Samuel Hietalahti, Tabea Binder, Nadja Straub Übersetzung ins Deutsche: Tabea Binder, Nadja Straub Aune Valtamäki (*1937) Aune Valtamäki ist die zweitälteste Tochter in ihrer Familie. Sie hat drei weitere Geschwister: Liisa (*1934), die älteste, Inkeri (*1938), die zweit Jüngste der Geschwister und Tuulikki (*1941), die jüngste der Schwestern, welche im August geboren wurde, als der Fortsetzungskrieg schon ein paar Monate im Gange war. Aune war zu diesem Zeitpunkt vier Jahre alt. Die Schwestern wussten nicht, wohin ihr Vater ging. Die einzigen Informationen, die sie erhielten, waren Briefe, die der Vater schrieb, da er sehr besorgt um die Familie war. In einem dieser Briefe hatte er sogar den Namen für das neugeborene Kind vorgeschlagen; Sanna Tuulikki. Da es damals noch kein Radio oder Fernsehen gab und auch die Mutter wenig über den Krieg sprach, wussten die Kinder nichts über die deutschen und die russischen Truppen. Während der Vater im Krieg war, mussten die Kinder und seine Frau ohne ihn zurechtkommen. Zudem war ihr neues Haus noch in der Bauphase und sie wohnten deshalb zunächst im Haus der Großeltern. Die Bauarbeiten verzögerten sich wegen des Krieges, dennoch konnte die Familie irgendwann ins neue Haus ziehen. Allerdings waren nur Küche und 15
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