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Deutsch - Salvatorkolleg

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STORIES NOT IN COMENIUS<br />

FOCUS OF WORLD POLITICS<br />

bilateral project<br />

2011 - 2013<br />

__________________________________________________________________________________<br />

Vom Alter her hätten die Mädchen eigentlich zur Schule gehen müssen, aber da die<br />

Schulen mit evakuierten finnischen Kindern voll waren, war ein regulärer Schulbesuch<br />

nicht möglich. (Während des Lapplandkrieges (1944-45) war die Zahl der nach<br />

Schweden evakuierten Personen nochmals gestiegen.) Die evakuierten Finnen wurden<br />

in Schulen untergebracht. Das Evakuierungsprojekt über den Torino Fluss war<br />

eine Geheimaktion. Marias jüngerer Bruder war in der Armee und half den Menschen<br />

über den Fluss.<br />

Anja hat aber nicht das Gefühl, dass sie deshalb ungebildet geblieben ist, da Marie<br />

viel wusste und ihr auch Lesen, Rechnen und Schreiben beibrachte. Als die Kinder<br />

dann nach Finnland zurückkehrten, hatten sie die finnische Sprache teilweise verlernt.<br />

Die Mutter schickte die Mädchen sofort in die Schule. Die Lehrer sprachen damals<br />

noch kein Schwedisch; die Mädchen lernten jedoch viel und schnell und bekamen<br />

gute Noten. Anja übersprang dann sogar die zweite Klasse und kam direkt in<br />

die dritte Klasse.<br />

Schweden war 1940 ein deutlich reicheres Land als Finnland. Es gab genügen Lebensmitte<br />

für alle und die Leute waren sehr hilfsbereit und freundlich. Die Kinder lernten<br />

sehr schnell schwedische Kinder kennen und fühlten sich schnell dazugehörig.<br />

Diese freundliche Aufnahme trotz der anfänglichen Sprachbarriere führte dazu, dass<br />

die Kinder schnell Schwedisch lernten.<br />

Die Mädchen haben gute Erinnerungen an ihre Zeit in Schweden. Die schwedischen<br />

Mütter sind noch viele Jahre mit ihnen in Kontakt geblieben. Anjas Pflegemutter Maria<br />

besuchte Finnland insgesamt siebenmal und traf sogar viermal die leibliche Mutter<br />

der Mädchen in Joensuu. Bis zu ihrem Tod schickte sie Weihnachtsgeschenke und<br />

dachte sogar an die Geburtstage von Anjas Kindern.<br />

Anja und Helvi wären beide gerne in Schweden geblieben, aber dies war nicht möglich,<br />

da die finnische Regierung angeordnet hatte, dass alle Kriegskinder zurückkehren<br />

mussten, sobald die Lage in Finnland sich wieder stabilisiert hatte. Das Land hatte<br />

große Verluste erlitten und die Kinder und Jugendlichen wurden in ihrer Heimat<br />

benötigt. Während ihrer Zeit in Schweden standen die Schwestern mit ihren Eltern in<br />

Kontakt, die bereits nach Neu.Värtsilä gezogen waren, welches im Fortsetzungskrieg<br />

wieder Finnisch geworden war. Die Frau des Leiters einer Fabrik in Värtsilä sprach<br />

Schwedisch und übersetzte die Briefe der Mädchen ins Finnische und die Briefe der<br />

Mutter ins Schwedische. Ihr Bruder Lasse schrieb auch einige Briefe nach Hause. Er<br />

war alt genug, dass er die finnische Sprache während seiner Zeit in Schweden nicht<br />

verlernte. Obwohl die Mädchen mit ihren leiblichen Eltern Kontakt gehabt hatten,<br />

fühlten sie sich entfremdet. Anja erkannte ihre Mutter am Bahnhof von Joensuu nicht,<br />

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