Deutsch - Salvatorkolleg
Deutsch - Salvatorkolleg
Deutsch - Salvatorkolleg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
STORIES NOT IN COMENIUS<br />
FOCUS OF WORLD POLITICS<br />
bilateral project<br />
2011 - 2013<br />
__________________________________________________________________________________<br />
Heinz Nothelfer (*1929)<br />
Lebenssituation während des Kriegs<br />
Heinz ist Sohn eines Lehrers und wohnte mit seiner<br />
Familie in einem Haus in Bellamont. Wie auf vielen<br />
Höfen im Umkreis waren auch auf ihrem Hof Kriegsgefangene.<br />
Evakuierte aus den Städten kamen in<br />
Familien in den Dörfern unter. So musste auch seine<br />
Familie ihre Verwandtschaft aus Freiburg bei sich aufnehmen, als deren Vater<br />
gefallen war. Deshalb waren viele Haushalte überfüllt.<br />
Bombenangriffe in der Gegend gab es hauptsächlich in Ochsenhausen und Biberach,<br />
wo es zu ca. 100 Toten kam. Er kann sich noch gut an einen Bombenangriff in<br />
der Nähe von Bellamont erinnern, bei dem ein angeschossenes Kriegsflugzeug die<br />
Bombenlast abwerfen musste, die dann einen Hof traf.<br />
Auch sein Vater kam im Alter von 44 Jahren so ums Leben. Der Lehrer wurde als<br />
Zugbegleiter nach Russland einberufen. Während einer Fahrt wurde der Zug jedoch<br />
angegriffen und die meisten Passagiere starben.<br />
Auch in Bellamont gab es die Hitlerjugend, in die alle Jungen und Mädchen ab 8 Jahren<br />
freiwillig gehen konnten, aber ab 10 Jahren dazu verpflichtet waren. Da alle Jugendlichen<br />
in einer Gruppe sein mussten und alle sonstigen Vereine verboten und<br />
geschlossen wurden, ging auch er in die HJ. Allerdings wurde die Hitlerjugend in den<br />
kleineren Dörfern nicht so streng kontrolliert wie in den größeren Städten. Heinz war<br />
sehr stolz auf seine Uniform, die jeder in der HJ bekam. Sie bestand aus einem hellbraunen<br />
Hemd, einer schwarzen Hose, die meistens kurz war, einem breiten Gürtel,<br />
einem Schulterriemen und einer Kappe.<br />
Die Jungen, die dort mehr zu sagen hatten, mussten ein Mal pro Halbjahr zu einem<br />
Lehrgang. Auch er musste einmal zu einem mitgehen, der 2-3 Wochen dauerte.<br />
Während dieser Zeit beschäftigten sie sich mit dem Nationalsozialismus und mussten<br />
eine Wehrausbildung machen. Dabei lernten sie den Umgang mit Gewehren und<br />
Handgranaten.<br />
Ein anderes Mal wurde er zu einem vierwöchigen Schanzeinsatz eingeteilt. Dort<br />
mussten sie entlang des Rheins Schützengräben ausheben. Er weiß noch genau,<br />
dass sie jeden Tag im Nassen standen, da sie nur Holzschuhe trugen und es dauernd<br />
regnete. Sie arbeiteten sehr fleißig, denn sie wussten genau, wann die amerikanischen<br />
Flieger vorbeikommen würden und sie in Sicherheit sein mussten. Un-<br />
75