Deutsch - Salvatorkolleg
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STORIES NOT IN COMENIUS<br />
FOCUS OF WORLD POLITICS<br />
bilateral project<br />
2011 - 2013<br />
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In seiner Freizeit ging Erwin Wild oft zur Kirche und war dort gerne Oberministrant.<br />
Zu seiner Jugend hatte Herrn Wilds Mutter einen Tante Emma Laden, in dem man<br />
Lebensmittel nur mit den dafür vorgesehenen Marken kaufen konnte. Diese mussten<br />
gesammelt und im Rathaus abgeliefert werden. Herr Wild erinnert sich gut an einen<br />
Tag, an dem er diese dort abgab und der stellvertretende Ortsgruppenleiter folgendes<br />
abwertend zu ihm sagte: „Was willst du, du Oberministrant du!“<br />
Urlaub war für Herrn Wild in seiner Jugend ein unbekannter Begriff. Seine Freizeit<br />
bestand daraus, Heilkräuter zu sammeln oder auf Bauernhöfen zu helfen (z.B. Kartoffelkäfer<br />
entfernen).<br />
Allgemeines<br />
Juden: In Wurzach gab es laut Herrn Wild keine Juden, aber über deren Verfolgung<br />
wussten alle Bescheid.<br />
Die Leute damals seien laut Herrn Wild dennoch von Hitler beeindruckt gewesen, da<br />
durch ihn neue, viel versprechende Arbeitsplätze wie zum Beispiel beim Bau der Autobahnen<br />
entstanden.<br />
Kriegsgefangene: Auch gab es Kriegsgefangene in seiner Heimat Wurzach und<br />
Umgebung, die auf Bauernhöfe unter der Wache von einem bewaffneten <strong>Deutsch</strong>en<br />
verteilt wurden. Dort wurden sie auf unterschiedlichste Weise behandelt: Zum einen<br />
wie ein Angehöriger der Familie zum anderen sehr schlecht.<br />
Feste: In der Zeit des Nationalsozialismus wurde nicht gefeiert. Das einzige Fest, an<br />
das sich Herr Wild vage erinnert ist, ist das Maibaumstellen am 1. Mai. An diesem<br />
Tag wurde ein kleiner Aufmarsch in Uniformen gemacht und man prahlte mit dem<br />
Hitlergruß und den Hakenkreuzen, die überall zu sehen waren.<br />
Ängste während der NS-Zeit<br />
Die Eltern hatten Angst, dass die Kinder aufgrund ihres noch jungen Alters verraten<br />
würden, dass man in Herrn Wilds Zuhause z.B. einen Schweizer Schwarzsender<br />
hörte. Dieser stand auf einem Podest und durfte nur unter der Decke angehört werden.<br />
Herr Wild erinnerte sich daran, dass einst der Pfeil, der den Sender bestimmt,<br />
auf dem Schweizer Sender stehen blieb, da das Radio ungünstiger Weise kaputt<br />
ging. Wäre dies damals von den Kontrolleuren gesehen worden, hätte dies schlimme<br />
Folgen gehabt.<br />
Auch wurde dem Vater von Herrn Wild oft damit gedroht, dass man, wenn er die Anweisungen<br />
des Ortsgruppenleiters nicht befolge, seine geistig behinderte Tochter,<br />
Herrn Wilds Schwester, abholen lassen würde. Damals traute sich keiner über Euthanasie<br />
zu sprechen, doch die meisten wussten darüber Bescheid.<br />
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