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Deutsch - Salvatorkolleg

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STORIES NOT IN COMENIUS<br />

FOCUS OF WORLD POLITICS<br />

bilateral project<br />

2011 - 2013<br />

__________________________________________________________________________________<br />

Mutter von einer Frau „Matti Rutanen ist getötet worden“. Matti war Hellens Vater.<br />

Die Frau erzählte, dass ihr Ehemann Matti, der sehr verwundet war, gesehen hatte<br />

und dass es unmöglich wäre, dass er noch lebe. Hellens Mutter blieb aber ganz ruhig,<br />

obwohl sie fast ohnmächtig umfiel. Hellens Mutter erzählte den Kindern aber,<br />

dass sie nicht glaube, dass Matti tot sei. Zuerst dachten die Kinder, ihre Mutter würde<br />

das nur erzählen um sie zu schützen, aber als die Mutter genau dasselbe auch der<br />

Großmutter erzählte, glaubten sie auch, dass ihr Vater noch lebt. Nach einiger Zeit<br />

kam dann auch die Information aus dem Krankenhaus in Kajaani, dass ihr Vater sich<br />

erhole und bald zurückkommen würde.<br />

Nachdem der Vater an der Front verwundet worden war, musste er erst noch eine<br />

Weile warten, bis er ins Krankenhaus gebracht werden konnte. Ein kleiner Granatsplitter<br />

hatte seine Schulter und seinen rechten Lungenflügel durchstochen. Er hatte<br />

zu seinen Krankenträgern gesagt, dass sie ihn nicht mit dem Kopf nach unten tragen<br />

sollten, da es sich für ihn anfühle, als ob er ersticken würde. Als ihr Vater wieder<br />

nach Hause kam, buk Hellens Großmutter Karjalanpaisti und heizte die Sauna auf.<br />

Die Sauna war eine altmodische Rauchsauna und musste den ganzen Tag geheizt<br />

werden. Die ganze Familie war erleichtert, als sie ihren Vater sahen, aber alle waren<br />

auch schockiert von dem Blut und den Verletzungen. Hellen erinnerte sich sehr genau<br />

an die Narben. Ihr kleiner Bruder erkannte seinen Vater gar nicht mehr, weil er<br />

noch so jung war. Er hatte Angst vor seinem Vater und versuchte, ihn vom Bett der<br />

Eltern wegzuschieben. Aufgrund seiner Verletzungen musste er nicht mehr in den<br />

Krieg und arbeitete deshalb als Wächter bei einem Waffendepot in Kokkola.<br />

Während der ersten Jahre fiel es Hellens Vater schwer, über seine Erfahrungen im<br />

Krieg zu sprechen. Er brauchte einige Jahre bis er seiner Familie darüber erzählte.<br />

Aber dann erzählte er so viel, dass seine Frau manchmal sagen musste: „Sprich<br />

nicht so viel über den Krieg; ich habe diese Geschichten schon so oft gehört.“ Nach<br />

dem Krieg hatte ihr Vater auch immer Alpträume, besonders wenn er Fieber hatte.<br />

Manchmal musste Hellens Mutter ihn nachts aufwecken und beruhigen, weil er oft<br />

schrie und seinen Kameraden Warnungen zurief. Im Großen und Ganzen war Hellens<br />

Vater jedoch eine Person, die das Leben liebte; er spielte mit seinen Kindern<br />

und sang viel beim Arbeiten. Hellen erinnert sich, dass er sagte, dass er keine Kriege<br />

für sein Land mehr wollte.<br />

Kindheit und Schule<br />

Hellens erste Schultasche war ein alter Hafersack von ihrem Vater, den ihre Mutter<br />

repariert, gewaschen und noch gefärbt hatte. Die Familie konnte sich nämlich keinen<br />

neuen Schulranzen für die Tochter leisten. Ihr Vater hatte den Rucksack vom Krieg<br />

mitgebracht, als er nach Hause kam.<br />

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