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Deutsch - Salvatorkolleg

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STORIES NOT IN COMENIUS<br />

FOCUS OF WORLD POLITICS<br />

bilateral project<br />

2011 - 2013<br />

__________________________________________________________________________________<br />

praktisch unmöglich gewesen war, sie zu stoppen. Jetzt war die Mutter das Familienoberhaupt.<br />

Die Beerdigung des Vaters war für Anja eine Katastrophe. Der Vater war auf dem<br />

Bauch liegend im Schlaf gestorben. Als er auf den Rücken gedreht wurde, war sein<br />

Gesicht ganz blau. Am Tag der Beerdigung hatte sein Körper aber wieder eine normale<br />

Hautfarbe angenommen, was für Anja so aussah, als wäre er auferstanden.<br />

Anja sprang in den offenen Sarg und klammerte sich an den Körper. Sie schrie, man<br />

könne den Vater nicht beerdigen. Die Erwachsenen mussten sie mit Gewalt aus dem<br />

Sarg herausholen.<br />

Das Leben in Finnland nach dem Krieg<br />

Nach dem Krieg wurden die Lebensmittel in Finnland knapp. Die Milchration der Familie<br />

Ratilainen war 6 Deziliter am Tag. Helvi fragte: „Was dachte die Mutter wohl, als<br />

sie auf die 6 dl Milch wartete? Dachte sie: Ich bin so hungrig, dass ich alles selbst<br />

trinke oder soll ich jedem in der Familie ein halbes Glas, d.h. 1 dl geben?“ Die Mutter<br />

bereitete aber immer Haferbrei zu. Da die Mutter praktisch veranlagt war, hielt sie<br />

immer ein Schwein und baute eigenes Gemüse an.<br />

Im Sommer 1948 hatte die Mutter die Möglichkeit nach Schweden zu gehen und die<br />

Mädchen verbrachten den ganzen Sommer bei Maria und Sara. Die Reise war für die<br />

Mutter großartig, da sie von den Dorfleuten Rohwolle erhielt, die sie zunächst spann<br />

und dann Socken daraus strickte. Die Ausfuhr von neuen Gütern aus Schweden<br />

nach Finnland war damals praktisch nicht erlaubt. Als sie neue Gummistiefel in<br />

Schweden kauften, mussten die getragen werden, damit sie alt aussahen. Die Stiefel<br />

kamen problemlos durch den Zoll, die Wolle und die Socken waren aber ein Problem.<br />

Im Hafen von Örnsköldsvik (Schweden) wurden sie mit einer hohen Ausfuhrgebühr<br />

belegt. Maria wurde wütend und sagte: „Sie können unmöglich so streng sein. Diese<br />

Frau ist seit zwei Jahren Witwe und hat vier Kinder. Gute Menschen haben ihr die<br />

Wolle kostenlos gegeben und jetzt wollen sie diese besteuern.“ Wolle und Socken<br />

durften ausgeführt werden und kamen so nach Finnland.<br />

Die Mädchen kehrten alle zwei Jahre während der Sommerferien nach Schweden<br />

zurück.<br />

In der Zeit des Wiederaufbaus, mussten sogar die Kinder arbeiten, um das notwendige<br />

Geld zu verdienen. Anja erinnert sich, dass sie mit 12 Jahren (1949) mit ihrem<br />

Fahrrad die 12 km zum Bahnhof von Tohmajärvi geradelt ist, um Eis zu kaufen. Sie<br />

verbrachte den Sommer damit, Eis zu verkaufen.<br />

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