Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!
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zurück, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie im traditionellen S<strong>in</strong>ne als wissenschaftliche Metho<strong>de</strong> zur<br />
Text<strong>in</strong>terpretation entwickelt hatte.<br />
Die Hermeneutik besitzt ke<strong>in</strong>en Anspruch auf <strong>die</strong> Formulierung allgeme<strong>in</strong> gültiger und<br />
verb<strong>in</strong>dlicher Aussagen, <strong>de</strong>nn es bleibt festzuhalten, daß Gegenstän<strong>de</strong> und Handlungen<br />
unterschiedlich <strong>in</strong>terpretiert wer<strong>de</strong>n können, <strong>die</strong>s gilt vor allem bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Textanalyse.<br />
Die Lehre vom mehrfachen Schrifts<strong>in</strong>n wie sie Rittelmeyer und Parmentier am Beispiel<br />
mittelalterlicher Text<strong>in</strong>terpretationen aufzeigen, besitzt immer noch Gültigkeit. Hier<strong>in</strong><br />
kommt auch <strong>die</strong> Abgrenzung zu <strong>de</strong>n empirischen Naturwissenschaften zum Vorsche<strong>in</strong>,<br />
<strong>de</strong>nn <strong>die</strong> Hermeneutik erschließt ihren Forschungsgegenstand nicht über objektive<br />
Kausalitäten.<br />
Je differenzierter <strong>die</strong> Vorgehensweise zur Interpretation ist, je mehr Kontext<strong>in</strong>formationen<br />
h<strong>in</strong>zugezogen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>sto genauer und tiefgründiger s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Aussagen, <strong>die</strong> durch<br />
Hermeneutik getroffen wer<strong>de</strong>n können.<br />
Wolfgang Klafki hat elf Metho<strong>de</strong>n aufgezeigt 12 , mit <strong><strong>de</strong>r</strong>en Hilfe Texte wissenschaftlich<br />
untersucht und verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können. Auf e<strong>in</strong>zelne Aspekte wird <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Darlegung<br />
me<strong>in</strong>er Vorgehensweise konkret e<strong>in</strong>gegangen. Zusammenfassen kann man Klafkis<br />
Metho<strong>de</strong>n als wissenschaftliche Erkenntnisschritte <strong><strong>de</strong>r</strong> Textanalyse und ihren Übertrag im<br />
S<strong>in</strong>ne <strong><strong>de</strong>r</strong> Etymologie von Hermeneutik. Ziel ist es, <strong>die</strong> Inhalte kultureller Ereignisse <strong>de</strong>m<br />
Leser verstehend zu übermitteln. Klafki betont <strong>die</strong> Wichtigkeit e<strong>in</strong>er ständigen Reflexion<br />
<strong>de</strong>s Interpreten bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> bereits erarbeiteten E<strong>in</strong>zelelemente auf <strong>de</strong>n gesamten<br />
<strong>in</strong>haltlichen Zusammenhang. Geleistete Teil<strong>in</strong>terpretationen müssen immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf e<strong>in</strong><br />
Ganzes überprüft wer<strong>de</strong>n, um <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefahr, daß „[...] durch e<strong>in</strong>e unvorsichtige, unsensible,<br />
vielleicht sogar gewalttätige und ursurpatorische Interpretation <strong><strong>de</strong>r</strong> wesentliche Gehalt<br />
e<strong>in</strong>es Textes o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bil<strong>de</strong>s zerstört wird“ 13 , entgegen wirken zu können.<br />
Persönliche Vorannahmen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse vorangehen<strong>de</strong> Arbeitshypothesen müssen<br />
ebenfalls regelmäßig auf <strong>in</strong>haltliche Kompatibilität mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Literatur überprüft wer<strong>de</strong>n, um<br />
sie bei Bedarf zu korrigieren. Der Forschungsgegenstand kann nicht geradl<strong>in</strong>ig von e<strong>in</strong>em<br />
bestimmten Vorverständnis her erschlossen wer<strong>de</strong>n, statt <strong>de</strong>ssen ist e<strong>in</strong>e langsame<br />
Annäherung unter Berücksichtigung aller Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten <strong>de</strong>s Textes e<strong>in</strong>schließlich<br />
Semantik und Syntax unumgänglich.<br />
E<strong>in</strong>e anspruchsvolle hermeneutische Analyse formuliert Ergebnisse nicht nach e<strong>in</strong>maliger<br />
Bearbeitung <strong>de</strong>s Textes son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ist Ausdruck e<strong>in</strong>es Verstehensprozesses, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Leser<br />
12 Vgl. Klafki 1975, im Folgen<strong>de</strong>n zitiert nach Rittelmeyer/Parmentier 2001, S. 136 ff<br />
13 ebd. 2001, S. 2 – 3<br />
Diese und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Examensarbeiten gibt es auf www.son<strong><strong>de</strong>r</strong>paedagoge.<strong>de</strong> 10