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Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!

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Interpretationen auf <strong>die</strong> akute Lebenssituation von Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung zu treffen.<br />

Lediglich an e<strong>in</strong>er Stelle <strong>de</strong>s Buches kommt e<strong>in</strong>e soziale Hierarchie <strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gesellschaft zum Ausdruck, wie sie jedoch als typisch für <strong>die</strong> <strong>Antike</strong> angesehen wer<strong>de</strong>n<br />

kann: „Wenn zum Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Träger e<strong>in</strong>es Amtes körperlich verletzt hat, so darf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

erstere nicht ebenfalls zum Ausgleich verletzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Hat aber jemand <strong>de</strong>n Amtes verletzt, so muß er <strong>die</strong>s nicht nur an se<strong>in</strong>em Leib zu spüren<br />

bekommen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch noch bestraft wer<strong>de</strong>n“ 2 .<br />

Dieses Beispiel bil<strong>de</strong>t nicht <strong>die</strong> Gesellschaft im Ganzen ab, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es betont e<strong>in</strong>e<br />

Ausnahmestellung für Menschen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em öffentlichen Amt und damit, nach <strong>de</strong>m<br />

Glauben <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen, sowohl im Auftrag <strong>de</strong>s Staates, als auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Götter tätig s<strong>in</strong>d. Sie<br />

stehen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaftsordnung über <strong>de</strong>n restlichen Bürgern <strong><strong>de</strong>r</strong> Polisgeme<strong>in</strong><strong>de</strong> und<br />

damit auch über Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung.<br />

Hier schließt sich <strong>die</strong> Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Zugänglichkeit öffentlicher Ämter zur damaligen Zeit an.<br />

Waren sie an Bed<strong>in</strong>gungen und Voraussetzungen geknüpft, und hätten auch Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung e<strong>in</strong>e solche Position erreichen können? Diese Frage kann nicht mit Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

„Nikomachischen Ethik“ beantwortet wer<strong>de</strong>n. In e<strong>in</strong>em weiteren Buch Aristoteles (Politik<br />

und Staat <strong><strong>de</strong>r</strong> Athener) 3 f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich e<strong>in</strong>e unerläßliche Bed<strong>in</strong>gung: Nur Menschen, <strong>die</strong> drei<br />

Jahre für das Herr <strong>die</strong>nten und sich dabei durch Mut, Tapferkeit, körperliche Leistungskraft<br />

und Intelligenz ausgezeichnet haben, steht pr<strong>in</strong>zipiell <strong>die</strong> Möglichkeit zur Berufung <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

öffentliches Amt offen. Hier existiert e<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gung, <strong>die</strong> zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st Menschen mit<br />

Körperbeh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>n Zugang zu öffentlichen Ämtern weitgehend unmöglich machte<br />

und e<strong>in</strong>en vertikalen Aufstieg im Gesellschaftssystem verh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n konnten.<br />

Nach <strong>de</strong>m Aufzeigen <strong>de</strong>s praktischen Anspruches se<strong>in</strong>er Philosophie und e<strong>in</strong>er kurzen<br />

Erläuterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Problematik se<strong>in</strong>es Verzichtes auf gesellschaftliche Realität wird jetzt<br />

explizit auf Aristoteles Def<strong>in</strong>ition <strong>de</strong>ssen, was unter Ethik respektive ethisch zu verstehen<br />

ist, e<strong>in</strong>gegangen. Um dabei <strong>de</strong>n Ausführungen Aristoteles folgen zu können, muss zuvor<br />

se<strong>in</strong>er Ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit <strong>de</strong>m Begriffe Tüchtigkeit gefolgt wer<strong>de</strong>n. Der Ansatzpunkt<br />

zur <strong>in</strong>haltlichen Füllung <strong>die</strong>ses Begriffs liefert se<strong>in</strong>e anthropologisch formulierte Frage, <strong>in</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> er nach e<strong>in</strong>er Leistung sucht, <strong>die</strong> <strong>de</strong>n Menschen von Pflanzen und Tieren abgrenzt.<br />

Hierzu schreibt er: „Sollte nicht vielmehr so wie Auge, Hand, Fuß, kurz je<strong><strong>de</strong>r</strong> Teil <strong>de</strong>s<br />

Körpers se<strong>in</strong>e beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Funktion hat, auch für <strong>de</strong>n Menschen über all <strong>die</strong>se<br />

2 ebd. 1983, S. 132<br />

3 vgl. Aristoteles 1993, S. 44 ff<br />

Diese und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Examensarbeiten gibt es auf www.son<strong><strong>de</strong>r</strong>paedagoge.<strong>de</strong> 41

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