Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!
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von <strong>de</strong>n Individuen selbst qualitativ bewertet wer<strong>de</strong>n kann. Die Bezeichnung „äußere<br />
Güter“ wie sie von Aristoteles verwen<strong>de</strong>t wird, f<strong>in</strong><strong>de</strong>t hier ke<strong>in</strong>en Anklang.<br />
Wenn Glückseligkeit als re<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles Merkmal angesehen wird, ist hieraus e<strong>in</strong>e<br />
Trennung von Körper und Geist zu <strong>in</strong>terpretieren. Demnach können auf Utopia sowohl<br />
Menschen mit schwerster körperlichen als auch solche mit geistigen Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
e<strong>in</strong> Leben führen, daß alle Merkmale <strong><strong>de</strong>r</strong> Glückseligkeit erfüllt. Es f<strong>in</strong><strong>de</strong>t ke<strong>in</strong>e<br />
Gleichsetzung statt, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> körperliche o<strong><strong>de</strong>r</strong> geistige Fähigkeiten gleichbe<strong>de</strong>utend mit<br />
Glückseligkeit s<strong>in</strong>d, o<strong><strong>de</strong>r</strong> umgekehrt, e<strong>in</strong> Fehlen von Fähigkeiten <strong>de</strong>s Körperlichen<br />
gleichbe<strong>de</strong>utend mit Leid und Unglück s<strong>in</strong>d. In <strong>de</strong>n Ausführungen über das Vergnügen ist<br />
durchaus e<strong>in</strong> Menschenbild enthalten, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m <strong>die</strong> Vollkommenheit <strong>de</strong>s Körpers dom<strong>in</strong>iert.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei um e<strong>in</strong>e mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne, auch heute weitverbreitete Me<strong>in</strong>ung. Als<br />
vorbildlich darf <strong>die</strong> Betonung <strong><strong>de</strong>r</strong> Subjektivität <strong>de</strong>s Erlebens <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt gesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch erlebt se<strong>in</strong>e eigene Welt als e<strong>in</strong>e subjektive, <strong>die</strong> konstruktivistischen<br />
Anklänge <strong>die</strong>ser vorherrschen<strong>de</strong>n Denkweise s<strong>in</strong>d nicht kaum zu übersehehen.<br />
Krankheit und Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung wird nicht mit Leid und Schmerz gleichgesetzt. Die<br />
Anthropologie steht <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> L<strong>in</strong>ie heutiger mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ner heilpädagogischer Theorien.<br />
Der Mensch mit Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung als Bauherr se<strong>in</strong>er eigenen erlebten Wirklichkeit, <strong>de</strong>m e<strong>in</strong><br />
Höchstmaß an Autonomie und Subjektivität zukommt und <strong>de</strong>m gleichzeitig mit Respekt<br />
und Empathie begegnet wird.<br />
In e<strong>in</strong>em kurzen Rückblick können wir festhalten, daß Morus als passiver Erzähler uns <strong>die</strong><br />
Geschichten <strong>de</strong>s Weltreisen<strong>de</strong>n Raphaels wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gibt und e<strong>in</strong> Bild über <strong>die</strong> Insel Utopia<br />
ermöglicht. Diese weist durch Betonung <strong>de</strong>s Geme<strong>in</strong>wohls und ihrer Staatsstruktur<br />
e<strong>in</strong><strong>de</strong>utige Parallelen zu sozialistischen Staaten auf. Jedoch kann <strong>in</strong> Bezug auf Utopia nicht<br />
von e<strong>in</strong>em Sche<strong>in</strong>sozialismus gesprochen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn <strong>die</strong> Individuen s<strong>in</strong>d zu je<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit<br />
vollwertiges Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> Geme<strong>in</strong>schaft. Mögliche Grün<strong>de</strong>, unter <strong>de</strong>nen sie nicht zum<br />
Geme<strong>in</strong>wohl beitragen können, bleiben ohne Folgen. Die mit e<strong>in</strong>er Betonung <strong>de</strong>s<br />
Geme<strong>in</strong>wohls oftmals verbun<strong>de</strong>ne re<strong>in</strong> materialistische Ethik existiert nicht, vielmehr kann<br />
von e<strong>in</strong>er sozialen, auf Gleichheit gerichtete Ethik gesprochen wer<strong>de</strong>n. Grundlage hierfür<br />
ist e<strong>in</strong>e Anthropologie <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht verän<strong><strong>de</strong>r</strong>baren Gleichheit aller Menschen. Raphaels<br />
Berichte richten sich <strong>in</strong> ihren enthalten<strong>de</strong>n Aussagen gegen das englische Staatssystem.<br />
Konkret s<strong>in</strong>d es <strong>die</strong> Fürsten, welche e<strong>in</strong>e Staatsorganisation ähnlich <strong>die</strong> Utopias durch ihre<br />
f<strong>in</strong>anziellen und von Macht geprägten Interessen verh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />
Sie s<strong>in</strong>d Zielpunkt aller <strong>in</strong>haltlichen Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen Raphaels. Erst <strong>die</strong> Beendigung ihrer<br />
Herrschaftsmacht kann e<strong>in</strong>en Weg zur Gleichheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen ebnen. Voraussetzung ist<br />
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