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Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!

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verfügt, erhält <strong>die</strong> vollen Menschenrechte. Säugl<strong>in</strong>ge mit schwerster Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung können<br />

se<strong>in</strong>er Annahme nach <strong>die</strong> Voraussetzungen zum Erhalt <strong>de</strong>s Personenstatus kaum erfüllen<br />

und verfügen <strong>de</strong>mnach nicht über gleichwertige Menschenrechte. E<strong>in</strong> bewusst<br />

herbeigeführter Tod betroffener K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> durch <strong>die</strong> Ärzte stellt bei <strong>die</strong>ser Sichtweise ke<strong>in</strong><br />

Verbrechen dar.<br />

Im Gegensatz zur Abtreibung f<strong>in</strong><strong>de</strong>t <strong>die</strong> Tötung nicht ausschließlich im Mutterleib statt.<br />

S<strong>in</strong>ger möchte <strong>die</strong> Entscheidung über lebenswert und lebensunwert erst nach 28 Tagen<br />

treffen, um <strong>die</strong> Entwicklung <strong>de</strong>s Säugl<strong>in</strong>gs abwarten zu können.<br />

In Frankreich sprach <strong><strong>de</strong>r</strong> Kassationsgerichtshof, <strong>die</strong> höchste richterliche Revisions<strong>in</strong>stanz<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, ähnlich <strong>de</strong>m Deutschen Bun<strong>de</strong>sverfassungsgericht, <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutter e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>de</strong>s<br />

mit Down-Syndrom Recht zu, <strong>die</strong> im Namen ihres Sohnes geklagt hatte. Durch <strong>de</strong>n<br />

Richterspruch erhält sie umgerechnet 1,35 Millionen Mark, um <strong>die</strong> anfallen<strong>de</strong>n<br />

Pflegekosten für das K<strong>in</strong>d <strong>de</strong>cken zu können. Ihr behan<strong>de</strong>ln<strong><strong>de</strong>r</strong> Frauenarzt habe sie nicht<br />

ausreichend über <strong>die</strong> Möglichkeiten e<strong>in</strong>es Schwangerschaftsabbruchs <strong>in</strong>formiert, obwohl<br />

Anzeichen für e<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s K<strong>in</strong><strong>de</strong>s vorhan<strong>de</strong>n gewesen wären. Damit sei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mutter <strong>die</strong> Möglichkeit <strong>de</strong>s Schwangerschaftsabbruchs genommen wor<strong>de</strong>n, heißt es <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Urteilsbegründung. Es wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie <strong>de</strong>shalb e<strong>in</strong>e Entschädigung gezahlt, weil das K<strong>in</strong>d<br />

mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung geboren wur<strong>de</strong>. Die Geburt e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>de</strong>s mit Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung gilt nach<br />

<strong>die</strong>sem Urteil als materieller Scha<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> betroffenen Eltern.<br />

Der Urteilsspruch hat heftige Kritik hervorgerufen. Anwälte, Politiker, Kirchenvertreter,<br />

Ärzte und Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>tenverbän<strong>de</strong> lehnen <strong>die</strong> Entscheidung ab. Sie sehen e<strong>in</strong>en Angriff auf<br />

<strong>die</strong> Wür<strong>de</strong> aller Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung und warnen vor Verbreitung eugenischer<br />

Gedanken. Rechtsexperten befürchten <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Urteil e<strong>in</strong>e Grundlage für Klagen von<br />

Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung gegen ihre Eltern 2 .<br />

Die Bestimmung <strong>de</strong>s schulischen Lernorts von Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung kann ebenfalls<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n aktuellen Kontext e<strong>in</strong>gebracht wer<strong>de</strong>n. Es ist zu unterschei<strong>de</strong>n, ob Lebensrechte<br />

grundsätzlich <strong>in</strong> Frage gestellt wer<strong>de</strong>n, o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>e Debatte zur Organisation <strong>de</strong>s<br />

Schulwesens geführt wird. Die schulische Integration gilt als wesentlicher Teil <strong>de</strong>s<br />

Ausdrucks von Akzeptanz und Partizipation für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung als Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

unserer Gesellschaft. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>tenpädagogik wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenhang zwischen<br />

Lebens- und Bildungsrecht ausdrücklich hervorgehoben. E<strong>in</strong>e schulische Ausson<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

von Menschen, unter <strong>de</strong>m Vorwand nicht bildungsfähig zu se<strong>in</strong>, wie <strong>die</strong>s bis 1978 <strong>in</strong><br />

2 Vgl.: Die Welt, Donnerstag 29. November 2001<br />

Diese und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Examensarbeiten gibt es auf www.son<strong><strong>de</strong>r</strong>paedagoge.<strong>de</strong> 3

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