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Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!

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Teilfunktionen h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e bestimmte Leistung anzusetzen se<strong>in</strong>?“ 4 . Es ist se<strong>in</strong> Versuch,<br />

e<strong>in</strong>e Wesenseigenschaft zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, <strong>die</strong> allen Menschen über <strong>die</strong> Tätigkeit <strong>in</strong>dividueller,<br />

separierter E<strong>in</strong>zelfunktionen h<strong>in</strong>aus geme<strong>in</strong>sam ist. Das zitierte anthropologische<br />

Erkenntnis<strong>in</strong>teresse ist ke<strong>in</strong>esfalls als For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zur Formulierung von Normen,<br />

beispielsweise h<strong>in</strong>sichtlich <strong>in</strong>dividueller Produktionspotentiale zu verstehen. Es steht<br />

hierbei nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Aspekt <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Nützlichkeit zur Diskussion. Aristoteles f<strong>in</strong><strong>de</strong>t e<strong>in</strong><br />

solches anthropologisches Element, welches <strong>de</strong>n Menschen über Pflanze und Tier hebt, es<br />

ist <strong>die</strong>s, „[...] e<strong>in</strong> Tätigse<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele“ 5 , als unverzichtbare Voraussetzung zur ethischen<br />

Trefflichkeit. Damit trennt er Mensch und Tier anhand e<strong>in</strong>es qualitativen Axioms und nicht<br />

s<strong>in</strong>gulär aufgrund speziezistischer Gattungsgrenzen. Es muß sich hier <strong>die</strong> Frage, vor allem<br />

im H<strong>in</strong>blick auf unser leiten<strong>de</strong>s Erkenntnis<strong>in</strong>teresse, anschließen, ob er bestimmten<br />

Menschen <strong>die</strong> Voraussetzungen für e<strong>in</strong> „Tätigse<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele“ abspricht.<br />

Dies geschieht we<strong><strong>de</strong>r</strong> ausdrücklich noch <strong>in</strong> Form von Metaphern. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch ist <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Nikomachischen Ethik durch se<strong>in</strong>e menschliche Existenz mit se<strong>in</strong>er ihm eigenen Seele<br />

tätig. Die Seele ist Basis je<strong>de</strong>s Menschen und existiert Entwicklungsunabhängig. Hieraus<br />

können wir nun ableiten, wie Aristoteles zu <strong>de</strong>m Dualismus von Körper und Seele steht. Er<br />

nimmt e<strong>in</strong>e Differenzierung vor, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> er Seele und Geist vom Körper trennt. Denn wenn<br />

er das „Tätigse<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele“ allen Menschen zuspricht, können wir ihn von e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong><br />

biologistischen Paradigma abgrenzen und e<strong>in</strong>er primär philosophisch orientierten<br />

Zugangsweise zuordnen. Durch <strong>die</strong> Trennung zwischen e<strong>in</strong>er äußeren und e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren<br />

Ebene überw<strong>in</strong><strong>de</strong>t er das I<strong>de</strong>al <strong><strong>de</strong>r</strong> Kalokagathie, wonach <strong>die</strong> äußere Ästhetik e<strong>in</strong>es<br />

Menschen qualitative Rückschlüsse auf se<strong>in</strong>e Moral zuläßt.<br />

Aristoteles macht e<strong>in</strong> „Tätigse<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele“ nicht abhängig von bestimmten<br />

M<strong>in</strong><strong>de</strong>stkriterien, unter <strong>de</strong>nen das „Tätigse<strong>in</strong>“ sich erst vollziehen kann und folgt somit<br />

nicht <strong>de</strong>n Theorien, <strong>die</strong> von e<strong>in</strong>er Wechselbeziehung körperlicher und geistiger<br />

Fähigkeiten ausgehen. Diese Annahme ist für <strong>die</strong> Philosophie <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Antike</strong> e<strong>in</strong>e gravieren<strong>de</strong><br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung. Es war vor allem Plato, also erneut <strong><strong>de</strong>r</strong> geistige Ziehvater Aristoteles, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en Arbeiten zur menschlichen Ästhetik äußere Vollkommenheit mit <strong>in</strong>nerer Moral<br />

gleichsetzte.<br />

Im S<strong>in</strong>ne <strong><strong>de</strong>r</strong> hermeneutischen Spirale muß <strong>die</strong>se erste Aussage sich immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> erneut<br />

bestätigen o<strong><strong>de</strong>r</strong> neu <strong>in</strong>terpretiert wer<strong>de</strong>n. Es ist beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wichtig, weil <strong>die</strong>se erste Aussage<br />

zu Aristoteles me<strong>in</strong>em Vorwissen über se<strong>in</strong>e Person und <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Antike</strong>n allgeme<strong>in</strong><br />

zuwi<strong><strong>de</strong>r</strong>läuft. In folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Formulierung sehe ich jedoch e<strong>in</strong>en Beleg, an <strong>de</strong>m me<strong>in</strong>e<br />

4 Aristoteles, 1983, S. 16<br />

5 ebd. 1983, S 17<br />

Diese und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Examensarbeiten gibt es auf www.son<strong><strong>de</strong>r</strong>paedagoge.<strong>de</strong> 42

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