Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!
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nicht, um zu erfahren, was ethische Werthaftigkeit sei, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um wertvolle Menschen zu<br />
wer<strong>de</strong>n“ 1 .<br />
Neben se<strong>in</strong>em praktischen Anspruch wird hier e<strong>in</strong>e vergleichsweise spezielle Def<strong>in</strong>ition<br />
von Ethik vorgestellt. Sie entspricht nicht <strong>de</strong>m heute verbreiteten Verständnis e<strong>in</strong>er<br />
theoretischen Reflexionsebene von Moral und Moralität. Statt <strong>de</strong>ssen weist se<strong>in</strong>e<br />
Auffassung <strong>die</strong> Ethik als e<strong>in</strong> praktisches Instrumentarium zur Verwirklichung<br />
menschlicher Handlungen aus. Ziel ist <strong>die</strong> Ermöglichung sittlicher Trefflichkeit aller<br />
Menschen entsprechend e<strong>in</strong>er ihnen gegebenen Situation. Die Begriffe Moral und<br />
Moralität zur Kennzeichnung praktischer Handlungen verwen<strong>de</strong>t er nicht. Sie fließen bei<br />
Aristoteles <strong>in</strong> <strong>die</strong> Term<strong>in</strong>i Ethik und ethisch e<strong>in</strong>.<br />
Aristoteles vollzieht ke<strong>in</strong>e explizite Deskription sozial-gesellschaftlicher Realität und hebt<br />
sich <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Punkt von Platon, se<strong>in</strong>em geistigen Lehrmeister, ab. Dieser g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
Werken zur Ethik ausführlich auf gesellschaftliche, sozio-ökonomische und politische<br />
Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>. Aristoteles behan<strong>de</strong>lt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch Komplexe <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen<br />
E<strong>in</strong>zeltugen<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> er jeweils nach <strong>de</strong>mselben Schema untersucht. Se<strong>in</strong>e leiten<strong>de</strong> Prämisse<br />
ist das richtige Verhalten entsprechend e<strong>in</strong>er gegebenen Situation zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Das richtige<br />
Verhalten und damit <strong>die</strong> sittliche Trefflichkeit bezeichnet er als <strong>die</strong> Mitte zwischen zwei<br />
Extremen, als Balance zwischen zwei gegenüberliegen<strong>de</strong>n Pole. Für <strong>die</strong> jeweiligen, von<br />
ihm aufgezeigten E<strong>in</strong>zeltugen<strong>de</strong>n, versucht er <strong>die</strong>se Mitte aufzuzeigen.<br />
Se<strong>in</strong>e Ausblendung <strong>de</strong>s kulturellen und gesellschaftlichen Kontext für <strong>die</strong> damaligen Zeit<br />
verursacht zwei wesentliche Folgen: E<strong>in</strong>erseits bil<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>e formulierten Beispiele e<strong>in</strong>en<br />
i<strong>de</strong>alen Raum ab, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Handlungen entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> Aktion o<strong><strong>de</strong>r</strong> Reaktion e<strong>in</strong>es Subjekts<br />
präsentieren unter Nichtbeachtung e<strong>in</strong>er faktischen und bee<strong>in</strong>flussen<strong>de</strong>n Realität. E<strong>in</strong><br />
solches Vorgehen übergeht <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Antike</strong> selbstverständlich existieren<strong>de</strong>n sozialen<br />
Verb<strong>in</strong>dungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Individuen durch Interaktion und Kommunikation mit ihrer Umwelt.<br />
Hier<strong>in</strong> spiegelt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> philosophische Reduktionismus e<strong>in</strong>es Wissenschaftsverständnis<br />
über <strong>die</strong> Natur <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt wie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Der Mensch als statisches, <strong>de</strong>term<strong>in</strong>istisches und<br />
atomistische Element.<br />
E<strong>in</strong> Buch über Ethik und ethisches Han<strong>de</strong>ln, welches vollständig <strong>de</strong>n Aspekt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Lebensumstän<strong>de</strong> ignoriert, sche<strong>in</strong>t von <strong><strong>de</strong>r</strong> Anlage her bereits ungeeignet, um <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne mit ihren weitreichen<strong>de</strong>n sozialen und gesellschaftlichen Koppelungen, e<strong>in</strong>en<br />
Gültigkeitsanspruch erheben zu können.<br />
Außer<strong>de</strong>m ist es aufgrund fehlen<strong><strong>de</strong>r</strong> Reflexion <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität kaum möglich, Aussagen und<br />
1 Aristoteles 1983, S. 36<br />
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